(ddp direct)Nach dem stark bedauerten Rücktritt des Experten Dr. Jürgen Gohde vom Vorsitz des Pflegebeirates im vergangenen Jahr, trat dieser in einer neuen Besetzung mit einer doppelten Spitze am 1. März 2012 erstmals zusammen, um den Begriff der Pflegebedürftigkeit neu zu definieren. Die beiden neuen Vorsitzenden Wolfgang Zöller und Klaus-Dieter Voß teilen sich den Vorsitz des Expertenbeirates, der einen der wichtigsten Teile innerhalb der langersehnten Pflegereform stemmen soll: Durch die Neudefinition des Pflegebedürftigkeitsbegriffes sollen vor allem Demenzkranke besser gestellt werden.
Ob Voß, einstmals Vorstand des GKV-Spitzenverbandes, und Zöller als Patientenbeauftragtem der Bundesregierung, eine zeitnahe Neudefinition gelingen wird, ist fraglich. Experten rechnen bereits mit einer Zeitspanne von etwa zehn Monaten, bevor die ersten Ergebnisse des Pflegebeirates vorliegen. Die gesetzliche Integrität des neuen Begriffes noch in dieser Legislaturperiode bleibt daher voraussichtlich ein unerfüllter Wunsch.
Die Dringlichkeit eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes wird kaum angezweifelt, doch wird häufig die Ganzheitlichkeit bemängelt. Eine Neudefinition würde zwar Demenzkranke unter anderem finanziell besser stellen, eine qualifizierte und möglicherweise benötigte Pflege garantiert sie jedoch nicht: Zu wenig wird in den aktuellen Plänen zur Pflegereform der bereits heute immense Fachkräftemangel in der Pflege berücksichtigt. Zweifelsohne ist es sehr wichtig der Vielzahl an Demenzkranken finanzielle Hilfen zukommen zu lassen, doch werden diese Hilfen kaum hilfreich verpuffen, wenn es nicht gelingt, den Fachkräftemangel einzudämmen und mehr Menschen für Pflegeberufe zu begeistern.
Gerade für pflegende Angehörige ist es wichtig, entlastende Hilfe durch Haushaltshilfen und Betreuungsformen wie z.B. die 24-Stunden-Betreuung zu erfahren. Die neuen Regelungen für mögliche Auszeiten für Angehörige, die die Pflege übernehmen wollen, reichen bei weitem nicht aus, um Familie und Beruf gerecht vereinbaren zu können. Bereits jetzt wäre die 24-Stunden-Pflege in der vertrauten häuslichen Umgebung vieler Bedürftiger ohne die Unterstützung von Pflegekräften aus Osteuropa kaum zu bewerkstelligen. Daher muss sich die deutsche Politik nicht nur dafür einsetzen, Pflegeberufe besser zu strukturieren und die Qualität der Ausbildung zu steigern ebenso wie die Arbeitsbedingungen zu verbessern, sondern sollte kreativen Lösungen offen gegenüberstehen. Hierunter gehört unter anderem die Besserstellung ausländischer Pflegehilfen inklusive der Teilhabe am deutschen Sozialversicherungssystem. Denn allein durch inländische Arbeitskräfte wird der Bedarf an Pflegefachkräften auch in Zukunft kaum zu bewerkstelligen sein: Schon der demografische Wandel führt diesen Gedanken ad absurdum und macht deutlich, wie sehr Deutschland auf den Zuzug von zum Beispiel polnischem Pflegepersonal angewiesen ist und sein wird.
Um der Pflegereform das Maß an Nachhaltigkeit zukommen lassen zu können, der sie bedarf um den Pflegebedürftigen gerecht zu werden, reicht es daher nicht aus, die monatlichen Beiträge zur Pflegeversicherung zu erhöhen und auf eine qualitativ messbare Besserung im Zuge einer Neudefinition des Pflegebedürftigkeitsbegriffes zu hoffen, wenn nicht die Zukunft und Situation der Pflegefachkräfte aktiv und positiv gestaltet wird.
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