(ddp direct) Stuttgart/Leipzig, 29.11.2012 Helga Paris, geboren 1938, nimmt in der deutschen Fotografie eine herausragende Rolle ein. Sie ist die Chronistin des langen ostdeutschen Nachkriegs. Über mehr als drei Jahrzehnte richtet sich ihr Blick auf die Menschen, die hier leben. Das Interesse und die Sympathie der Fotografin, die einer Arbeiterfamilie entstammt, gehören dem proletarischen Milieu der Großstadt: Der herben, fast surrealen Schönheit der vom Krieg gezeichneten, ehemals bürgerlichen, nun proletarischen Straßenzüge und ihren Bewohnern. Die Fotografien der nun in der Galerie für Zeitgenössischen Kunst gezeigten Ausstellung berichten von der melancholischen Vitalität Ostberliner Eckkneipen und der poetischen Tristesse Altberliner Straßenzüge der 1970er-Jahre. Man begegnet Müllfahrern, eigenwillig wütenden, aber besonnenen Jugendlichen und stolzen Textilarbeiterinnen. Man bereist Polen, Georgien und Siebenbürgen und durchwandert die mitteldeutsche Industriestadt Halle.
Ihre empathischen Bilder verlassen den formellen Rahmen einer “Sozialstudie” bei Weitem. Paris arbeitet in jedem einzelnen Porträt die ganz besondere Persönlichkeit des Gegenübers heraus und verleiht damit den Individuen hinter ihren sozialen und gesellschaftlichen Rollen das menschlich Einzigartige.
Nach dem Fall der Berliner Mauer begann für die Fotografin eine Phase der intensiven Auseinandersetzung mit eigenen, frühen Kriegs- und Nachkriegserfahrungen auch diese Werkgruppen werden in der Ausstellung vorgestellt.
Helga Paris arbeitete, bis auf wenige Ausnahmen, ausschließlich im Eigenauftrag. Ein Markt für Bilder dieser Art existierte in der DDR nicht. Dennoch war ihr Werk schon zu DDR-Zeiten außerordentlich populär. Dank ihrer besonderen Fähigkeit, vernachlässigte Straßenzüge und verfallende Häuser mit der gleichen mitfühlenden und zärtlichen Strenge zu fotografieren wie Kneipenbesucher und spielende Kinder, gab und gibt Paris den Menschen und Dingen eine besondere Würde.
Helga Paris ist Mitglied der Akademie der Künste und wurde mit dem Hannah-Höch-Preis der Berlinischen Galerie ausgezeichnet.
Mit dieser bisher umfangreichsten Ausstellung und der sie begleitenden Publikation knüpft das ifa an die 2004 im Sprengel Museum Hannover gezeigte Präsentation und die aus diesem Anlass erschienene Monographie an.
Helga Paris. Fotografie.
Eröffnung: 7.12.2012, 19 Uhr
Pressevorbesichtigung ab 18 Uhr
Ausstellung:
8.12.2012 27.1.2013
Galerie für Zeitgenössische Kunst 2
Karl-Tauchnitz-Straße 911
D-04107 Leipzig, www.gfzk-leipzig.de
T: +49 341 140 81-0, -26 (Kasse)
Öffnungszeiten: DiFr 1419, Sa/So 1218 Uhr
Eintritt: 5, ermäßigt 3
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, “Fotografie”, Stuttgart: Institut für Auslandsbeziehungen, 2012. 208 S. dt. / engl. Konzeption: Inka Schube, Texte: Inka Schube, Helga Paris.
Nach den Ausstellungen Sibylle Bergemann. Photographien, Barbara Klemm. Helldunkel. Fotografien aus Deutschland und Arno Fischer. Fotografie setzt das ifa seine monografische Reihe zu deutschen Fotografinnen und Fotografen fort. Die Ausstellung Helga Paris. Fotografie ist die vierte in dieser Reihe. Die vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) konzipierte Ausstellung hat in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig Premiere und wird anschließend auf Welttournee gehen. Erste Auslandsstation ist Georgien.
Fotos zur Ausstellung
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Institut für Auslandsbeziehungen
Miriam Kahrmann
Charlottenplatz 17
70173 Stuttgart
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