Ein Viehscheid mitten in der Stadt

Ein Viehscheid mitten in der Stadt Dampfende Tiere im Morgengrauen, herrliche geschmückte Kranzrinder, immer lauter werdendes Schellengeläut und bärtige Hirten im Festgewand: Wenn beim Viehscheid in Immenstadt am 21. September ab 9 Uhr die ersten Herden an den örtlichen Schaufenstern vorbeiziehen und auf dem Viehmarktplatz eintreffen, können Einheimische und Gäste erleben, was die Stadt am Fuße des Mittag so einzigartig macht: Auf der einen Seite eine schmucke, moderne Kleinstadt mit hübscher Einkaufsmeile. Auf der anderen Seite ein Ort inmitten herrlicher Allgäuer Natur, in dem die Bevölkerung Brauchtum bis heute authentisch lebt. Tatsächlich findet in Immenstadt Jahr für Jahr der einzige städtische Viehscheid in ganz Deutschland statt.

Das Ende des Alpsommers
Von alters her ist es guter Brauch in den bayerischen Alpen, das Ende des Bergsommers nach etwa 100 Tagen beim Viehscheid zu feiern und die Leistung der Älpler und Hirten zu würdigen. Denn: Ihnen obliegt die Verantwortung, alle Tiere wohlbehalten durch den Alpsommer und vor dem Winter wieder heil ins Tal zu bringen. Nicht immer gelingt dies – Abstürze, Beinbrüche oder auch Vergiftungen kosten einzelnen Tieren immer wieder das Leben.

Verlief der Alpsommer unfallfrei, wird das Leitrind für den Alpabtrieb mit einem aufwändig verzierten Kopfschmuck aus Blumen, Sträuchern, Kräutern und Bändern geschmückt. Traditionell wird jede Alpe zudem von einem Schildträger mit dem Namen der jeweiligen Alpe angeführt. In Immenstadt werden die Herden der Alpen Alp und Kessel, Ehrenschwang, Gund und Hinterkrumbach, Mittag und Schwanden, Mittelberg, Sederer, Seifenmoos und Starkatsgund erwartet.

“Ausscheiden” am Viehmarktplatz
Ehe die Tiere zurück in die heimischen Ställe gebracht werden, versammeln sich die rund 800 Stück Jungvieh nach und nach auf dem Viehscheidplatz mitten in der Stadt. Hier werden die Tiere nun, wie der Name schon sagt – ausgeschieden. Dabei werden sie zwischen Holzzäune getrieben, die immer enger aufeinander zulaufen. An deren Ende befindet sich eine Schleuse, daneben steht ein Podest für den jeweiligen Hirten. Übers Mikrofon ruft er nun nacheinander die Besitzer der Tiere auf, die die Schleuse passieren – die Bauern können ihre Rinder abholen.

Feststimmung im Bierzelt
Und dann? Nun, dann wird im großen Bierzelt mit Speis, Trank und Musik das Ende des Alpsommers gefeiert. Dabei sind Gäste aus nah und fern jederzeit gern gesehen. In Immenstadt wird der Viehscheid zudem umrahmt von einem großen Krämermarkt.

Bergbauernleben hautnah erleben
Wer noch tiefer eintauchen möchte, in das Leben der Allgäuer Bergbauern, kann zudem einen Abstecher in den Immenstädter Ortsteil Diepolz unternehmen: Im Allgäuer Bergbauernmuseum erfahren Besucher vom Leben und Wirtschaften in Steillagen. Kinder können im Freiluft-Gelände Tiere und Bauernhofleben hautnah erfahren.

Begegnungen mit der Allgäuer Küche
Spannend ist auch ein Besuch der aktuellen Sonderausstellung im Bergbauernmuseum “Von Kässpatzen und Döner-Buden – Begegnungen mit der Allgäuer Küche”; zu sehen noch bis einschließlich 3. November. Es geht unter anderem um typische Leckereien wie Zwiebelrostbraten und Krautkrapfen, Weißlacker und Gschwollene, Zwetschgendatschi – und natürlich um Allgäuer Kässpatzen. Eine spannende Aktion ist dort übrigens gleich am Tag nach dem Immenstädter Viehscheid geplant: Unter dem Motto “Ernährung aus der Natur” sind Kinder am 22. September von 10 bis 17 Uhr eingeladen, an zahlreichen Mitmachstationen den Nutzen der heimatlichen Natur kennenzulernen.

Gästeinformation Immenstadt im AlpSeeHaus
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