Digitalisierung in der Medizin

Klinische Entscheidungen unterstützen und Patientensicherheit steigern

In einem Pilotprojekt setzt das Universitätsklinikum Frankfurt ein System zur Unterstützung klinischer Entscheidungen ein, um die Patientensicherheit weiter zu steigern, Ärzte zeitlich zu entlasten und damit mehr Zeit für den Patientenkontakt zu ermöglichen.

Clinical Decision Support-Systeme können die Qualität der Medizin fördern
Die Mehrzahl der deutschen Krankenhäuser hat die vollständige Digitalisierung noch vor sich. Gleichzeitig schreitet die technische Entwicklung immer weiter voran. Computergestützte Verfahren können schon heute klinische Entscheidungen durch die Bereitstellung evidenzbasierter medizinischer Informationen unterstützen. Solche Clinical Decision Support-Systeme können die Qualität in der Medizin nachhaltig fördern. Allerdings wird diese Informationstechnologie in Deutschland bislang noch wenig genutzt.
Die Qualität der Krankenhausversorgung wird jedoch in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. Die Verbindlichkeit der Qualitätssicherungsrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses wurde durch das Inkrafttreten des Krankenhausstrukturgesetzes am 1. Januar 2016 gestärkt. Krankenhäuser stehen vor der Herausforderung die geforderte Qualität im klinischen Alltag umzusetzen. Elektronische Systeme zur Unterstützung klinischer Entscheidungen werden dazu beitragen.

Universitätsklinikum Frankfurt führend im digitalen Prozessmanagement
Das Universitätsklinikum Frankfurt möchte diesen Prozess aktiv mitgestalten und eine Vorreiterrolle in Deutschland einnehmen. Am Universitätsklinikum Frankfurt ist über alle Abteilungen ein Klinikinformationssystem mit einer Elektronischen Patientenakte installiert. Alle Daten aus den verschiedenen klinischen Quellen im Krankenhaus, aber auch von externen Quellen, werden normalisiert erfasst. Zudem gibt es eine IT-gestützte klinische Dokumentation und ärztliche und pflegerische Anordnungen werden elektronisch erstellt. Eine Bildmanagementlösung ersetzt alle filmbasierten Bilder. Insbesondere der Einsatz von Clinical Decision Support-Lösungen zur Sicherung einer optimalen Behandlungspraxis wird erprobt. “Wir möchten die Wahrscheinlichkeit von Fehlern und Fehlverhalten im Klinikalltag systematisch reduzieren, um die Patientensicherheit weiter zu steigern,” so Prof. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Frankfurt.
Seit 2015 erprobt das Universitätsklinikum mit dem Wissenschaftsverlag Elsevier die digitale Unterstützung medizinischer Entscheidungen mit Hilfe von sogenannten Anordnungssets. “Die Voraussetzungen in Frankfurt, bezogen auf die IT-Struktur, aber auch auf die zugrundeliegende Einstellung der Klinikleitung, waren für unser Pilotprojekt zum Elektronischen Anordnen mit Anordnungssets ideal”, so Patrick Scheidt, Geschäftsführer der Elsevier GmbH.
Anordnungssets sind vorgefertigte, elektronische Auswahllisten von Anordnungen für eine spezifische Diagnose oder Prozedur. Sie werden im Vorhinein definiert und reflektieren den aktuellen Stand der Leitlinien und Evidenz. Anordnungssets werden ins Klinikinformationssystem (KIS) integriert, um bei spezifischen Erkrankungen einen leitlinienbasierten, standardisierten Behandlungskorridor vorzuschlagen und dienen damit der Qualitätssicherung. Das Projekt wurde 2015 und 2016 im Rahmen der Entscheiderfabrik – einer Initiative der Gesellschaft für Unternehmensführung und IT-Service-Management in der Gesundheitswirtschaft (GuiG) und des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) – als eines der fünf Top-IT-Themen im Gesundheitswesen in Deutschland ausgewählt. In dem Pilotprojekt konnten im Hinblick auf alle drei Evaluationsaspekte – Zeitaufwand für das ärztliche Anordnen, Verweildauer der Patienten und Zufriedenheit der Ärzte mit dem elektronischen Anordnen – Verbesserungen erzielt werden.

Symposium Clinical Decision Support diskutiert Chancen und Risiken der Digitalisierung
Zur Diskussion dieses Systems und der weiteren Digitalisierung im Krankenhaus kamen im November über 80 Vertreter deutscher, österreichischer und schweizerischer Kliniken zu einem Symposium von Elsevier und dem Universitätsklinikum Frankfurt zusammen. Gemeinsam mit Referenten und Teilnehmern anderer Kliniken wurden die Chancen und Risiken digitaler Entscheidungsunterstützung diskutiert.
Insbesondere eine Herausforderung bei der Nutzung von Systemen zur digitalen Entscheidungsunterstützung wurde in der Diskussion besonders hervorgehoben. “Wir müssen aufpassen, dass nicht der einzelne Standard abgearbeitet wird, ohne kritisch zu hinterfragen, ob dieser überhaupt der richtige für meinen Patienten ist und ob die einzelnen Vorgaben auch für meinen Patienten passend sind”, merkt Dr. Michael von Wagner, Ärztlicher Leiter des Zentralen Patientenmanagements und Oberarzt der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Frankfurt, an. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass eine kritische fachliche Einschätzung des Falles nicht durch IT-Systeme ersetzt werden kann. Demgegenüber wurden die Chancen gesehen z.B. unnötige oder sogar schädliche medizinische Leistungen zu verringern, durch die stärkere Integration von Leitlinien und wissenschaftlicher Evidenz in den klinischen Entscheidungsprozess. Nicht zuletzt wurde in digitalen Systemen zur Entscheidungsunterstützung die Möglichkeit gesehen, die stetig wachsende Anzahl der medizinischen Publikationen und Forschungsergebnisse in die klinische Praxis zu transferieren. Dass die Digitalisierung auch in Krankenhäusern immer weiter geht, stand nicht zur Diskussion. Kliniken müssen also aktiv werden, um diese Entwicklung selbst zu gestalten. “Die Zusammensetzung der Teilnehmer des Workshops hat gezeigt, dass die Weiterentwicklung der Digitalisierung alle Akteure in einem Krankenhaus betrifft. Dies ist Chance und Herausforderung zugleich”, so Dr. von Wagner vom Universitätsklinikum in Frankfurt.

Über Elsevier:
Elsevier ist ein führender Informationsdienstleister für die Bereiche Wissenschaft, Gesundheit und Technologie. Wir unterstützen dabei, bessere Entscheidungen zu treffen, Patienten besser zu versorgen, sowie zukunftsweisende Entdeckungen zu tätigen.
Wir bieten webbasierte, digitale Lösungen – wie zum Beispiel ScienceDirect, Scopus, Evolve, Knovel, Reaxys and ClinicalKey – und publizieren über 2.500 Fachzeitschriften sowie über 33.000 Bücher.

Über das Universitätsklinikum Frankfurt
Das Universitätsklinikum Frankfurt behandelt als Maximalversorger mit allen Fachdisziplinen pro Jahr ca. 50.000 Patienten stationär und erbringt 350.000 ambulante Leistungen durch seine 4500 Mitarbeiter in 32 Fachabteilungen und Institute. Dabei erzielte das UKF 2015 einen Jahresumsatz in der Krankenversorgung von ca. 360 Millionen Euro. Das Universitätsklinikum Frankfurt besitzt große Erfahrung in der Durchführung klinischer Studien, translationaler Forschung und wissenschaftlicher Projekte in den Fachabteilungen. Daneben wurde gemeinsam durch das Dezernat für Informations- und Kommunikationstechnologie (DICT) und die Fachabteilungen die Digitalisierung weit vorangetrieben. Die Dokumentation der stationären Patienten erfolgt nahezu ausschließlich in der digitalen Patientenakte. Seit 2014 wird zudem die Dokumentation in den Hochschulambulanzen auf die digitale Patientenakte umgestellt, sodass die Grundvoraussetzung der Nutzung von Clinical Decision Support-Systemen erfüllt ist. Weitere Informationen über das Universitätsklinikum Frankfurt finden Sie unter www.kgu.de

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