Schadenverhütung: Hände weg von Brandbeschleunigern / Jährlich 4.000 Grillunfälle / 500 Schwerverletzte im Jahr / Auch Gas-Grills bergen Risiken /
Kiel, im Juni 2013. Mindestens 70 Millionen Mal wird Jahr für Jahr in der Grillsaison zwischen April und September im Freien gegrillt. Dabei werden jährlich ca. 4.000 Grillunfälle mit 500 Schwerverletzten gemeldet. Das sind in diesen Monaten 22 Verletzte täglich in Deutschland. Die vielen kleineren Unfälle bleiben ungezählt, da sie nicht offiziell bekannt werden. Vor allem Kinder und Jugendliche schätzen die Gefahr falsch ein, die von den glühenden Kohlen ausgeht. Aber auch Erwachsene setzen wider besseren Wissens Brandbeschleuniger ein. Dabei ist Grillen ein sicheres Familienvergnügen, wenn ein paar wichtige Tipps eingehalten werden.
“Alle Brandbeschleuniger wie Spiritus, Benzin oder andere hochgefährliche Brennstoffe sind beim Entzünden der Kohle besonders gefährlich und sollten nicht verwendet werden. Sie sind die Hauptursachen von Grillunfällen”, sagt Dr. Hans-Hermann Drews, Geschäftsführer des Kieler Institutes für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS) der öffentlichen Versicherer. Die Experten des IFS raten dringend, niemals Brennspiritus auf glühende Holzkohle zu gießen, sonst bestehe akute Lebensgefahr. Auch um den Grill herum wird es bei unsachgemäßer Anwendung und Einsatz der falschen Brennstoffe gefährlich. Spiritusdampf ist deutlich schwerer als Luft und er kann sich mit einem Durchmesser von bis zu drei Metern glockenförmig um den Grill sammeln. Drews: “Wenn es dadurch zu einer Verpuffung mit einer Stichflamme kommt, kann das bei den Umstehenden zu schweren Brandverletzungen führen.” Nicht selten wird durch den Flammenrückschlag auch noch die gesamte Flüssigkeit brennend aus dem Behälter geschleudert.
Sichere Zündhilfen
Wer sich nicht der Brand- und Explosionsgefahr beim Grillen aussetzen will, nimmt harmlose Zündhilfen wie Pasten und Zündwürfel. Gut geeignet sind auch so genannte Anzündkamine (Grillstarter). Das ist im Grunde nur ein Stück Rohr aus Stahl mit Griff und einer gelochten Platte im unteren Teil. Darin wird die Kohle mit Papier entzündet, glüht durch den “Kamineffekt” schnell durch und kann dann auf den Grill geschüttet werden. Relativ neu sind elektrische Grillanzünder, beispielsweise in Form einer Heizspirale. Diese wird unter der Kohle oder den Briketts positioniert und sorgt in kurzer Zeit für gleichmäßige Glut.
Auch bei Gas-Grills aufpassen
Gas-Grills sind technisch komplexer und bergen besondere Gefahren. Die Anschlüsse sollten vor jedem Grillgang auf ihre Dichtigkeit kontrolliert werden. Die Gasleitungen müssen einwandfrei, also ohne Risse und Löcher sein, damit kein Gas austritt. Ob die Schläuche und Anschlüsse dicht sind, kann man einfach prüfen, indem man sie mit Seifenwasser bestreicht. Bei Undichtigkeiten entstehen kleine Blasen. Um Materialermüdung zu vermeiden, sollten die Schläuche alle paar Jahre ausgetauscht werden.
Erwachsene in der Verantwortung
Was viele nicht wissen: Jeder Anwesende trägt Verantwortung. Wer beispielsweise seinen Freund nicht daran hindert, Spiritus zu verwenden, der haftet – so urteilte das Oberlandesgericht Hamm (Az.: 9 U 129/08). Dabei geht es nicht um die Bestrafung. “Wichtiger wäre es, wenn die Vernunft siegt. Wenige Sekunden der Unvernunft oder der Unachtsamkeit und die Opfer werden ihr ganzes Leben daran erinnert”, erklärt Drews.
Im Fall der Fälle
Wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme bei Verbrennungen: Die verbrannten Stellen sofort für 10 bis 15 Minuten mit Wasser kühlen und den Notarzt rufen, beziehungsweise den Arzt auf-suchen.
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Auf Nummer sicher beim Grillen
Die Fachleute des Institutes für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer empfehlen:
1. Kinder über die Gefahren aufklären und nicht unbeaufsichtigt las-sen!
2. Niemals Brennspiritus oder Benzin auf bereits brennende oder glimmende Kohle gießen. LEBENSGEFAHR!
3. Feuerfesten Untergrund im Freien als Standort wählen und ein standsicheres Gerät verwenden.
4. Nur mit geeigneten Zündhilfen arbeiten, wie (elektrischen) Anzündern, Zündwürfeln, Pasten oder Grillstartern.
5. Beim Einkauf auf sichere und geprüfte Qualität achten, die in der Regel durch DIN- oder GS-Zeichen dokumentiert wird.
6. Ausreichend Sicherheitsabstand von Feld, Wald und Flur sowie von brennbaren Stoffen einhalten. Und auf die Windrichtung achten, wegen des Funkenfluges.
7. Grillhandschuhe ohne Kunstfasern und lange Grillzangen benutzen.
8. Selbst bei schlechtem Wetter gehört ein Grill nicht unter den Sonnenschirm und schon gar nicht in einen geschlossenen Raum. Rauch ist giftig und lebensgefährlich.
9. Glutreste sorgfältig ablöschen und erst nach vollständiger Abkühlung entsorgen. Asche ist nicht kompostierbar und gehört in den Restmüll.
Bildrechte: Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung
Ursachenforschung, Beratung sowie Schulungsmaßnahmen zu den Themen Feuer, Technik und Umwelt sind die Kernaufgaben des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer. Die gewonnenen Erkenntnisse aus tausenden von Gutachten werden in der Beratung zu Sanierungen und im Engagement für Schadenverhütungsmaßnahmen weitergegeben und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Das Institut hat inzwischen eine über 125 Jahre alte Tradition und ist neben dem Hauptsitz in Kiel auch in Berlin, Düsseldorf, Hannover, München, Münster, Stuttgart und Wiesbaden vertreten. Die Wurzeln des Instituts gehen in das Jahr 1884 zurück, als die Schleswig-Holsteinische Brandkasse in Kiel eine damals einzigartige Brandverhütungsabteilung gründete. 1952 entstand hieraus schließlich das Kieler Laboratorium für Brandschutztechnik und Brandermittlung, das sich durch seine Forschungsergebnisse bald über die Region hinaus einen Namen machte. Aus diesem Labor ging 1976 das IFS hervor.
Kontakt
IFS Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e. V.
Dr. Hans-Hermann Drews
Preetzer Straße 75
24143 Kiel
0431 – 7 75 78 – 0
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