Berlin, 19. August 2011 – Die deutsche Volkswirtschaft befindet sich in der Jahresmitte 2011 in ausgezeichneter Verfassung, mit einem Wachstum von 5,2 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal. Das geht aus dem aktuellen Konjunkturreport des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) hervor. Auch für 2012 sei ein robustes Wachstum zu erwarten. Deutsche Unternehmen hätten somit die allerbesten Chancen, auch zukünftig zu den Globalisierungsgewinnern zu gehören.
Jedoch bewerten die Industrieunternehmen hierzulande die aktuelle Wirtschaftspolitik als gerade noch befriedigend, das zeigt eine aktuelle Sonderumfrage des Industrie- und Handelskammertages (DIHK). “Die Industrieunternehmen schätzen am Standort Deutschland vor allem die Qualität der Fachkräfte und den hohen sozialen Frieden”, sagt DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann. Während die befragten Unternehmen die Energiesicherheit als vergleichsweise gut bewerten (Note 2,7), entwickeln sich die steigenden Preise zunehmend zu einem Standortnachteil (Note 4,2). Der DIHK befragte 1.400 Industrieunternehmen.
Immer mehr Unternehmen bewerten die steigenden Rohstoffpreise als größtes Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten, so das Credo der 28.000 Firmen, die der DIHK bereits im Februar befragte. Denn mit der Erholung der Weltwirtschaft haben auch die Preise für Öl, Gas, Kohle, Eisenerz, Kupfer und Aluminium deutlich angezogen. Die Rohstoffrechnung für die deutsche Wirtschaft dürfte in diesem Jahr um mehr als 40 Milliarden Euro höher ausfallen als im Jahr 2009 – ein Anstieg von mehr als 40 Prozent. Am meisten betroffen zeigt sich die Nahrungsmittelindustrie: hier geben 92 Prozent der befragten Unternehmen an, die steigende Rohstoffpreise seien ihr bedrohlichstes Risiko.
Auch ein Blick in die papierverarbeitende Industrie lohnt sich: Obwohl sich die Absätze von Etiketten im Jahr 2010 stark erholten, bliebe doch das Dilemma, dass die Rohstoffpreise stark steigen und sich im aktuellen Marktumfeld nicht auf die Kunden übertragen ließen, sagt Marc Büttgenbach, Sales Director Labels and Consumables bei Bizerba. “Die Kunden sind an die niedrigen Preise aus der Krisenzeit gewöhnt, und viele Marktteilnehmer bleiben bei diesen Preisen. Dieser Trend lässt sich nicht nur bei den Etiketten beobachten, sondern auch bei flexiblen Verpackungen und Kartonagen”.
Verfügbarkeit und Preisschwankungen entwickelten sich auch für die Chemieindustrie zum größten Wachstumsrisiko, sagt Sven Mandewirth, Partner der Beratungsfirma Camelot Management Consultants, im Gespräch mit dem Manager-Magazin. Eine Umfrage habe ergeben, dass die Firmen an erster Stelle bei der Beschaffung von Rohöl und Industriemetallen sparen wollen – Personalkosten rückten dabei in den Hintergrund. Mehr als die Hälfte der befragten Chemiemanager erwarte zudem, dass das Thema Versorgungssicherheit an Bedeutung gewinnen wird. Mandewirth: “Die chemische Industrie läuft unter Volllast. Um dieses Tempo beibehalten zu können, haben Maßnahmen zur Absicherung gegen Versorgungsrisiken momentan höchste Priorität”.
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