Eiweiß 2.0 – Die Stärke der Patente macht den Unterschied

Eiweiß 2.0 - Die Stärke der Patente macht den Unterschied

Biotech-Unternehmen sind regelmäßig Spitze, wenn es um die Vermarktung von Patenten geht. Ein neues Krebsmedikament kann für eine Firma leicht Milliarden von Dollar wert sein. Das Blockbuster-Rezept funktioniert immer gleich: Ein Medikament füllt eine Lücke, ein großer Pharmahersteller übernimmt die Vermarktung. Und die Patente sind besonders stark, weil der neue Wirkstoff Molekül für Molekül definiert werden kann. Für Patentanwälte sind solche “Matter of Composition” Patente einerseits die Königsdisziplin und zugleich ihre leichteste Übung. Schließlich ist ein besserer Kopierschutz schwer vorstellbar, als der chemische Nachweis einer identischen Wirkgruppe.

Es verwundert nicht, dass “Matter of Composition” Patente in anderen Branchen eher selten zu finden sind. Bei Nahrungsmitteln würde man diese Klasse von Patenten vermutlich zuletzt vermuten. Aber es gibt diese wertvollen Patente auch in dieser Branche. Das kanadische Forschungs- und Entwicklungsunternehmen Burcon NutraScience Corp. – http://bit.ly/1laKR6f – (TSX: BU, NASDQ: BUR) hat jüngst sein Patentportfolio aus mehr als 300 Patenten rund um die Extraktion von Pflanzenproteinen mit einem “Matter of Composition” Patent für das bahnbrechende Sojaprotein Clarisoy gekrönt, nachdem bereits dessen Herstellungsverfahren und Anwendungen patentiert waren. Clarisoy ist mit weitem Abstand das reinste Pflanzenprotein, das industriell aus Soja gewonnen werden kann. Herkömmliche Extrakte haben einen stark bohnigen Geschmack, der aufwändig mit Vanille oder ähnlichen Geschmacksstoffen maskiert werden muss. Clarisoy ist dagegen zu 100 Prozent löslich, transparent und geschmacksneutral. Diese Revolution bei der Gewinnung pflanzlicher Proteine haben viele Wissenschaftler nicht für möglich gehalten, obwohl weltweit intensiv an Alternativen zur heute noch gängigen Säurefällung von Proteinen gearbeitet worden ist. Lange galten enzymatische Verfahren als Königsweg, Burcon setzt dagegen ein physikalisches Trennverfahren ein, das ganz auf Säure verzichtet und im Prinzip einfaches Kochsalz in bestimmter Verdünnung einsetzt. Nun hat Burcon für Clarisoy sogar einen Patentschutz erzielt, wie er sonst nur bei Medikamenten üblich ist. Man kann sagen: Burcon gehört das Soja-Protein-Isolat Clarisoy – und das völlig ohne Gentechnik! Die Verwendungsmöglichkeiten von Clarisoy in Getränken und Nahrungsmitteln sind enorm. Neben frischer Sojamilch wird es viele andere Protein-Getränke (z.B. Protein Shots) geben, aber auch Powerbars oder Ersatz für Kaffeesahne und vieles mehr. Nachfrage aus der Industrie gibt es überall dort, wo teures Milcheiweiß gleichwertig ersetzt werden kann.

Das Blockbuster Potenzial von Clarisoy hat offenbar auch das milliardenschwere Agrarunternehmen Archer Daniels Midland (NYSE: ADM) überzeugt, denn ADM hat sich per Linzenzvertrag die Produktion und Vermarktung von Clarisoy gesichert. ADM zählt schon heute zu den weltgrößten Verarbeitern von Ölsaaten. Die Analogie zu Biotechunternehmen geht noch weiter: Laut Vertrag wird ADM bis zum Jahr 2021 der einzige Anbieter von Clarisoy sein, während Wettbewerber wie beispielsweise Dupont, zu dem der Soja-Protein-Hersteller Solae gehört, zuschauen müssen. Experten vermuten, dass auch das aktuelle Übernahmeangebot für den deutschen Hersteller von Aromen, Wild GmbH, im Zusammenhang mit einer neuen Strategie von ADM steht, bei der Clarisoy eine Schlüsselrolle zukommt. Auch bei der Übernahme von Wild dürfte das üppige Patentportfolio der deutschen Firma eine Rolle gespielt haben. Für Konsumenten bleibt zu hoffen, dass möglichst bald Sojamilch angeboten wird, die schmeckt. ADM wirbt auf Messen in vorderster Front mit den revolutionären Eigenschaften von Clarisoy, zuletzt auf der internationalen Foodmesse in New Orleans im Juni. Darüber hinaus hat ADM angekündigt, 250 Mio. Dollar in den Ausbau von Kapazitäten einer Soja-Verarbeitungsanlage in Brasilien zu investieren. Clarisoy könnte für ADM und für Burcon NutraScience weltweit zum “big business” werden. Selbst humanitäre Anwendungen zur Sicherung der Proteinversorgung in Entwicklungsländern sind denkbar.
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