Erster gemeinsamer Showcase ausgewählter Vorstellungen für internationale Theaterleute erfolgreich durchgeführt …
Die im rumänischen Banat gelegene drittgrößte Stadt des Landes, Timisoara, Temeswar, besitzt vier Spielstätten im heutigen Nationaltheater unter gleichem Dach. Die wechselhafte Geschichte des Hauses wäre eine eigene Reportage wert.
Das rumänische Nationaltheater und die Oper bespielen das große Haus, das Deutsche Staatstheater und das Ungarische “Csiky Gergely” Staatstheater teilen sich den kleineren Teil.
Erstmalig nun veranstalteten die beiden letzteren einen gemeinsamen Showcase, um bei nationalen und besonders internationalen Theaterleuten und Journalisten Interesse für ihre aktuelle Produktionen zu wecken.
Dies macht Sinn aus gesellschaftspolitischer und besonders ökonomischer Sicht. Beide Häuser spielen jeweils in ihrer Sprache, Deutsch und Ungarisch, und übersetzen jede Vorstellung außerdem ins Rumänische, was sowohl dem multinationalen wie auch dem multikulturellen Charakter der Stadt angemessen ist.
Das deutsche Staatstheater eröffnete und so möchte ich auch meinen Bericht mit dieser Vorstellung beginnen:
Mit Wolkentektonik des aus Puerto Rico stammenden US Amerikaners Jose Rivera legt das Deutsche Staatstheater einen in zweifacher Hinsicht gelungenen Auftakt für den Showcase hin.
Einmal gilt es, die neue politische Haltung gegen Einwanderer in Amerika zu spiegeln, ein Problem, das in Europa ebenso zwiespältig diskutiert und gehandhabt wird.
Dann zieht die anrührende Inszenierung des Regisseurs Laszlo Bocsardi und seine liebevolle Herangehensweise an den “magischen Realismus” des Autors -ohne kitschig zu werden- jeden Besucher in den Bann: Eine alter Junge-trifft-Mädchen-Geschichte, aber auch eine Geschichte von theatralischer Verzauberung, in der sich das Alltägliche plötzlich in etwas Wunderbares verwandelt.
Der Schlüsselbegriff für die Arbeit von Rivera heißt “magischer Realismus”, d.h. zwei Stile zu vermischen, in denen er sich zuvor versucht hat, nämlich Realismus und magischen Realismus, um ein naturalistisches Stück zu schaffen, das mit Symbolen und magischen Ereignissen durchsetzt ist.
Soweit, so gut. Nun bedarf es zu diesem “Silbertablett” des Regisseurs auch dreier ausgezeichneter Darsteller, die sich darin spiegeln und glänzen können, was in der Rolle der agilen, fahrigen, spritzigen, erotischen, himmelhoch jauchzenden, zu Tode betrübten Celestina del Sol, der wandlungsfähigen Schauspielerin Silvia Török, voll gelungen ist. Schwächen in der deutschen Aussprache verzeiht man ihr angesichts dieser Leistungen. Marc Illich in perfektem Deutsch spielt den Old Boy Anibal de la Luna vielleicht ein wenig zu blass, wohingegen Harald Weisz (Nelson de la Luna) gerne mal überzieht.
Der Sohn
Der bekannte französische Autor Florian Zeller befasst sich nach seinem berührenden Alzheimerdrama “Der Vater” mit einem gleich spannenden Thema um einen Sohn, der extrem unter der Trennung seiner Eltern leidet.
Alles scheint ihm zu viel. Er fühlt sich vom Leben komplett überfordert. Sein Vater, der neu geheiratet und mit einer jüngeren Frau (Oana Vidoni) auch nochmal ein Kind bekommen hat, übernimmt die Erziehung seines Sohnes, um den er sich bisher kaum gekümmert hat. Doch mit dem Umzug in die neue Familie des Vaters wird das Leben für Nicolas (ein etwas überforderter Yannik Becker) nicht einfacher.
Begreifen die Eltern eigentlich, woran ihr Sohn leidet? In seiner temporeichen Szenenfolge zeichnet Florian Zeller erneut ein komplexes Porträt familiärer Abgründe.
In den Hauptrollen zu sehen sind Bülent Özdil, der in dieser Zeller-Aufführung den Vater gekonnt und glaubhaft verkörpert, sowie Enikö Blenessy als Mutter. In den kurzen Szenen als Arzt überzeugt diesmal Harald Weisz. Robert Bogdanov (Pfleger) assistiert souverän.
In den Händen von Regisseur Madalin Hincu läuft der Abend ohne Kitsch und Pathos psychologisch stimmig und realistisch inszeniert ab. Nicht ganz richtig besetzt birgt er trotzdem einige intensive Momente.
Der Drache
Das 1943 geschriebene Stück von Jewgeni Schwarz, eine politische Parabel auf Diktatur und Untertanengeist, beinhaltete im Jahr seiner Entstehung so Heikles, dass es lange Jahre in der UDSSR verboten war, heute jedoch erneut eine bittere Aktualität innehat.
Im Staatstheater Augsburg konnte man die Inszenierung von Andreas Merz Raykov als ein zutiefst komisches und grotesk ausgestattetes Märchen für Erwachsene sehen.
Auch das Deutsche Theater Temeswar hat sich des Stückes in der Regie von Yuri Kordonsky angenommen und schafft im Set und mit den Kostümen von Ioana Popescu ein eher realistisches Märchen. So haben es die Schauspieler doch schwer, sollen sie komisch oder grotesk sein, ohne in eine gestrige Interpretation eines Kinderstücks zur verfallen. Gute Ideen des Regisseurs gehen in dieser Inszenierung zum Teil verloren. Es ähnelte bedauerlicherweise zuweilen einer Vorstellunge rumänischer Provenienz aus vergangener Zeit.
Das “Csiky Gergely” ungarische Staatstheater legt nach:
1978 – Harter Tobak, nicht nur für die Zuschauer!
Das Publikum in Timisoara ist vertraut mit Regiearbeiten von Tomi Janezic, mein letzter Besuch galt “Noch kein Titel” (TESZT Festival 2024).
Die Schauspieler des Ungarischen Staatstheaters “Csiky Gergely” gestählt durch Regisseure wie Bojan Jablanovec, Kokan Mladenovic, Arpad Schilling, Silviu Purcarete oder Andras Urban sind gewappnet, denn es bedarf einer außergewöhnlichen Konstellation von Könnern.
1978 Timisoara, eine multi-kulturelle und multi-etnische Stadt in Rumänien, die u.a. im Jahr 2023 zur Kulturhauptstadt Europa gekürt und dessen Nationaltheater u.a. bereits 2009 vom KulturForum Europa mit dem KulturPreis Europa ausgezeichnet wurde, ist ein perfekter Hintergrund für ein solches Janezic-Spektakel.
1978, eine emotionale Fallstudie über das Leben, die Erinnerung und die Historie in unterschiedlichen Welten, Zeiten und Räumen, gefühlt und verinnerlicht von beiden, den Protagonisten und dem Publikum.
1978 “ist ein bedeutsames, ernsthaftes, den Menschen prüfendes, Gott versuchendes Unterfangen, bei dem wir, wenn wir uns darauf einlassen, alles Mögliche über uns selbst, unsere Eltern, unsere Großeltern lernen und verstehen können, was wir vergessen haben, oder zumindest, was uns jemand wirklich vergessen lassen will”. (Tamas Jaszay)
Danaos
Was bedeutet es, ein Flüchtling in einem fremden Land zu sein, wo das Leben von der Gastfreundschaft der Gastgeber abhängt? Worauf kann sich ein Mensch verlassen, wenn er den Glauben an seine eigene Kultur, seinen eigenen Gott und seine eigene Menschlichkeit verliert? Bewahrt der heutige Idealismus einen Keim des Humanismus, oder ist das geistige Erbe der Antike und der Renaissance nur noch eine Erinnerung?
Die “Supplanten”, eine gewaltige antike griechische Tragödie von Aischylos, beschäftigt sich mit den Themen Zuflucht, Gerechtigkeit und dem Verhältnis zwischen Individuum und Staat.
Sie sind ein ergreifender Kommentar zum Wesen der Unterdrückung, zur Bedeutung von Barmherzigkeit und Mitgefühl und zum Kampf um Autonomie in einer patriarchalischen Welt, der letztlich die Widerstandskraft derer zeigt, die sich von der Tyrannei befreien wollen.
Die Schauspieler suchen Antworten auf diese Fragen, indem sie Wege durch spirituelle Welten und surreale Situationen erkunden. In seiner Inszenierung erzählt Regisseur Kristof Szabo die Geschichte einer Gruppe politischer Asylbewerber, in der die Flüchtlinge nach und nach ihren moralischen Rückhalt verlieren.
Szabo ist glücklicherweise von einer licht-,ton-,video- und vor allem computertechnisch äußerst versierten Mannschaft umgeben, mit der er seit Jahren Installationen im Raum zur Perfektion entwickelte. Sie simulieren nicht nur einen Raum, sie umspülen die Akteure dreidimensional wie Basiselemente eine chemische Reaktion. Mit den talentierten ungarischen Schauspielern erfährt dann alles zusammen eine Kernfusion auf der Bühne.
Den Showcase habe ich mit meinen Kollegen der schreibenden Zunft und einem guten Gefühl besucht und mit einer positiven Erinnerung verlassen. Viel Erfolg den beiden Theatern!!!
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