Es ist nun rund ein Jahr her, dass Deutschland offiziell das Online-Glücksspiel zugelassen hat. Für Verbraucher hatte diese Gesetzesänderung keine sofortigen Auswirkungen. Sie durften übergangsweise die Angebote von Anbietern aus anderen EU-Ländern nutzen, sofern diese sich an gewisse Regeln hielten. Nun haben die ersten deutschen Online-Spielotheken ihren Betrieb aufgenommen. Und auch Casinospiele wie Roulette oder Blackjack dürften demnächst erstmalig mit deutscher Lizenz verfügbar sein. Damit nimmt der heimische Glücksspielmarkt nun an Fahrt auf.
Online Casinos sind keine Grauzone mehr
Schon vor der Reform waren Casinospiele im Internet ein beliebter Zeitvertreib in Deutschland. Offizielle Lizenzen gab es in der Bundesrepublik zwar nicht. Anbieter aus dem EU-Raum machten es dennoch möglich, im Online Casino Echtgeld zu setzen. Anbieter wie Palmslots, Oxi Casino oder Greatwin haben ihren Sitz zum Beispiel in Holland oder in Malta. Dem EU-Recht zufolge dürfen sie ihre Angebote auch grenzübergreifend zur Verfügung stellen. Viele deutsche Nutzer machen von der Möglichkeit Gebrauch, auf diesen Plattformen zu spielen. Die Behörden mussten diesem Treiben zähneknirschend zusehen. Denn ihnen fehlten die rechtlichen Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. Der neue Glücksspielstaatsvertrag hat das Online-Glücksspiel nun aus der Grauzone befreit und schafft klare Verhältnisse, zum Vorteil von Anbietern und Nutzern.
Erste Online-Spielotheken genehmigt
Dabei gibt es im deutschen Recht eine Besonderheit: Für virtuelle Automatenspiele und Tischspiele gelten unterschiedliche Regeln. Die Anzahl der Lizenzen für Automatenspiele ist nicht begrenzt. Sie dürfen auch zusammen mit Sportwetten angeboten werden. Allerdings dürfen diese Angebote nicht als Casinospiele bezeichnet werden. Stattdessen hat sich die Bezeichnung Online-Spielothek durchgesetzt. Im Frühjahr 2022 wurden die ersten Lizenzen für den Betrieb solcher Online-Spielotheken ausgestellt, aktuell kommen monatlich zwei bis drei weitere Anbieter hinzu. Insgesamt haben sich mehr als 70 Unternehmen um die Erlaubnis beworben. Es wird damit gerechnet, dass etwas mehr als die Hälfte davon erfolgreich sein wird. Schon in wenigen Monaten könnte es demnach 40 bis 50 Online-Spielotheken mit deutscher Lizenz geben. Damit würde sich die Bundesrepublik auf einem ähnlichen Niveau bewegen wie andere EU-Länder.
Schleswig-Holstein vergibt Casino-Lizenzen
Wer ein Online Casino mit Tischspielen wie Blackjack oder Roulette betreiben möchte, benötigt dazu eine separate Lizenz. Jedes Bundesland darf eine bestimmte Anzahl an Lizenzen erteilen. Sie ist abhängig davon, wie viele Spielbanken die Länder im Jahr 2020 betrieben. Bislang verläuft die Vergabe allerdings schleppend. Als einziges Bundesland hat bisher Schleswig-Holstein ein Gesetz verabschiedet, das die Vergabe der Lizenzen ermöglichen soll. Eine der Lizenzen geht an die staatliche Spielbankgesellschaft des Landes. Auf die übrigen vier Erlaubnissen können sich private Unternehmen bewerben. Bis tatsächlich die ersten deutschen Online Casinos ins Netz gehen, dürfte es aber noch dauern. Denn kein Unternehmen kann sich das Risiko leisten, mit den Vorbereitungen für die Eröffnung zu beginnen, bevor ihnen die Lizenz sicher ist.
Gute Aussichten für die Branche
Es ist damit zu rechnen, dass die Online-Glücksspielbranche in Deutschland florieren wird, so wie es aktuell schon in vielen anderen Ländern der Fall ist. Eine starke Nachfrage und glänzende Wachstumsprognosen lassen für die nächsten Jahre Großes erwarten. Die Branche trägt damit dazu bei, dass Deutschland auch in Zukunft ein attraktiver Wirtschaftstandort bleibt.