Dieses Jahr werden bis zu 250.000 Flüchtlingskinder im schulpflichtigen Alter erwartet. Doch um in die Schule gehen zu können, müssen sie erst Deutsch lernen. Wer sollte diese Aufgabe übernehmen?
Bis zu einem Drittel der Flüchtlingskinder – so aktuelle Schätzungen – sind im schulpflichtigen Alter. Um erfolgreich am Regelunterricht teilnehmen zu können, müssen solche Seiteneinsteiger zunächst – möglichst effektiv – Deutsch lernen. Viele Bundesländer haben dafür spezielle Förder- und Vorbereitungsklassen mit Schwerpunkt Sprachunterricht vorgesehen. Angesichts der Zahlen an Flüchtlingskindern ergibt sich akut für diese Klassen ein hoher zusätzlicher Bedarf an etwa 10.000 – 20.000 Lehrerinnen und Lehrern. Die Bundesländer haben deshalb im Schulwesen einige tausend zusätzlicher Einstellungen in Aussicht gestellt.
In dieser Situation fordern Lehrerverbände zunächst alle arbeitslosen Deutschlehrerinnen und -lehrer mit Staatsexamen einzustellen oder pensionierte Lehrkräfte zurückzuholen, was die Medien gerne aufgreifen. Wie selbstverständlich wird dabei davon ausgegangen, dass Lehrkräfte, die für den schulischen Deutschunterricht mit muttersprachlichen Schülerinnen und Schülern (etwa in Literatur- und Schreibdidaktik) ausgebildet wurden, in der Regel auch Expertise für den Unterricht des Deutschen als Fremd- und Zweitsprache besitzen.
Dies ist aber nicht zwangsläufig der Fall. Zwar gibt es neuerdings in der Lehrerausbildung erste Ansätze, auf die besonderen Bedürfnisse von Schülerinnen und Schüler mit anderen Muttersprachen vorzubereiten oder auch sprachliche und fachliche Bildung miteinander zu verknüpfen. Das betrifft aber Lehrende aller Disziplinen und ist von einem reinen Fremd- bzw. Zweitsprachunterricht zu unterscheiden, der zunächst einmal auf die altersgerechte Vermittlung grundlegender kommunikativer Kompetenzen, grammatischer Strukturen und des deutschen Alltagswortschatzes ausgerichtet ist. Dieser Unterricht gehört in die Hände von qualifizierten Fachleuten.
Die entsprechenden Lehrkräfte werden mittlerweile seit Jahrzehnten an deutschen Hochschulen in Studiengängen Deutsch als Fremd- und Zweitsprache ausgebildet. Diese Absolventinnen und Absolventen aber haben Schwierigkeiten, ausbildungsadäquate Stellen zu finden. In den Schuldienst können sie meist nicht eintreten, da Deutsch als Fremdsprache kein Schulfach ist und sie kein Staatsexamen haben. So werden sie auch nicht in den Vorbereitungsklassen eingesetzt und finden sich als schlecht bezahlte, aber dennoch hoch motivierte Honorarkräfte in prekären Verhältnissen wieder, zum Beispiel in den Integrationskursen für Erwachsene. Früher oder später wandern sie deshalb in andere Tätigkeitsbereiche ab – eine Verschwendung von Lebenszeit und Ausbildungskapazitäten.
Daher fordert der Fachverband Deutsch als Fremd- und Zweitsprache e.V. (FaDaF):
– Einstellung von Lehrkräften mit einschlägiger didaktischer Hochschulausbildung Deutsch als Fremd- und Zweitsprache für Vorbereitungs-, Sprach- und Förderklassen mit Flüchtlingskindern an Schulen bzw. schulübergreifend.
– Anerkennung des gesellschaftlich relevanten Studienfachs Deutsch als Fremd- und Zweitsprache als Studiengang für die Lehrerausbildung.
– Verbesserung der sozialen Situation der Lehrkräfte in den Integrationskursen durch eine finanzielle Ausstattung, die eine ausbildungsgerechte Bezahlung ermöglicht.
– Anleitung von Freiwilligen für Maßnahmen zur Unterstützung des Deutschlernens durch einschlägig qualifizierte und erfahrene Lehrkräfte Deutsch als Fremd- und Zweitsprache.
Über:
FaDaF e.V. (Fachverband Deutsch als Fremd- und Zweitsprache e.V.)
Herr Matthias Jung
Käte-Hamurger-Weg 6
37073 Göttingen
Deutschland
fon ..: 0551-394792
fax ..: 0551-13337
web ..: http://www.fadaf.de
email : jung@fadaf.de
Der Fachverband Deutsch als Fremd- und Zweitsprache e.V. (FaDaF e.V.) vertritt in Deutschland die Interessen des Faches Deutsch als Fremd- und Zweitsprache bzw. aller in diesem Bereich Lernenden, Lehrenden und Forschenden an Hochschulen, Institutionen und bei Sprachkursträgern. Seine über 800 Mitglieder sind persönliche und institutionelle Mitglieder aus Wissenschaft und Bildung, die Geschäftsstelle ist an der Universität Göttingen angesiedelt.
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