Ich habe bei meinen Recherchen über Stiere und den Stierkampf in Andalusien, der Wiege des Stierkampfs ( in Ronda befindet sich die älteste Stierkampfarena der Welt) viele Pro-Stierkampf-Argumente, vor Allem in Gesprächen mit älteren Andalusiern, gehört und gesammelt.
Einige davon, sowie meine persönlichen Ansichten, möchte ich an dieser Stelle veröffentlichen.
1.) Stierkampf ist Tradition, und Traditionen muss man aufrechterhalten
Seit wann sind Entschuldigungen für Gewalt und Zerstörung Würdenträger für die unendliche Geschichte?
Traditionen wie die Unterdrückung der Frauen oder die Sklaverei – die heute noch existieren – erschaudern uns…, warum dann nicht auch eine grausame und sadistische Tradition wie das Festdes Stierkampfs”?
Weil es sich um Tiere handelt, willenlose Geschöpfe für die einen oder Mittel zum Zweck für die anderen.
Die vorhandenen Traditionen von Gewalt und Zerstörung erreichen nichts anderes, als diese Verhaltensweise zu verewigen: wenn wir ein ein Tier töten können, warum dann nicht auch unsere politischen Gegner oder alle, die anderer Meinung sind als wir?
Die Traditionen müssen Stütze sein für alles, was uns definiert und zusammenhält, aber auch für das, was uns in der Zukunft erwartet.
2.) “Stierkampf ist Sport”
Sport definiert sich normalerweise als körperliche Aktivität, Spiel oder Wettbewerb, dessen Ausübung Training und Befolgung der Regeln voraussetzt.
Den Stierkampf als Wettbewerb zweier gleichwertigen Rivalen darzustellen ist falsch, weil die Bedingungen nicht die gleichen sind.
Die fortschreitenden Skandale um das “Rasieren” der Stiere (kürzen oder abschleifen der Hörner, damit diese weniger gefährlich sind), oder die Art und Weise, wie die Stiere für den Kampf vorbereitet werden, lassen viel zu wünschen übrig um behaupten zu können, daß es sich hierbei um ein Zusammentreffen zweier Rivalen unter den gleichen Bedingungen handelt.
Heutzutage ist eine “Corrida” ein Spektakel von Betrug und Falschheit, bei dem die “Machos” sich einem Tier gegenüberstellen, seiner körperlichen Fähigkeiten völlig minimiert, gezeichnet von Müdigkeit und Schmerz.
3.)”Stierkampf ist eine Kunst”
Die Kunst ist ein Prozess der Kreativität und Konstruktivität, die Leben schenkt, nicht Leben nimmt.
4.)”Der Stier stirbt mit Würde”
Die Würde ist ein Wert und eine Kathegorie, gemacht für Menschen, um Dinge zu symbolisieren.
Aber hier wird sie benützt, um aus der Sicht des Stieres zu beschreiben, was der Tod für ihn symbolisiert.
Für ein Tier wie den Stier ist Schmerz = Schmerz und Tod = Tod, weder würdig noch unwürdig.
Der Tod ist das Ende seines Lebens.
Für den Stier bedeutet die “Corrida” den unwiderruflichen Tod.
Man kann sagen, was man will, ein Stier, der die Arena betritt, endet in der Fleischerei (auch die Mehrzahl der Begnadigten, die zurück auf die Weide kommen, erliegen ihren schweren Verletzungen).
Ist ein langsamer, schmerzhafter, qualvoller Tod würdevoll? Ein Tod, in den der Stier hineingetrieben wird von einer Bande Sadisten?
Das hat mit Würde nichts zu tun.
5.) “Der Stier leidet nicht”
Wie jedes Lebewesen, das mit einem zentralen Nervensystem ausgestattet ist, spürt und fühlt er: wenn sich eine Mücke auf seinen Rücken setzt, wird er versuchen, sie zu verscheuchen.
Wie soll er dann die Spieße und den Degen nicht spüren?
Oder uriniert er und scheidet Kot in der Arena aus, weil er vielleicht keine panische Angst hat?
Ich habe freilaufende Stiere lange Zeit beobachtet, sie leben in Andalusien auf riesigen Weiden.
Stiere sind friedvolle Lebewesen, die einen Großteil ihres Lebens mit der Nahrungssuche – und Nahrungsaufnahme verbringen.
Aggressiv werden sie erst durch uns Menschen gemacht.
Stiere sind von Natur aus nur dann angriffslustig, wenn es um territoriale Streitigkeiten oder Rangordnungen geht.
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