Dem Körper die Sprache der Freiheit beibringen
In einer Kultur, die Wettstreit für eines der wesentlichen Motive für Entwicklung hält, mutet das in der Philosophie des “Dokan” zentrale Bild wie eine sanfte Revolution an: Der Weg ist ein Kreis, heißt es da. Schottelius erinnert sich, wie sehr diese Haltung zunächst ein Widerspruch zu ihrer gradlinigen Karriere als Wissenschaftlerin zu sein schien. “Mir ist im Laufe meines Lebens immer bewusster geworden, wie essentiell uns die Sprache prägt, und wie wichtig es ist, sich einer positiven, unterstützenden Sprache sich selbst und anderen gegenüber zu bedienen”, so die Autorin, die auch Rhetorikseminare anbietet.
In ihrem Unterricht wie auch in dem Buch legt sie großen Wert darauf, eine andere Sprache einzuüben. “Am Ende der Stunde denken wir uns in der Meditation ein motivierendes Mantra (“ich bin schön, ich bin stark, ich kann das”) und wir wertschätzen uns in der Abschlussrunde einmal selbst, anstatt uns für unsere schlechte Kondition oder anderes zu rügen.” Mit praktischen Übungen illustriert Schottelius, wie wir das Kreishafte mehr und mehr in unser Leben einladen können.
Eine Ermüdung, eine Überforderung, eine große Zurückhaltung – all dies begünstigt ihrer Erfahrung nach hochgezogene Schultern, vorgeschobene Köpfe oder runde Rücken. Die von ihr vermittelte Übungspraxis initiiert eine Veränderung der Körperhaltung, wodurch sich allmählich der Geist, der sich hinter einer Haltung verfestigt hat, auflockern kann. “Viele Frauen und auch Kinder machen durch eine Veränderung auf der Körperebene den ersten Schritt aus einer Opferrolle heraus”, hat sie beobachtet.
Ihr Buch bietet viele Inspirationen, wie wir die vollkommene Aufmerksamkeit im Augenblick “atmen” können – und so am Ende in eine Freiheit von Plänen, Ärgernissen, Zielgerichtetheiten, Gier, von Sein-Wollen und Sein-Sollen, von eigenen und fremden Erwartungen hineinwachsen. “Die Mechanismen des Wuwei, des Handelns durch Nichthandeln, haben ihre eigenen Gesetze. Und wenn ich, wie im Dojo, lerne, meiner Intuition zu folgen, kann ich mich mit diesen viel besser verbinden”, so Schottelius. “Mit jedem Kiai, dem Kampfschrei oder Atemstoß auf dem Höhepunkt einer Aktion, und jeder Kata, also Kampfform gegen imaginäre Gegner, verbinden wir uns mit einer Kraft, die weit über uns selbst hinausreicht. Das ist nicht nur Chi-Energie, das ist auch die Kraft positiver Visionen.” Das alles und vieles mehr findet sich mit Geschichten aus einer Karateschule, vielen asiatischen Anekdoten und zahlreichen Farbillustrationen veranschaulicht. Eine freundliche und vergnügliche Reise auf dem Weg zur Selbstvervollkommnung.
Über die Autorin:
Dr. Saskia Schottelius, M. A., Sprachwissenschaftlerin und Kommunikationsforscherin, ist freie Dozentin für Rhetorik, Präsentation und Interaktion sowie Referentin für Selbstbehauptung, fernöstliche Kampfkunst und deren Philosophie und Sachbuchautorin. Ihre Tätigkeitsschwerpunkt ist die Frauenförderung in Universitäten, Betrieben und Bildungseinrichtungen durch die Kombination von Karrieretraining mit fernöstlicher Bewegungslehre (Kampfkunst, Tai Chi, Qigong, Taoistische Gesundheitsübungen u. a.). Sie gründete 1995 das Chikara-Bewegungszentrum für Frauen und Kinder in Bonn und Köln und ist Sensei im Shuri-ryu-Karate. 2009 veröffentlichte sie das Buch “Sagen Sie doch, was Sie wollen. Überlegen kommunizieren” im Züricher Oesch-Verlag.
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