(Mynewsdesk) Wiesbaden. Profi-Handball gilt als äußerst körperbetonter Sport mit viel Spieleinsatz und geringen Regenerationszeiten. Medizinische und ganzheitliche osteopathische Hilfe vor und während der Matches ist für die Spieler unverzichtbar. Auch wenn sich die Nationalteams vom 9. bis 26. Januar zur Europameisterschaft treffen, ist Osteopathie gefragt. In der Handball-Bundesliga setzen unter anderem die deutschen Spitzenclubs THW Kiel, SG Flensburg-Handewitt und SC Magdeburg auf die Spezialisten mit den sensiblen Händen, so der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e.V.
Der THW Kiel hat sehr früh erkannt, welchen Mehrwert die Osteopathie für die Versorgung der Mannschaft und den medizinischen Bereich hat. „Handball ist ein Vollkontaktsport mit einer hohen Termindichte und Reisebelastung. Daher ist nach dem Spiel in vielerlei Hinsicht vor dem Spiel“, so THW-Osteopath und VOD-Mitglied Jan Bock: „Die medizinische Abteilung beim THW Kiel besteht aus zwei Physiotherapeuten, drei Ärzten und einem Athletiktrainer und mir als Osteopathen. Wir arbeiten im Team, sind ein Team hinter dem Team und unser Spielfeld ist die Medizin, die jeder von seiner Warte aus betreibt. Ich betreue die Spieler sehr intensiv. Die Beschleunigung der Regeneration ist entscheidend bzw. die zügige Genesung nach Verletzungen.“ Entscheidend sei, dass die Spieler weniger Verletzungen erleiden und im Fall von Verletzungen zügig und gut genesen, damit sie dem Verein schnell wieder zur Verfügung stehen.
Osteopathen sind keine alternativmedizinischen Wunderheiler. Ausgestattet mit guten Kenntnissen von Anatomie und Physiologie haben sie gelernt, mit sensiblen Händen biomechanische Funktionsstörungen im Körper zu ertasten und zu behandeln. Bewegung ist der Schlüssel. Damit meint der Osteopath aber nicht nur den Bewegungsapparat – also Knochen, Gelenke, Muskeln und Sehnen – sondern auch die Dynamik im alles umhüllenden Bindegewebe, zum Beispiel die „Beweglichkeit“ der inneren Organe. Wo Bewegung und Dynamik eingeschränkt sind, sind Körperprozesse meistens gestört. Indikatoren für solche Funktionsstörungen sind erhöhte Spannungen im Körper, die Osteopathen mit den Händen fühlen können.
Osteopath und VOD-Verbandsmitglied Andreas Mau vom Deutschen Meister 2018 und 2019, der SG Flensburg-Handewitt: „Die SG besteht fast ausschließlich aus Nationalspielern unterschiedlicher Nationen. Diese Spieler sind über Jahre bis zu 360 Tage im Einsatz, wie Bundesliga, EM, WM oder Olympische Spiele. Die Regeneration, Akutversorgung von Verletzungen sowie das Auskurieren von Verletzungen erfolgt unter zeitlichem Druck.“ Die SG Flensburg Handewitt hat einen Mannschaftsarzt, zwei Orthopäden, drei Physiotherapeutin/en, einen Athletiktrainer und einen Osteopathen (HP). „Die Osteopathie sei ein wichtiger Bestandteil im medizinischen Team. Da ich selbst jahrelanger Bundesligaspieler war, weiß ich um die Bedeutung der ganzheitlichen Medizin für einen Profi, der national und international unter Belastung steht“, sagt Andreas Mau. Durch die Schnelligkeit des Hallensports seien Spieler durch Sturz- und Stoßbewegungen besonders strapaziert. „Rücken, Knie und Füße, Schultern, Ellenbogen, Handgelenke. Natürlich gibt es auch Weichteil-Verletzungen wie z.B. Pferdeküsse“, ergänzt Jan Bock. Für Osteopath und VOD-Mitglied Frank Höhne vom SC Magdeburg stehen an erster Stelle der besonders strapazierten Areale „eindeutig die Strukturen der Wurfschulter“. Für ihn zeichne sich ab, dass durch das Erkennen und Behandeln von Ursache-Folge-Verkettungen Symptome rückläufig sind, die vorher mit medikamentöser oder Infiltrationstherapie behandelt wurden. Auch Operationen könnten durch Osteopathie zum Teil vermieden werden. Mancher Profi-Verein berücksichtigt inzwischen osteopathische Erkenntnisse in seinen Trainingsabläufen. Denn auch für gut trainierte Profis besteht ein Risiko, dass Übungseinheiten zu Dysbalancen führen, die außerhalb des Limits lägen und so zu Schäden führen könnten.
Hintergrund:
Der menschliche Körper stellt ein großes System von Strukturen und Funktionen dar, deren Teilbereiche sich in stetiger Wechselbeziehung befinden. Deshalb beschränken Osteopathen ihre Arbeit auch nicht auf den Bewegungsapparat, sondern beziehen Organe und Nervensystem in Diagnose und Therapie ein. Sie sehen nicht nur das schmerzende Fußgelenk oder das dicke Knie, sondern behandeln den Körper als ein Ganzes, der durch die Verletzung aus seiner komplexen Balance geraten ist. Verletzungen können über so genannte Spannungsketten weitere Beschwerden anstoßen. Fälle, in denen ein umgeknickter Fuß Wochen später für regelmäßige Kopfschmerzen ursächlich war, sind keine Seltenheit. Der Ort eines Schmerzes und der Ort seiner tatsächlichen Ursache können im Körper weit auseinander liegen. Auch körperliche Haltungsfehler können solche Spannungsketten auslösen. Hier liegt auch der Ausgangspunkt für die präventive Bedeutung der Osteopathie. Problembereiche des Körpers können schon erkannt werden, bevor ein Schaden entsteht. Die Spannungen im Körper zeigen, wo sich eine Blockade, ein Riss oder eine Muskelverhärtung anbahnen. Solange es sich noch um Funktionsstörungen, also die Vorstufe von Schäden, handelt, lassen die sich viel leichter behandeln als die späteren Schäden.
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Der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e.V. wurde 1994 in Wiesbaden gegründet und hat mehr als 4700 Mitglieder. Der älteste und mitgliederstärkste Berufsverband Deutschlands verfolgt im Wesentlichen folgende Ziele: Die Etablierung des eigenständigen Berufs des Osteopathen auf qualitativ höchstem Niveau, sachliche und neutrale Aufklärung über Osteopathie und Qualitätssicherung im Interesse der Patienten. Darüber hinaus vermittelt der VOD hoch qualifizierte Osteopathen.
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