(Mynewsdesk) Juba – Im Nachhinein ist es ein Wunder, dass alles gut gegangen ist: Einen ganzen Monat lang war eine Gruppe von etwa 30 Jungen und Mädchen aus dem SOS-Kinderdorf Malakal auf der Flucht durch den kriegsgebeutelten Südsudan. Der Jugendleiter Isaac James war ihr einziger Begleiter. Auf der Suche nach einem sicheren Ort hatte er die Kinder 200 Kilometer durch umkämpftes Gebiet geführt. Die Ankunft der Gruppe in der Hauptstadt Juba rief bei den SOS-Kinderdörfern große Erleichterung hervor. Jugendleiter Isaac James schilderte anschließend die dramatischen Umstände der Flucht.Seit Beginn der Kämpfe im Dezember 2013 war die Stadt Malakal im ölreichen Upper Nile State immer wieder abwechselnd von Rebellen und regierungstreuen Truppen erobert worden. Lange galt das dortige SOS-Kinderdorf als Zufluchtsstätte, über 1000 Menschen aus den benachbarten Dörfern hatten hier Schutz gesucht. Doch die Rebellen wurden zunehmend aggressiver, immer wieder drangen Truppen ins SOS-Kinderdorf ein, stahlen Geld, Mobiltelefone, Laptops, Kleidung und Matratzen. Isaac James erinnert sich, dass sich die Eindringlinge bei einem dieser Überfälle mit den Worten verabschiedeten: “Dieses Mal haben wir nur mitgenommen, was wir brauchten. Beim nächsten Mal werden wir töten!”Es war klar, dass das SOS-Kinderdorf kein sicherer Ort mehr war. Als es wenig später zu einer dritten Welle von Gewalt kam, wurde Isaac James zusammen mit etwa 30 Kindern von den anderen getrennt. Ohne zu zögern, floh er mit ihnen zum Ufer des Nils. Die kleinen Kinder – das jüngste gerade mal zwei Jahre alt – wurden in Boote gesetzt, die älteren mussten schwimmen – durch krokodilreiches Gewässer und inmitten von Granateneinschlägen. Isaac James selbst überquerte den Fluss ebenfalls schwimmend mit einer Hand hielt er sich an der Seite eines Bootes fest, mit der anderen balancierte er ein Bündel Kleidung auf der Schulter.Auf der Suche nach Schutz lief der Jugendleiter mit den Kindern weiter Richtung Norden, sie blieben hier einen Tag, dort zwei, immer wieder gaben ihnen die Menschen etwas zu essen. Isaac James erinnert sich: Oft haben die Jugendliche ihre jüngeren Geschwister getragen. Sie waren sehr unterstützend! Zu dieser Zeit hatte die Gruppe noch Kontakt zu den SOS-Kollegen in Juba. Als dieser abriss, war man bei SOS höchst besorgt. Isaac James sagt, dass er sehr frustriert gewesen sei. “Ich schaffte es einfach nicht, genug zu essen und saubere, geschützte Schlafplätze für die Kinder zu organisieren. Vor allem die Kleinen weinten in der Nacht und riefen nach ihrer Mutter – und ich konnte nichts tun!”Immerhin gelang es ihm, in dem Ort Melut sein Handy aufzuladen und Kontakt zu Kiros Aregawi, dem Projektleiter des SOS-Kindedorfs Malakal, aufzunehmen. Dieser war sehr erleichtert. Er schaffte es, die Gruppe weiter Richtung Norden nach Paloich bringen zu lassen. Dort kamen sie im Lager einer Ölfirma unter – und wurden gleich in der ersten Nacht von einem betrunkenen Soldaten mit vorgehaltener Waffe zum Gehen aufgefordert. Isaac James sprach mit den anderen Soldaten, die die SOS-Kinderdörfer kannten und die Situation schließlich klärten.Immer wieder hieß es in den nächsten Wochen, dass die Kinder von Paloich aus per Flugzeug in die Hauptstadt Juba gebracht werden sollten, wo sich die SOS-Mütter und weitere 90 Jungen und Mädchen aus dem SOS-Kinderdorf Malakal befanden – UN-Maschinen hatten sie bereits Mitte März aus dem zerstörten Malakal ausgeflogen, wo sie zunächst in einem Lager der Vereinten Nationen Zuflucht gesucht hatten, gemeinsam mit Tausenden weiterer Flüchtlinge.Die Gruppe um Isaac James in Paloich wartete zunächst weiter auf ihre Rettung. Aus verschiedenen Gründen musste der Flug immer wieder verschoben werden. Als Isaac James und die Kinder schließlich in einem Charterflugzeug der Vereinten Nationen wirklich nach Juba gebracht wurden und endlich mit ihren SOS-Familien vereint werden konnten, gingen die Gefühle wild durcheinander: Erleichterung, Freude, Unglauben, Erschöpfung – alles dabei.Die SOS-Kinder und Kinderdorf-Mütter wohnen nun unter einem Dach in einem Haus in Juba, das die SOS-Kinderdörfer angemietet haben. Isaac James ist froh, dass die schlimme Zeit hinter ihm liegt. Er sagt: “Auch, wenn der Platz hier in unserem Notquartier sehr begrenzt ist, geht es den Kindern doch viel besser. Sie sind wieder mit ihren Müttern zusammen – und in Sicherheit!” BU: Freude bei der Ankunft der Kinder in Juba. Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit
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