Erfolgreiche Aktionswoche in Rheinland-Pfalz
Ludwigshafen, November 2015. Zeitgleich mit der bundesweiten Fachkräftewoche “In Deutschland steckt mehr” fand in Rheinland-Pfalz Ende Oktober die Aktionswoche “Suche Personal – Biete attraktives Unternehmen” mit über 400 Teilnehmern in vier Regionen statt. Beide Projekte widmen sich unter anderem der Einbindung von Flüchtlingen. Aus diesem Grund besichtigten Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles und die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke im Rahmen der Aktionswoche gemeinsam ein gelungenes Beispiel für Integration in einem Betrieb in Koblenz. Unterstützt wurde die Aktionswoche von den Kammern der vier Regionen Trier, Koblenz, Rheinhessen und Pfalz sowie der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB).
Insgesamt hatten im Verlauf der Aktionswoche rund 20 Unternehmen aus Rheinland-Pfalz die Möglichkeit sich in den jeweiligen Podiumsdiskussionen mit ihren spezifischen Projekten und Maßnahmen zur Fachkräftesicherung zu präsentieren. Sie alle sind auch nominiert für die Auszeichnung “Attraktiver Arbeitgeber Rheinland-Pfalz 2015”. “Die Vernetzung der Unternehmen miteinander und der unkomplizierte, praxisorientierte Austausch zum Thema Fachkräftesicherung ist genau das, was unser Projekt von anderen unterscheidet”, so die Leiterin des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) und Moderatorin der Aktionswoche Prof. Dr. Jutta Rump.
Interessant für die überwiegend aus Unternehmens- und Betriebsvertretern bestehenden Auditorien in den Veranstaltungsorten Mainz, Ludwigshafen, Trier und Koblenz war vor allem die bunte Vielfalt an Maßnahmen, die von den Nominierten vorgestellt wurden. Ob ungewöhnliche Angebote an Weiterbildungsmaßnahmen, die enge Kooperation mit Schulen oder der tolerante Umgang mit anderen Kulturen – ausschlaggebend ist, was genau auf die jeweilige Unternehmenssituation passt und wie authentisch die Umsetzung der Maßnahmen in den Betrieben gelebt wird.
Dass sich alle Nominierten sehr stark mit ihren Unternehmen identifizieren, zeigte die Begeisterung mit der sie ihre Ideen präsentierten und für ihre Region eintraten. Ein Geschäftsführer berichtete in Ludwigshafen beispielsweise über vom Unternehmen finanzierten Musikunterricht für die Kinder seiner Mitarbeiter. Ein anderes Unternehmen mit zwölf Mitarbeitern erläuterte wie die Mitarbeiter partizipativ kollegial nach dem “Wir-Prinzip” geführt werden. Ein Trierer Traditionsunternehmen mit knapp 80 Mitarbeitern legt nicht nur auf eine wertschätzende Führungskultur wert, sondern ermöglicht den Mitarbeitern flexible Arbeitszeiten und unterstützt Sprachkurse. Interessant für die Auditorien der Aktionswoche waren auch die größenabhängig unterschiedlichen Ansätze. Der mit 650 Mitarbeitern größte Arbeitgeber des Landkreises Kusel entwickelte im Rahmen des Projektes “Lebensphasenorientierte Personalpolitik” beispielsweise ein ganz eigenes Vermittlungs-Gesprächsformat mit den Führungskräften. Ein großes international tätiges Unternehmen aus dem Kreis Koblenz setzt auf ein starkes Markenbild und eine offene Willkommenskultur. Zudem wird die Personalstrategie in diesem Unternehmen immer wieder hinterfragt und den Bedingungen angepasst. Auch das Thema Aus- und Weiterbildung spielt bei den Best-Practice-Beispielen der Betriebe eine wichtige Rolle. Ein großes Versicherungsunternehmen in Koblenz setzt dabei auf die eigene hochqualitative Ausbildung der Mitarbeiter. Der Anteil der Auszubildenden an der Gesamtmitarbeiterzahl in diesem Unternehmen beträgt 13%. Ein Friseurbetrieb in Mainz richtet sein Weiterbildungsangebot an der persönlichen Lebenssituation der Mitarbeiter aus und hat dabei auch “riesigen Spaß, Menschen weiter zu entwickeln”. Attraktive Arbeitszeiten mit individueller Unterstützung der jeweiligen Lebenssituation der Mitarbeiter wie “Beruf und Familie” bzw. “Beruf und Pflege” bietet ein international agierendes innovatives Software-Unternehmen aus Mainz (weitere Informationen zu den nominierten Unternehmen finden Sie auf der Internetseite: www. lebensphasenorientierte-personalpolitik.de). Den intensiven Fragerunden im Anschluss an die Präsentationen war zu entnehmen, dass die praktischen Lösungsansätze der Unternehmen auf hohes Interesse bei den Fachkollegen gestoßen sind.
Wirtschaftsministerin Lemke bekräftigte in ihrer Vortragsreihe, wie wichtig es für die Unternehmen ist, ihre individuelle Arbeitgebermarke herauszuarbeiten. Sie hob hervor, dass vor allem kleine und mittelständische Unternehmen den Wandel von einem Arbeitgeber- in einen Arbeitnehmermarkt spüren. Prof. Dr. Jörg Kühnapfel, Hochschule Ludwigshafen/Rhein, rundete das Programm der vier Veranstaltungen mit seinem Vortrag “Lässt sich Glück managen” ab. Er beschäftigte sich mit der Frage, welche Faktoren das persönliche Empfinden von Glück beeinflussen können und wie der Arbeitgeber dieses Wissen bestmöglich nutzen kann.
Erfolgsgeschichte “Regionale Bündnisse Attraktiver Arbeitgeber”
Professor Rump zog in ihren Vorträgen auf der Aktionswoche ein Zwischenfazit nach 13 erfolgreichen Veranstaltungen mit dem Titel “Regionale Bündnisse Attraktiver Arbeitgeber”, die von Unternehmen für Unternehmen ausgerichtet werden. Nahezu 550 Teilnehmer tauschen sich seit Anfang des Jahres in den Netzwerk- und Bündnistreffen branchenübergreifend über Strategien und Ideen aus, wie Fachkräfte gewonnen und gehalten werden können. Gastgeber dieser Veranstaltungen sind Unternehmen oder Institutionen. Daneben stellen weitere lokale Akteure wie Kammern, Wirtschaftsförderer oder Hochschulen Projekte zur Fachkräftesicherung und Arbeitgeberattraktivität vor. Die Veranstaltungen der “Regionalen Bündnisse Attraktiver Arbeitgeber” finden in den Regionen Trier, Koblenz, Rheinhessen und der Pfalz statt. Bis zum Ende des Jahres sind noch zwei weitere Bündnistreffen geplant. Wie im letzten Jahr werden auch 2015 acht Unternehmen als “Attraktive Arbeitgeber” ausgezeichnet, die Vorbilder für innovatives Vorgehen bei der Fachkräftesicherung sind. Die Preisverleihung findet im Rahmen der Abschlussveranstaltung am 18. November in Mainz statt (weitere Informationen unter www.lebensphasenorientierte-personalpolitik.de).
Das Konzept des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums in Zusammenarbeit mit dem Institut für Beschäftigung und Employability geht auf. Bereits 2009 wurde das Projekt “Lebensphasenorientierte Personalpolitik” vom Wirtschaftsministerium sowie dem IBE angestoßen. In der ersten Phase wurde es durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt. Seitdem wird es kontinuierlich in Richtung Praxisorientierung weiterentwickelt und befindet sich derzeit bereits in der dritten Phase.
Editors Notes
Das Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) unter Leitung von Prof. Dr. Jutta Rump (Geschäftsführerin) erforscht personalwirtschaftliche Fragestellungen. Die Schwerpunkte liegen unter anderem in den Bereichen Beschäftigung und Beschäftigungsfähigkeit (Employability), demografischer Wandel und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das IBE berät Unternehmen und Institutionen in arbeitsmarktpolitischen, personalwirtschaftlichen und sonstigen beschäftigungsrelevanten Fragen. Über alle bisherigen Projektphasen hinweg zeichnet das IBE mit der Unterstützung von Multiplikatoren verantwortlich für die konzeptionelle Entwicklung und Umsetzung der Thematik “Lebensphasenorientierte Personalpolitik”.
Das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz (MWKEL) hat das Projekt “Strategie für die Zukunft – Lebensphasenorientierte Personalpolitik” ins Leben gerufen und fördert es. Nach dem erfolgreichen Abschluss eines Modellprojektes in den Jahren 2009 – 2011 sowie dem Ausbau der Vernetzung rheinland-pfälzischer Betriebe und der Vertiefung der Branchenspezifik in 2012 – 2013 stehen in der aktuellen Projektphase die Bildung von starken Arbeitgebermarken der rheinland-pfälzischen Unternehmen sowie der Schulterschluss mit kommunalen Akteuren zur Stärkung der Regionen im Mittelpunkt. Das Projekt ist Bestandteil der Landesstrategie zur Fachkräftesicherung Rheinland-Pfalz.
Die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) ist das Förderinstitut des Landes Rheinland-Pfalz und zuständig für die Wirtschafts- und Wohnraumförderung im Land. Im Rahmen ihrer Aufgaben zur Stärkung des rheinland-pfälzischen Mittelstandes begleitet die Förderbank das Projekt seit 2012. Hierbei bietet sie insbesondere Plattformen zum kommunikativen Austausch, um aufzuzeigen, wie Unternehmen regionen- und branchenspezifisch Fachkräfte gewinnen und halten können.
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