In der dunklen Jahreszeit ist es als Radfahrer nicht nur wichtig zu sehen, sondern auch gesehen zu werden. Neben der aktiven Beleuchtung durch Scheinwerfer und Rücklicht erhöhen Rückstrahler passiv die Sicherheit. Der pressedienst-fahrrad hat sich nach Ideen umgeschaut, die für Erleuchtung sorgen.
[pd-f/ht] Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass die heute noch obligatorischen Pedalrückstrahler 1937 unter anderem vorgeschrieben wurden, um den Nationalsozialisten Geld in die Kassen zu spülen. Das Patent für die damals eingesetzten “Tolo-Tretstrahler” hielt ein ehemaliger Chauffeur Hitlers. Wer sie herstellte und verkaufte, musste Lizenzgebühren an die Anton Loibl GmbH bezahlen – mehrheitlich ein Unternehmen der SS, für die sich die durchaus sinnvolle Neuerung als erstaunlich lukratives Geschäft entpuppte.
Rückstrahler auch bei Akkubeleuchtung Pflicht
Ungeachtet dieser unrühmlichen Vergangenheit erhöhen Rückstrahler unstreitig die Sichtbarkeit und damit die Sicherheit von Fahrradfahrern. Neben Pedalrückstrahlern, die wie beim Moto “Reflex Pedal” (55 Euro) – wenngleich nach dem Motto “besser als nix” nicht ganz regelkonform – auch modern interpretiert werden, ist daher eine seitlich strahlende passive Beleuchtung an den Laufrädern durch die StVZO vorgeschrieben, ebenso wie nach vorne und hinten wirkende Rückstrahler; daran hat auch der Wegfall der Dynamopflicht nichts geändert!
Wem es ganz anders wird bei dem Gedanken, Gegenstände zwischen seine Speichen zu klemmen, kann glücklicherweise und ganz legal auf eine Alternative zu den landläufig als “Katzenaugen” bekannten Speichenrückstrahlern zurückgreifen: “Bei uns sind quasi alle Tourenreifen serienmäßig mit Reflexstreifen ausgestattet bzw. im Einstiegsbereich optional erhältlich” bemerkt Doris Klytta von Schwalbe. Auch im sportiven Bereich und bei Spike-Reifen finden sich entsprechende Modelle.
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen auf ähnliche Weise Frontscheinwerfer und Rücklichter mit integrierten Rückstrahlern, die sogar bei den akkubetriebenen Varianten angeboten werden. Während vorne nur ein Rückstrahler nötig ist, verlangt die StVZO am Heck neben einem großen Rückstrahler mit Z-Prüfzeichen einen zweiten passiven Lichtspender. “Rücklichterkombis gibt es in beiden Größen – dabei haben Gepäckträgerrücklichter oft den Z-, Schutzblechrücklichter hingegen den meist kleineren Zusatzrückstrahler”, erläutert Sebastian Göttling vom Beleuchtungsspezialisten Busch + Müller.
Passives Licht kann sich sehen lassen
Dank Reflexmaterialien können sich Fahrradfahrer natürlich über den gesetzlichen Rahmen hinaus Präsenz verschaffen. Helme wie der Abus “Urban-I v.2 Signal” (79,95 Euro) erleuchten nicht nur aktiv mit einem integrierten LED-Rücklicht, sondern auch passiv den Fahrer an seinem höchsten Punkt und damit weithin sichtbar. Mehr Fläche für Rückstrahler bietet der Oberkörper, den Flyer mit seiner “Dark Jacket” (49 Euro), einer fluoreszierenden Signalweste, ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Nicht nur preislich einige Etagen tiefer dagegen können die Reflektorbänder von Fahrer Berlin (ab 14 Euro) sich sehen lassen. So wie Pedalrückstrahler sind sie in ständiger Bewegung und damit im Dunklen besonders auffällig. Doch auch tagsüber sieht man damit gut aus, denn jedes der bunten Bänder ist ein Einzelstück und hält die Hosenbeine sauber.
Besonders praktisch ist Radbekleidung mit Reflexelementen, denn sie wird im Gegensatz zu Zubehör ohnehin getragen. Allerdings soll Kleidung in der Regel nicht zweckdienlich, sondern schick aussehen. Bei der “Tirano Padded Jacket” von Vaude (150 Euro) ist daher reflektierendes Material als Zopfmuster in den gestrickten Teil der Jacke eingearbeitet und offenbart erst in der Dunkelheit seine eigentliche Bestimmung. Ähnlich dezent gibt sich neuerdings die “High Visibility”-Taschenlinie von Ortlieb. Zu den bisherigen, auch tagsüber auffälligen Modellen in Neongelb gesellen sich durchgehend schwarze Varianten, die ebenfalls komplett mit Reflexgarn durchzogen sind, aber weitaus diskreter für Sichtbarkeit sorgen. Kurzerhand selbst zum Designelement dagegen macht Selle Royal das reflektierende Material beim “Saddle Bag” (16,90 Euro); in diagonalen Streifen ziert es die Rückseite der Tasche, die sich mit einem Handgriff an die Sättel der Italiener anclippen lässt.
Halbaktiv für Nachtaktive
Eigentlich selbstverständlich sind Reflexelemente bei einem Kinderanhänger, der Wert auf Sicherheit legt. Die Firma Croozer bleibt dabei nicht länger rein passiv. Ihr in Zusammenarbeit mit Busch + Müller entwickeltes Licht für den Schiebebügel strahlt nämlich nicht nur rot nach hinten, sondern verfügt über weiße LEDs, die so positioniert sind, dass sie zusätzlich die Reflexstreifen am Anhänger beleuchten und die Dimensionen des Fahrzeugs erkennbar machen. Aktiv um die Sicherheit im städtischen Straßenverkehr bemüht sich auch Brompton. Der Faltradhersteller hat auf der Eurobike Prototypen mit einer Lackierung gezeigt, die zu leuchten beginnt, wenn sie unter Strom gesetzt wird. Ein bisschen wird man sich zwar noch gedulden müssen, aber bis Anfang 2017 wollen die Londoner die Entwicklung zur Serienreife bringen.
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