Gemeinsam für existenzsichernde Einkommen und Kakao ohne Kinderarbeit

Gemeinsam für existenzsichernde Einkommen und Kakao ohne Kinderarbeit

Forum Nachhaltiger Kakao zieht auf der Anuga Bilanz aus den EU Cocoa Talks und mahnt konkreten Aktionsplan und Übernahme von Verantwortung bei allen Akteuren an

Berlin/Köln, 14.10.2021 – Ein nachhaltiger Kakaosektor ohne Kinderarbeit und Entwaldung und mit existenzsichernden Einkommen für die Kakaobäuerinnen und -bauern ist politische Priorität der EU. Seit Anfang 2021 fanden sechs „EU Cocoa Talks“ statt, ein weiterer folgt Mitte Oktober.

Um erste Schlussfolgerungen aus den EU Cocoa Talks zu ziehen und konkrete Folgemaßnahmen zu entwickeln, lud das Forum Nachhaltiger Kakao am 11. Oktober im Rahmen der diesjährigen Ernährungsmesse Anuga in Köln zu einer Fachveranstaltung. „Ich wünsche mir, dass wir heute konkrete Empfehlungen an die verschiedenen hier anwesenden Akteure, uns selbst als Multi-Stakeholder-Initiative eingeschlossen, ableiten und auch komplexe Themen wie Angebotsmanagement und Strukturwandel adressieren“, begrüßte Merit Buama, Vorsitzende des Forum Nachhaltiger Kakao, das Veranstaltungspublikum zum Thema „Existenzsichernde Einkommen und Kakao ohne Kinderarbeit – Was folgt aus den EU Cocoa Talks?“. „Der Erfolg aller Bemühungen für einen nachhaltigen Kakaosektor hängt auch an starken und professionellen Erzeugerorganisationen. Es muss das wirtschaftliche und politische Umfeld geschaffen werden, dass sie sich in diese Richtung entwickeln können“, sagte sie. Die EU solle daher die Umsetzung der Empfehlungen unter Einbindung aller relevanten Akteure weiter vorantreiben und den Politikdialog mit den Kakaoproduzierenden Ländern effizient gestalten, so Buama.

Ziel der von der Europäischen Kommission organisierten Dialogveranstaltungen ist es, Lösungen für die dringendsten Herausforderungen im Kakaosektor zu entwickeln. Die Cocoa Talks zeichnen sich durch eine starke Beteiligung der EU-Mitgliedstaaten, der Zivilgesellschaft und des Privatsektors, einen konstruktiven Dialog und eine hochrangige Vertretung insbesondere der Erzeugerländer aus. Côte d’Ivoire und Ghana, die zusammen zwei Drittel der weltweiten Kakaoproduktion erzeugen, stehen im Mittelpunkt und organisieren Spiegeldialoge vor Ort. Die EU nutzt den Prozess auch, um mit den Erzeugerländern über Nachhaltigkeitsaspekte zu diskutieren, bevor die bevorstehende EU-Gesetzgebung zur Sorgfaltspflicht gegenüber Menschen und Umwelt kommt, erklärte Zoé Druilhe, Referentin für Agrarrohstoffe bei der Generaldirektion für internationale Partnerschaften der EU-Kommission (INTPA).

Dr. Karl Wessels, Unterabteilungsleiter im BMEL, bestätigte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung des Themas Nachhaltiger Kakao für das BMEL. Er gehe davon aus, dass das Thema auch in der neuen Regierung bedeutend bleibt und begrüßte die Initiative, die das Forum Nachhaltiger Kakao ergriffen hat.

Alex Assanvo, Geschäftsführer der Initiative Cacao Côte d’Ivoire-Ghana, reiste für die Veranstaltung aus Ghana an und teilte in seiner Eröffnungsrede die Sicht der kakaoproduzierenden Länder mit den Anwesenden. Assanvo lobte den Prozess der EU Cocoa Talks und erläuterte: „Wir sehen das Recht darauf, ein existenzsicherndes Einkommen zu erzielen, als Menschenrecht. Côte d’Ivoire und Ghana haben wichtige Schritte wie die Einführung des Living Income Differentials und die Verabschiedung des Afrikanischen Regionalen Standards für Nachhaltigen Kakao unternommen, um die Nachhaltigkeit im Sektor voranzubringen. Auf einer nächsten Ebene der Nachhaltigkeitsbemühungen muss nun das wirtschaftliche Ungleichgewicht adressiert und Nachhaltigkeit in den globalen Markt integriert werden“. Jede Akteursgruppe müsse dazu ihren Beitrag leisten, so Assanvo. Es brauche einen Systemwechsel im Kakaosektor, “business as usual” sei nicht möglich, um das Ziel eines Paradigmenwechsels hin zu einer nachhaltigen Kakaoproduktion zu erreichen, ergänzte er.

Nachdem aus den Reihen der Mitglieder des Forum Nachhaltiger Kakao Inputs zu den Schlussfolgerungen aus den Cocoa Talks präsentiert wurden, schuf das folgende Panel Raum für Diskussion. Im Fokus stand dabei vor allem die Frage, welche der vorgestellten Forderungen prioritär umsetzbar seien und wem dabei welche Verantwortung zukomme.

Zoé Druilhe entgegnete, dass die Kommission die meisten der Vorschläge teile. Aus Sicht der Kommission sei die Erzielung eines existenzsichernden Einkommens auch die Grundlage für eine nachhaltige Lieferkette und habe höchste Priorität. Auf EU-Ebene gebe es drei Hauptarbeitsbereiche: die Fortsetzung des Dialogs über Fragen der Nachhaltigkeit, die Vertiefung des bilateralen Dialogs mit den Erzeugerländern über die Entwicklungszusammenarbeit und die Handelsseite und die Unterstützung der Erzeugerländer bei der Umgestaltung des Kakaosektors durch unsere Entwicklungs- und Finanzinstrumente.

Alle Rednerinnen und Redner waren sich einig, dass die EU Cocoa Talks den konstruktiven Dialog zwischen den Akteuren im Sektor, der EU und den Produzentenländern wesentlich verbesserten und einen Konsens darüber herbeiführten, was getan werden muss. Wichtig sei es nun, die Empfehlungen in Taten umzusetzen und den Wandel hin zu einem nachhaltigen Kakaosektor voranzutreiben. Und dazu sind alle Akteure gleichermaßen gefordert. „Business as usual“ sei keine Option mehr, alle müssen ihren Teil beitragen, so die einhellige Meinung der Rednerinnen und Redner.

Dirk Schattschneider, Unterabteilungsleiter für Nachhaltiger Lieferketten im BMZ, forderte in seinem Schlusswort eine noch engere Zusammenarbeit zwischen den europäischen Ländern und der EU auf politischer Ebene. Die Entwicklungszusammenarbeit mit den kakaoproduzierenden Ländern müsse kohärent erfolgen. Er dankte der Generaldirektion, dass sie den Prozess angestoßen habe und dem Forum für die Organisation der Veranstaltung und seinen Einsatz für einen nachhaltigen Kakaosektor.

Klimaneutrale Veranstaltung des Forum Nachhaltiger Kakao e.V.

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