Gesundheit für Gamer – Teil 1

E-Sport ist, verglichen mit Fußball, Basketball und Co., ein jüngeres Phänomen und findet im Gegensatz zu den klassischen Sport-Hobbys im Sitzen statt. Bis heute gibt es nur sehr wenige wissenschaftliche Untersuchungen, die sich mit Erkrankungen bei Gamern befassen und hohe Qualität und große Stichproben-Zahlen aufweisen. Dennoch gibt es einige Erkenntnisse zu erhöhten körperlichen und emotionalen Belastungen.

Auch wenn es Gamer nicht mehr hören können: langes Sitzen schadet auf die Dauer und auch schon kurzfristig. Mangelnde Bewegung erhöht die Wahrscheinlichkeit von Übergewicht und Übergewicht allein ist wieder ein Katalysator für viele andere Erkrankungen. Zudem leidet das Muskel-Skelett-System, die Haltung wird schlechter, irgendwann krummer und unnatürlicher. Wenn man jünger ist, fällt es noch nicht so auf. Gefühlt jedenfalls nicht, optisch aber schon.

Auch in jungen Jahren kann man schon Rückenschmerzen bekommen, sowie Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich und die wiederum führen häufig zu Kopfschmerzen. Froböse (2019) betont, dass es trotz ergonomischer Schutzmaßnahmen trotzdem zu Verspannungen, Krämpfen und Entzündungen kommen kann. Auch ohne so starke Folgen sinkt bei langem Sitzen und monotonem Starren auf den Bildschirm die Konzentrationsfähigkeit, die Reaktionszeiten sinken ab und gleichbedeutend damit die erbrachte Leistung im Spiel.

Kurzgefasst: Langes, monotones Sitzen = Herabgesetzte Spiel-Performance.

Eine typische Muskel-Skelett-Erkrankung ist das Karpaltunnel-Syndrom. Eine schmerzhafte Sehnen- und Muskelerkrankung im Handgelenk und Unterarm, die durch (chronische) Überbelastung und Fehlhaltung entsteht. Häufiger und kurzfristiger sind Verkrampfungen und Verspannungen in den Fingern und dem Handgelenk, was einerseits zu Schmerzen und auch wieder zu Leistungsabfall führt. Falls du dich schon mal gefragt hast, warum viele Profispieler Knetbälle und Wärmepacks dabei haben: zum Aufwärmen, lockern und zur Prävention von Verspannungen.

Das nächste große Thema: Ernährung! Das typische Bild der leeren Pizzaverpackung, Energy Drinks und Süßigkeitentüten am Gaming-Schreibtisch passt so gar nicht zum Profi und auch nicht zur allgemeinen Vorstellung von gesunder Ernährung. Es mag im ersten Moment wie ein Traum klingen, aber wenn du es mal ausprobierst: Sieben Tage Pizza am Stück sind weit weniger cool, als es vielleicht klingt. Trotz wechselnder Beläge.

Die Folge von einseitiger Ernährung? Gewichtsveränderungen. Viele Gamer sind entweder auf dem Weg zum Übergewicht, am anderen Ende der Waagenanzeige unterwegs oder mager bis dürr. Untergewicht ist die nächste Stufe, der Weg zur Essstörung ist dann nicht mehr weit und das ist eine häufige psychische Erkrankung unter Jugendlichen. Von 1000 Jugendlichen leiden zwischen 30-50 an einer Essstörung und bis zu 30 % an gestörtem Essverhalten.

Auch an der Psyche geht das dauerhafte, exzessive Zocken nicht vorbei. Rice und Kollegen (2016) haben herausgefunden, dass Leistungssportler nicht häufiger an Angststörungen oder Depressionen leiden als die Gesamtpopulation, sprich alle anderen Leute. Allerdings waren sie stärker gefährdet, an einem Erschöpfungssyndrom (umgangssprachlich: Burnout) zu erkranken oder zu leistungssteigernden oder „entspannungsfördernden“ Substanzen zu greifen. Auch wenn E-Sport in Deutschland noch nicht als Sport und Beruf anerkannt wurde, steht außer Frage, dass die Profis absolute Höchstleistung an ihrem Controller oder der Tastatur erbringen. Ein Transfer der wissenschaftlichen Erkenntnisse ist also möglich und aktuell noch üblich.

Auch Hobby-Gamer mit Spielzeiten von über 4h pro Tag weisen ein erhöhtes Risiko für die genannten Erkrankungen auf, insbesondere wenn sie über keinen Ausgleich in ihrer sonstigen Freizeit verfügen. Hinzu kommen die unterschiedlichen Motivationen, überhaupt zu spielen. Wer der Realität entflieht und die digitalen Welten der echten Welt vorzieht, hat offensichtlich ein Problem. Soll nicht heißen, er sei süchtig – aber er hat ein Problem und das verdient adäquate Aufmerksamkeit.

Fazit

Egal, ob es häufige Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder emotionale Probleme sind: Es ist eine gute Idee, sich adäquate Ansprechpartner zu suchen. Coaches im E-Sport sind bestens geschult, Probleme zu identifizieren und Fachkräfte einzuschalten.
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