Ist Angst ein schlechter Ratgeber?
Jede 4. Krankschreibung in Deutschland wird aufgrund von Problemen mit dem Bewegungsapparat ausgestellt. Hauptverursacher für die Probleme ist seit vielen Jahren der Rücken, Tendenz steigend. Gertjan van Rossenberg beschäftigt sich in seiner Physiotherapiepraxis seit vielen Jahren mit dem Thema Rückenschmerzen und musste immer wieder erkennen, dass Schmerzen vielfach falsch angegangen werden. Oft sind falsche Informationen oder übermäßige Angst der Patienten vor den Schmerzen die Ursache, dass sie nicht dauerhaft erfolgreich behandelt werden können. Bei der Informationsveranstaltung des Gesundheitsforums am Mittwoch, den 10. Juni, Uhr 19:30 im H3 in Eningen wird sich van Rossenberg in seinem Vortrag ‘Keine Angst vor Rückenschmerzen’ detailliert mit diesem wichtigen Thema auseinandersetzen.
Vermutlich hat jeder von uns in seinem Leben schon mehr oder weniger einschlägige Erfahrungen mit Rückenschmerzen gemacht. Manche haben das Glück – oder die richtige Einstellung – dass die Schmerzen einfach wieder verschwinden. Andere, und es sind viele, müssen wegen anhaltender Schmerzen behandelt, bzw. therapiert werden. Gertjan van Rossenberg ist seit über 25 Jahren Physiotherapeut und hat sich von Anfang an intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Schmerztherapie ist eines seiner Fachgebiete. In seiner etablierten Praxis mitten in Eningen verfolgt er mit seinem Team moderne Ansätze, die über konsequente Fortbildung und die Umsetzung neuester Erkenntnisse im Dienste der Patienten immer aktuell gehalten werden.
Ein ganz wichtiger Punkt in der Praxisstrategie ist ‘Information & Bilden’. Natürlich werden damit klassische Bereiche wie die manuelle Physiotherapie nicht abgelöst, sondern mit ‘Hilfe & Therapie’, ‘ Tun & Vorsorge’ oder Themen wie ‘Nutzen & Hilfsmittel’ sinnvoll ergänzt. “Ein besseres Verständnis für das, wie der eigene Körper funktioniert, sowohl physiologisch als auch neurologisch, hilft, einen besseren Umgang mit sich und seinem Körper und so auch mit Schmerzen zu bekommen”.
Rückenschmerzen können leicht chronisch werden. Zu spät auf die Schmerzbelastung zu reagieren verschlimmert in den allermeisten Fällen die Situation der Betroffenen. Chronischer Schmerz hat auf der einen Seite tatsächlich physische Gründe. Beispielweise können eine Gewebeschwäche, Verletzungen oder dauerhafte Veränderungen an Bandscheiben, Gelenken und Muskeln die Ursache sein. Und zweitens gibt es die Fälle bei der die Ursache behoben wurde, aber der Schmerz geblieben ist. Der Schmerz steckt im Nervensystem und der Körper merkt sich unsere Erfahrungen und was ihm nicht gut tut. Das Schmerzgedächtnis des Körpers speichert das alles gut ab. Und das wieder zu therapieren und zu verändern ist langwierig und schwer. Oft genug ist eine neue Schmerzepisode schon vorprogrammiert. Deshalb empfiehlt van Rossenberg ganz dringend, nicht zu lange zu warten, bevor man aktiv dagegen angeht.
Ärzte und Therapeuten sind sich einig, dass z. B. bei operierten Hüftgelenkspatienten oft genug nicht der Schmerz selbst, sondern die Erinnerung an den Schmerz vor der Operation und die damit verbundenen Bewegungsmuster ein großes Problem der Patienten ist – und damit verbunden einen möglichen Fortschritt in der Therapie behindern.
Zentrale psychosoziale Faktoren spielen hier natürlich eine Rolle. Die Angst, bei bestimmten Bewegungen Schmerzen zu haben, erzeugt eine Schutzhaltung und verschlimmert den Zustand meist – schlecht für Heilung und Therapie. Man kann Schmerzen auf unterschiedliche Weise angehen. Sie bewältigen und verbessern, und so vielleicht dauerhaft besiegen ist bestimmt der Weg, den sich die Patienten wünschen. Oder man kann sie vermeiden, das heißt, man vermeidet aus Angst Bewegungen, übt geliebte Tätigkeiten nicht mehr aus, zieht sich zurück. Im Extrem wäre die soziale Isolation die Folge – aufgrund eines Zustandes, der nicht so sein müsste, gegen den man aktiv angehen könnte – ganz bestimmt nicht der gewünschte Effekt von vorrübergehenden Problemen.
Gertjan van Rossenbergs Vortrag ‘Keine Angst vor Rückenschmerzen’ soll, am Beispiel des Rückens, den Zuhörern nahe bringen, wie mit Schmerzen sinnvoll und gut umgegangen werden kann. Es kann dem Schmerz etwas von seiner Macht, die er über viele von uns hat, genommen werden.
Bekommt nun der informierte Mensch weniger Rückenprobleme? Vermutlich leider nicht, aber der richtige Umgang mit Schmerzen und die richtigen Tipps können deutlich dazu beitragen, dass die Probleme schneller und dauerhafter besiegt werden können. Informiert sein lohnt also und tut gut.
Weitere Informationen:
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