Forum Nachhaltiger Kakao unterstützt Mitglieder bei der Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten

Forum Nachhaltiger Kakao unterstützt Mitglieder bei der Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten

Berlin, 09.09.2020 – Die Mitglieder des Forum Nachhaltiger Kakao bekennen sich zu ihrem gemeinsamen Engagement für die Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten in der Lieferkette Kakao. „Die Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfalt ist explizit in unserer Zielsetzung festgeschrieben, und wir unterstützen unsere Mitglieder hier aktiv voranzugehen, damit sie bis spätestens 2025 ihren Sorgfaltspflichten nachkommen“, sagte der Vorsitzende Wolf Kropp-Büttner auf der Mitgliederversammlung des Forums am 8. September 2020.

Der Menschenrechtsexperte Michael Windfuhr, stellvertretender Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte, adressierte in seinem Gastvortrag die Notwendigkeit für einen stärkeren Schutz der Menschenrechte. Er zeigte auf, wie dies im Fall der Kleinbauern und -bäuerinnen und anderer Akteure entlang der Lieferkette umgesetzt werden kann. Was von den Unternehmen verlangt werde, sei, Menschenrechtsverletzungen und Risiken zu erkennen und zu adressieren. Das Forum ermunterte er, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen dabei zu unterstützen, die im Rahmen der vorgesehenen gesetzlichen Regulierung eingeforderten Elemente wie Risikoanalyse und Beschwerdemechanismus umzusetzen. „Die Wahrung menschenrechtlicher Sorgfaltspflicht muss auch vor Ort gelingen, viele wichtige Veränderungen für Kleinbauernfamilien sind dabei Aufgaben der Regierungen der jeweiligen Länder“, sagte Windfuhr.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Hans-Joachim Fuchtel, verwies auf die Vorbereitungen der Bundesregierung zu einem Sorgfaltspflichtengesetz. Er sagte: „Globalisierung darf nicht zulasten von Mensch und Umwelt gehen. Deshalb ist das Sorgfaltspflichtengesetz so wichtig. Das Hauptziel muss jedoch darin bestehen, alle Akteure in der Kakaolieferkette einzubeziehen und am Ende eine EU-Regelung zu erreichen. Denn nur gemeinsame Spielregeln auf EU-Ebene, an die sich alle halten müssen, führen langfristig zu einer Verbesserung der Menschenrechte entlang der internationalen Lieferkette.“

Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Dr. Maria Flachsbarth, verwies auf die Zielsetzung und das Engagement ihres Hauses. „Das BMZ setzt sich auf nationaler und europäischer Ebene für gesetzliche Maßnahmen ein. Denn wir sagen ganz klar: Wir wollen keinen Kakao, für den Menschenrechts­verletzungen begangen oder Wald vernichtet wurde. Etliche Unternehmen auch aus dem Forum unterstützen deshalb solche gesetzlichen Maßnahmen. Regulierung darf aber nicht dazu führen, dass Produzentenländer wichtige Märkte verlieren. Wir setzen auf Ertüchtigung, nicht auf Rückzug. Und natürlich diskutieren wir diese Thematik regelmäßig im Politikdialog mit den Regierungen der Produzentenländer“, sagte Flachsbarth. Beide Ministerien engagieren sich im Forum Nachhaltiger Kakao und übernehmen zusammen mit den anderen rund 80 Mitgliedern aus der Süßwarenindustrie, dem Lebensmittelhandel und der Zivilgesellschaft Verantwortung für eine nachhaltige Kakaowertschöpfungs­kette.

Projekt PRO-PLANTEURS beendet erste Phase mit guten Ergebnissen

Die Mitgliedsunternehmen des Forum Nachhaltiger Kakao übernehmen bereits Verantwortung und zahlreiche Unternehmen setzen Initiativen zur Bekämpfung von Kinderarbeit, zur Bekämpfung der Entwaldung und für existenzsichernde Einkommen um. Darüber hinaus engagiert sich das Forum mit seinem Projekt PRO-PLANTEURS für ein besseres Einkommen und bessere Lebens­bedingungen von Kakaobauern und -bäuerinnen in Côte d’Ivoire. Hier sind mit Abschluss der ersten Projektphase gute Erfolge dokumentiert. Die bereits seit dem Jahr 2016 in das Projekt eingebundenen 12.000 Kakaobauernhaushalte erzielten eine Einkommenssteigerung von durchschnittlich 26 Prozent. Einkommensverluste aus dem starken Preisverfall für Kakao in der Saison 2017/18 konnten zumindest aufgefangen werden. Weiteres positives Ergebnis für das Einkommen aus Kakao ist die erreichte Ertragssteigerung um 62 Prozent. Als Schlüssel zum Erfolg setzt PRO-PLANTEURS auf die Professionalisierung der Bauern und Bäuerinnen, die Diversifizierung der Einkommensquellen, insbesondere für Frauen und junge Menschen, sowie darauf, durch Diversifizierung des Anbaus zugleich eine wirkungsvolle Verbesserung der Ernährungssituation zu erreichen.

Partnerschaftsabkommen mit Erzeugerländern sind wichtiger Baustein

Fortschritte in den Unternehmen und Erfahrungen mit unterschiedlichen Lösungsansätzen diskutierten die vier Mitgliedsgruppen in offener Runde auf der Mitgliederversammlung. Hintergrund für eine anstehende Regulierung durch das sogenannte „Lieferkettengesetz“ ist eine Vereinbarung im Koalitionsvertrag. Dort heißt es: Falls die wirksame und umfassende Überprüfung des Nationalen Aktionsplans (NAP) 2020 zu dem Ergebnis kommt, dass die freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen nicht ausreicht, werden wir national gesetzlich tätig und uns für eine EU-weite Regelung einsetzen.

Auch wenn die Positionen der Mitgliedsgruppen zu einer Regulierung die unterschiedlichen Anliegen widerspiegeln, zeigen sich die Forumsmitglieder hierin einig: Ein europäischer Rahmen zur Stärkung der Unternehmens­verantwortung zu Sorgfaltspflichten für nachhaltige globale Lieferketten muss durch Partnerschaftsabkommen mit den Kakao produzierenden Ländern ergänzt werden. „Wirkungsvolle Lösungen lassen sich nur durch einen ganzheitlichen Ansatz erreichen. Das heißt auch, sie gemeinsam mit den Regierungen vor Ort anzugehen“, sagte Kropp-Büttner.

Über sein Projekt PRO-PLANTEURS steht das Forum Nachhaltiger Kakao in engem Austausch mit Vertretern der ivorischen Regierung, einem der drei Projektpartner. Zudem intensiviert das Forum beständig die Zusammenarbeit mit anderen Initiativen innerhalb Europas und weltweit. Im Juli unterzeichnete das Forum eine Erklärung zur Zusammenarbeit mit den Initiativen für nachhaltigen Kakao in der Schweiz und in Belgien. Ein wichtiges Element ist die Beobachtung, inwieweit die gemeinsamen Ziele erreicht wurden. Basis hierfür sind miteinander abgestimmte Indikatoren. Sie erlauben, die Wirkung auch transparent und vergleichbar zu machen.

HINTERGRUNDINFORMATION

Auszug aus der Zielsetzung (Einzelziel 8): Die Mitglieder des Forums setzen sich dafür ein,die Einhaltung von Menschenrechten (Umsetzung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte) und von umweltrelevanten Aspekten von allen Akteuren in der Kakaolieferkette einzufordern und sich in die Diskussion um mögliche regulative Maßnahmen auf EU-Ebene einzubringen.“

Die zwölf Einzelziele umfassende Zielsetzung des Forum Nachhaltiger Kakao finden Sie hier.

Über das Forum Nachhaltiger Kakao e.V.

Der Verein ‚Forum Nachhaltiger Kakao‘ ist eine gemeinsame Initiative von Bundesregierung, Zivilgesellschaft, Industrie und Handel und bringt relevante Akteure aus Deutschland mit denen aus den Produktionsländern sowie internationalen Initiativen zusammen. Das Ziel des Forums ist es, die Lebensumstände der Kakaobauern und -bäuerinnen zu verbessern, die natürlichen Ressourcen und die Biodiversität in den Anbauländern zu schonen und zu erhalten sowie den Anteil an nachhaltig erzeugtem Kakao zu erhöhen. Das Forum Nachhaltiger Kakao hat rund 80 Mitglieder und steht weiteren Interessenten offen.

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