12. – 13.6.2015, Congress Centrum Heidenheim
“Der Schulanfang ist nicht die Stunde Null.” Prof. Dr. Patrica Nauwerck, wissenschaftliche Leiterin der achten Fachtagung Sprache, plädiert dafür, Kinder von klein auf auch im Bereich der Literalität zu fördern. “Kinder, die in der Kita oder im Kindergarten vielfältige Erzählsituationen erleben, unterschiedlichen Textsorten begegnen, Gelegenheit bekommen, mit Schriftzeichen spielerisch zu experimentieren und so den Nutzen von Schrift erkennen, haben einen leichteren Start in der Schule. Und damit auch bessere Bildungschancen, denn Lese- und Schreibkompetenzen sind die Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen.” Sollen Kinder also möglichst schon vor dem Schulstart fließend lesen und schreiben lernen? Nein, sagt die Expertin: “Kinder brauchen in jeder Lebensphase ein spezifisches Angebot. Moderne Kindergarten-Pädagogik berücksichtigt dies.”
Wie diese Angebote aussehen können, das zeigt die diesjährige Fachtagung Sprache unter dem Motto “Spracherwerbsprozesse unterstützen und gestalten – (Vor-)Lesen, Erzählen, Verstehen”. Der praxisorientierte Fachkongress findet vom 12. bis 13. Juni 2015 im Congress Centrum Heidenheim statt und wird von der Peter Sauber Agentur Messen und Kongresse GmbH und der Stadt Heidenheim mit fachlicher Unterstützung der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd veranstaltet.
Noch stärker als bisher stehen in diesem Jahr der interdisziplinäre Austausch und der Dialog zwischen Theorie und Praxis im Vordergrund.
Hochkarätige Wissenschaftler wie Prof. Dr. mult. Wassilios Fthenakis, Prof. Dr. Petra Wieler, Dr. Donata Elschenbroich oder Dr. Ilse Wehrmann vermitteln in ihren Plenarvorträgen neueste Erkenntnisse der Forschung.
In praxisnahen und meist interaktiven Workshops bekommen alle, die sich in ihrem Arbeitsumfeld mit dem Thema Sprach- und Leseförderung beschäftigen, vielseitige Werkzeuge und Methoden an die Hand: Entscheidungsträger in Kommunen und Kindergarten-/ Schulträger, Erzieher/innen, Studierende, Praktikanten und Schüler/innen der Fachschulen und Hochschulen für Sozialpädagogik, Sprachförderkräfte und Übungsleiter/innen.
29 Referentinnen und Referenten beleuchten in vier Themenportalen die Bereiche “(Vor-) Lesen”, “Erzählen”, “Zuhören und Verstehen” und “Bewegte Sprache”. Ein besonderes Augenmerk liegt auf spielerischen, kreativen Methoden der Sprachförderung. Theaterpädagogin Stefanie Rejzek vom Kinder- und Jugendtheater “Junges Ensemble Stuttgart” berichtet von ihren Erfahrungen aus Kita-Sprachförderprojekten, Motopädagoge Peter Pastuch verbindet Sprachförderung mit Bewegung, Brigitte Thönges, Lehrerin für Musikalische Früherziehung, setzt mit Musik Impulse und Dichter und Wortkünstler Timo Brunke steuert “Balladen für kleine und größere Kinder” bei.
Experimentieren, entdecken, erzählen – auch so lernen Kinder spielerisch den Umgang mit Sprache. Schon ganz alltägliche Gegenstände, so Dr. Donata Elschenbroich, Autorin des viel beachteten Buches “Weltwissen der Siebenjährigen”, können zum Erzählen animieren. Zum Beispiel eine Wäscheklammer: “Der Einjährige findet die Wäscheklammer vor. Er will dieses Wissen im Ding aufschließen, mit dem Mund und den Fingerspitzen, mit Nase, Augen und Ohr. Kindergartenkinder zwicken sich heroisch damit in die Fingerkuppe und testen ihre Schmerzgrenze, die Haut unter der Klammer wird weiß, warum? Später lernt das Kind, dass Wäscheklammern etwas wert sind und etwas kosten. Das alles sind elementare, mit Händen und Kopf unternommene Bildungserfahrungen.” Gemeinsam mit den Teilnehmern unternimmt Dr. Elschenbroich bei der Fachtagung Sprache weitere spannende Expeditionen zu den Gegenständen des Alltags. Sie ermutigt Eltern und Erzieher zum gemeinsamen Erforschen: “Idealerweise erkunden die Kinder die Dinge selbst, die Erwachsenen begleiten, folgen ihnen auf ihren Erkenntniswegen. Und dann wird man oft gemeinsam ein Mehr in den Dingen entdecken können.”
Das Angebot der Tagung ist überaus vielseitig. “Wir wünschen uns, dass die Teilnehmer viele gute Impulse für ihre tägliche Arbeit mit nach Hause nehmen” so Prof. Dr. Nauwerck, für die Sprachförderung in Kita und Kindergarten auch mehr Bildungsgerechtigkeit bedeutet, zum Beispiel für Migrantenkinder, die Deutsch als Sprache erst erlernen müssen. Perspektiven für ein gerechteres Bildungssystem zeigt Prof. Dr. mult. Wassilios Fthenakis, Präsident des Didacta Verbandes der Bildungswirtschaft in seinem Vortrag auf. Er plädiert: “Wir haben in der jüngsten Zeit international die Erkenntnis gewonnen, dass die ersten acht Jahre in der kindlichen Entwicklung nicht nur die besonders intensiven Lernjahre sind, sondern auch mit dem bisher entwicklungsfähigsten Teil des Bildungssystems korrespondieren. Das eröffnet einerseits die Chance, diese ersten acht Jahre besser zu nutzen, auf der anderen Seite begründet sich hieraus die Notwendigkeit einer Bildungsreform. Wir müssen die Qualität der Bildung weiterentwickeln, den Bildungsauftrag der Einrichtungen neu definieren, die Entwicklung des gesamten Systems der Tageseinrichtungen für Kinder voranbringen und die frühe Bildung als das Fundament für gelingende kindliche Bildungsbiographien anerkennen, um faire Bildungschancen für jedes Kind, von Anfang an, in jeder Einrichtung zu sichern und eine stark ausgeprägte Bildungsungerechtigkeit zu überwinden.”
Interessierte finden auf www.fachtagung-sprache.de das komplette Vortragsprogramm und können sich für die Teilnahme an der Tagung online anmelden. Unternehmen haben die Möglichkeit, auf der begleitenden Messe ihre Produkte und Dienstleistungen einem interessierten Fachpublikum vorzustellen. Weitere Informationen zur Messe finden sich ebenfalls auf der Website.
Seit 1986 konzipiert, organisiert und veranstaltet die Peter Sauber Agentur Messen und Kongresse GmbH Messen, Kongresse, Ausstellungen und Gemeinschaftsstände zu den Themen Bauen, Energie, Europa und Bildung. In allen Themenschwerpunkten sind das Engagement für Klimaschutz sowie das soziale Bewusstsein der Agentur fest verankert. Weitere Informationen unter: www.messe-sauber.eu.
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