Easter Egg Roll im Weißen Haus, Küsschen in Russland und Wasser für die Frauen in Ungarn

Ostern wird in vielen Ländern der Welt zelebriert doch eine allgemeingültige Regel, wie man feiert, gibt es nicht. Für Christen ist es neben Pfingsten und Weihnachten das höchste Fest. Aber was unterscheidet nun das russisch-orthodoxe vom westlichen Osterfest, woher kommt das Wort Ostern und warum rollen Amerikaner ihre Ostereier den Capitol Hill hinunter?

(ddp direct) Um die Herkunft des Wortes ranken sich die verschiedensten Mythen. Woher stammt das Wort Ostern wirklich? Während die einen behaupten, dass sich die Bezeichnung Ostern auf die germanische Göttin „Ostara“ (Göttin des Sonnenaufgangs und des Frühlings) zurückführen lässt, sehen wiederum andere eine Verbindung zwischen Ostern und der Himmelsrichtung Osten, wo die Sonne aufgeht. Dies gilt als Symbol der Auferstehung.

Was hat Ostern mit Schöpfen zu tun?

Heute vermuten Sprachwissenschaftler dagegen, dass sich das Wort Ostern auf das altnordische Wort „ausa“ bezieht, das übersetzt soviel bedeutet wie „schöpfen“ oder „gießen“ und damit die Taufe als zentrales Ereignis des Christentums in den Mittelpunkt stellt. Aber letztlich rücken all diese Spekulationen um die Wortherkunft in den Hintergrund, wenn sich am Ostersonntag Groß und Klein auf die Ostereiersuche begeben und jede Nation mit ihren ganz eigenen Bräuchen diese Festtagsperiode begeht.

Orthodoxe Ostern in Russland und Griechenland

In diesem Jahr findet das Osterfest für orthodoxe Russen und Griechen am 5. Mai statt und damit deutlich später als das christliche Osterfest. Die zeitlich versetzten Termine rühren daher, dass die orthodoxe Kirche ihre Feste nach dem alten julianischen beziehungsweise kirchlichen Kalender berechnet, während der Westen sich am neuzeitlichen gregorianischen Kalender (Sonnen-Mond-Kalender) orientiert.

Lichterprozessionen, Küsschen und Osterkuchen in Russland

Wie das Osterfest aus russischer Perspektive aussieht, beschreibt Natalia Spartakova von der ICUnet.AG, Leiterin der EU-Projekte und Russlandexpertin. Für Russen ist das Osterfest eines der höchsten Feste: „Am Ostersamstag bereiten die Menschen in Russland traditionelle Speisen wie Osterbrot und Osterquark vor. Diese Speisen werden anschließend in die Kirche gebracht und dort von einem Priester gesegnet.“ Den Höhepunkt der Feierlichkeiten um die Auferstehung Jesu Christi bilden aber sicherlich die festlichen Prozessionen in der Osternacht. „Es ist eine ganz spezielle Atmosphäre, wenn sich die Menschen um Mitternacht in und um die Kirchen versammeln und darauf warten, dass die Auferstehung Jesu Christi mit Glockenläuten angekündigt wird,“ erklärt Spartakova. Anschließend folgt eine feierliche Prozession um die Kirche, die von freudigem Gesang und Kerzenlicht begleitet wird. Den Schlusspunkt in der Osternacht setzt schließlich eine Messe, die bis zum Morgengrauen andauert. „Am nächsten Morgen entschädigt das Ostermahl für die nächtlichen Strapazen“, fügt die interkulturelle Beratern hinzu.

In Russland begrüßt man sich am Ostersonntag generell mit drei Küsschen auf die Wange. Wer zur Osterzeit in Russland unterwegs ist, sollte sich nicht wundern, wenn er von Wildfremden mit den Worten [Christos Woskrese] angesprochen wird. Das bedeutet soviel wie „Christus ist auferstanden“. Die Kürzel XB finden sich auch gerne mal auf russischen Postkarten oder als Verzierung auf den in Russland üblichen roten Ostereiern oder dem Osterkuchen.

Ungarische Ostern: Wasser für die Frauen und Ostereier für die Männer

„Husvét” ist die ungarische Bezeichnung für Ostern. Ins Deutsche übersetzt bedeutet das so viel wie „fleischlos“ oder die Wegnahme des Fleisches – in Ungarn wird damit das Ende der Fastenzeit eingeläutet. Einem alten ungarischen Brauch zufolge werden Frauen und Mädchen mit einer Kanne Wasser begossen. „Wasser ist das Symbol des Lebens, aber auch der Reinigung und des Neubeginns, es soll Frauen vor Krankheiten schützen und sie gesund und schön erhalten“, erklärt Carolin Hacker, Ungarnexpertin bei der ICUnet.AG. Bevor die Prozedur des Begießens beginnt, werden die Frauen und Mädchen aber erst um Erlaubnis gebeten – die Männer müssen dazu kurze Gedichte aufsagen. Auf die Frage, woher dieser Brauch ursprünglich stammt, antwortet die Ungarnexpertin: „Die Tradition des Begießens geht auf einen alten heidnischen Fruchtbarkeitszauber zurück und ist auch heute noch ein weit verbreiteter Brauch.“ Um aber auch den Männern eine Freude zu bereiten, erhalten diese im Gegenzug selbst bemalte und aufwendig verzierte Ostereier oder auch einen Schnaps.

Ostern in den USA – Easter Egg Roll vom Capitol Hill

Zum Osterfest lassen sich die Amerikaner etwas Besonderes einfallen. Neben Osterhasen, Ostereiern oder Festtagsgottesdiensten findet jedes Jahr am Ostermontag im Garten des Weißen Hauses ein ganz spezielles Event statt – unter Amerikanern auch unter dem Namen Easter Egg Roll bekannt. „Auf einem abgegrenzten Gartenstück des Weißen Hauses rollen Kinder bunt bemalte Eier mit großen Holzlöffeln um die Wette“, beschreibt Kenneth Myers, interkultureller Berater bei der ICUnet.AG, diesen Brauch. Der Präsident höchstpersönlich überreicht die dazu notwendigen Utensilien und Angestellte des Weißen Hauses verteilen im Hasenkostüm Schokolade. Angeblich stammt dieser Brauch aus Schottland und wird bereits seit dem 19. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten Amerikas praktiziert. Nicht weniger originell dürfte auch die „Easter Parade“ auf der 5th Avenue in New York sein. Dort ziehen am Ostersonntag bunt geschmückte Wagen und schrill verkleidete Leute durch die Straßen.

Der arabische Raum und Ostern

Obwohl sich die Christen im arabischen Raum in der Minderheit befinden, gibt es auch dort einige Osterbräuche. In Ägypten feiern zum Beispiel die christlichen Kopten, Angehörige der Orthodoxen Kirche, die Auferstehung Jesu Christi am Ostersonntag. Aber es gibt auch ein gemeinsames Fest der Christen und Muslime. „Ganz Ägypten feiert am Ostermontag das Sham al-Naseem-Fest“, sagt Bassam Elemam, interkultureller Berater bei der ICUnet.AG. Dieses Fest ist ein altes pharaonisches Fest, das die Wiederkehr des Frühlings feiert. Die Rituale wiederholen sich seit 1000 Jahren: man frühstückt bemalte Eier, geht in die Parks und isst salzige Fische. Sham al-Naseem ist ein Nationalfeiertag.

Der Glaube versetzt Berge und lässt philippinische Kinder wachsen

In China spielt Ostern nahezu keine Rolle. Obwohl in den letzten Jahren immer mehr abendländische Feste eingebürgert wurden, zählt Ostern nicht dazu. Warum? Für Chinesen müssen Feste einen Nutzen haben, bei Weihnachten, Valentinstag, Mutter- oder Vatertag ist das eher der Fall, weshalb diese Feiertage einen höheren Stellenwert genießen als Ostern. In Südostasien sind die Philippinen das größte christlich geprägte Land, dort versteckt der „Osterhase“ bunte Ostereier und Süßigkeiten. Die Filipinos sind auch für eine ganz spezielle Ostertradition bekannt: Wenn die Osterglocken läuten, fassen Eltern ihre Kinder am Kopf und heben diese hoch. Man glaubt, dass die Kinder auf diese Weise größer werden.

Die Karwoche im Überblick

Feiertage sind ein jahrtausendelanger Bestandteil der Kultur und gliedern den Jahresverlauf. Trotzdem wissen heute viele Menschen nicht mehr, was zum Beispiel mit dem Palmsonntag, dem Gründonnerstag oder dem Karfreitag gefeiert wird.

Der Palmsonntag: In diesem Jahr fällt der Palmsonntag auf den 24. März und leitet damit den sechsten und letzten Sonntag der Fastenzeit ein. Der Palmzweig ist das bestimmende Symbol des Sonntags vor der nun beginnenden Karwoche – ihm verdankt das Fest auch seinen Namen. Christen gedenken am Palmsonntag der Ankunft Jesu Christi in Jerusalem. Auf dem Rücken eines Esels ist der Sohn Gottes unter dem Jubel der Menschen in die Stadt eingezogen. Ihm zu Ehren schwenkte die Menge Palmzweige, die damals ein Zeichen für die Königswürde darstellten. Und auch heute noch sind Palmzweige ein fester Bestandteil in der österlichen Dekoration vieler Haushalte.

Der Gründonnerstag: Mit dem Gründonnerstag beginnen die drei Tage, in denen die Leidenszeit Jesu ihren Höhepunkt erreicht. Am Abend vor seiner Kreuzigung nahm Jesus von Nazareth zusammen mit seinen zwölf Jüngern das letzte Abendmahl ein. Er begründete damit die Eucharistie, indem er das Brot brach und mit den Teilnehmern des Mahles teilte sowie mit Ihnen Wein aus einem gemeinsamen Kelch trank. Woher die Bezeichnung Gründonnerstag stammt, ist unklar. Ob der Name von einem Datum kommt, an dem unsere Vorfahren grüne Kräuter aßen oder ob er auf die „Grünen“, die Büßer zurückgeht oder aber mit dem Wort „Greinen“ wie Weinen in Verbindung steht, wird vielfach diskutiert.

Der Karfreitag: An diesem Tag gedenken Christen des Kreuztodes Jesu Christi. Am Karfreitag wird traditionell kein Fleisch gegessen, stattdessen gibt es Fischgerichte zum Mittag- oder Abendessen. Mit dem Karfreitag endet aber auch die Zeit der Abstinenz und des Fastens – allen Diäten zum Trotz kann man sich nun wieder das ein oder andere Schokoei gönnen.

Der Karsamstag: Die Osternacht, die Nacht vom Karsamstag auf den Ostersonntag, im Liturgischen Jahr die „Nacht der Nächte“: Was nun beginnt, ist eine Nacht des Wachens und Betens zum Gedenken an die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Die Kirchen in Mitteleuropa begehen diesen Tag in der Regel in aller Stille, erst in der Nacht zum Ostersonntag fangen die ersten feierlichen Gottesdienste an.

Der Ostersonntag: Jeweils am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond wird die Auferstehung Jesu Christi gefeiert. Für die weniger Gläubigen ist es ein Tag wie Weihnachten, an dem die Familie zusammenkommt und die Kinder sich an der Ostereiersuche erfreuen.

Der Ostermontag: Zusammen mit dem zweiten Weihnachtsfeiertag am 26. oder dem Pfingstmontag gehört er zu den jeweils zweiten Feiertagen dieser drei christlichen Hauptfeste. Um den Menschen wenigstens an einem der Werktage den Besuch eines Festgottesdienstes zu ermöglichen, wurden die zweiten Feiertage jeweils an den Montagen eingeführt.

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