Deutsches Bildungssystem gibt laut neuem Index zur Effizienz von Bildungssystemen zu viel aus

Deutsches Bildungssystem gibt laut neuem Index zur Effizienz von Bildungssystemen zu viel aus

Deutschland liegt im neuen internationalen Index zur Effizienz der Bildungssysteme von 30 OECD-Ländern ganz weit hinten auf Platz 25 und damit hinter allen anderen nordeuropäischen Ländern mit Ausnahme der Schweiz – und das trotz einer relativ hohen PISA-Platzierung. Laut dem Index gebe Deutschland für die Schülerleistungen, die durch sein Bildungssystem erzielt werden, zu viel aus.
Die von GEMS Education Solutions in Auftrag gegebene Studie “The Efficiency Index -which education systems deliver the best value for money?” ist die erste umfassende internationale Analyse, die untersucht, wie effizient die Zuteilung der Bildungsbudgets der einzelnen Länder ist. Die Ergebnisse können hier eingesehen werden www.edefficiencyindex.com
Die Rangliste der 30 OECD-Länder wird anhand der Lehrbudgets, deren Anteil an den Bildungsbudgets sich auf 80 Prozent beläuft, sowie anhand der erzielten Schülerleistungen erstellt. Auf diese Weise wird berechnet, welches System für jeden investierten Dollar das beste Ergebnis erzielt.

Verfasst wurde der Bericht von Professor Peter Dolton, Professor der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Sussex und Senior Research Fellow am Centre for Economic Performance, London School of Economics; Dr. Oscar Marcenaro Gutierrez, Lehrbeauftragter an der Universität Malaga; und Adam Still, Fachmann für Bildungsfinanzierung und -entwicklung bei GEMS Education Solutions.

Der Index stufte Finnland als effizientestes OECD-Land ein. Laut dem ökonometrischen Modell des Index könnte Deutschland mit der hohen PISA-Platzierung Finnlands mithalten und dennoch durch eine Vergrößerung der Schulklassen und starke Kürzungen der Lehrergehälter Einsparungen erzielen.

Der Index hat ergeben, dass diese PISA-Ergebnisse selbst dann erzielt werden könnten, wenn Deutschland das Schüler-Lehrer-Verhältnis von 13,7 auf 26,5 erhöhen und somit fast verdoppeln würde. Alternativ dazu könnte Deutschland, wenn es denn effizienter wäre, die PISA-Ergebnisse Finnlands erreichen und dennoch die durchschnittlichen Lehrergehälter um 30 Prozent reduzieren – von derzeit 53.730 auf 37.660 USD.

WICHTIG: Der Bericht sieht davon ab, eine Empfehlung zur Reduzierung von Gehältern oder Klassengrößen in den einzelnen Ländern abzugeben. Es wird darauf verwiesen, dass es arbeitsmarktbedingte, kulturelle, wirtschaftliche oder politische Gründe haben könnte, weshalb diese maximale Effizienz nicht ohne negative Konsequenzen möglich ist. Die Verfasser haben die praktischen Auswirkungen solcher Veränderungen in den einzelnen Ländern nicht untersucht. Indem jedoch gezeigt wird, wie weit Länder hinter dem effizientesten Bildungssystem der OECD zurückfallen, bietet der Index einen aufschlussreichen Vergleichspunkt, den Regierungen zur Budgetzuteilung heranziehen können.

Der Bericht gruppiert die Länder nach ihrer Effizienz:
1.Eliteländer: Finnland, Japan und Südkorea schneiden sowohl in Sachen Effizienz als auch in Sachen Qualität sehr gut ab.

2.Effizient und effektiv: Australien, die Tschechische Republik, Neuseeland und Slowenien schneiden in Sachen Effizienz und PISA-Ergebnisse alle relativ gut ab.

3.Eher effektiv als effizient: Überhöhte Ausgaben (zu hohe Gehälter) oder aufgebläht (zu viele Lehrkräfte): Österreich, Belgien, Dänemark, Deutschland, Irland, Italien, Niederlande, Portugal, Spanien, Schweiz. Diese Länder schneiden in Sachen Qualität besser ab als in Sachen Effizienz. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Systeme dieser Länder Ergebnisse erzielen, die nicht von der PISA-Studie erfasst werden. Oder auf die Tatsache, dass die Systeme dieser Länder über zu viele Ressourcen verfügen, welche die erforderliche Schwelle zum Erreichen hoher Bildungsergebnisse überschreiten.

4.Eher effizient als effektiv: Zu geringe Ausgaben oder zu schlechte Leistung: Frankreich, Ungarn, Island, Israel, Norwegen, Schweden, Vereinigtes Königreich und USA. Diese Länder sind eher effizient als effektiv. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass sie nur eingeschränkt über Ressourcen verfügen, was sie davon abhält, die Qualität zu verbessern. Z. B. können geringe Lehrergehälter ein Hindernis darstellen, hochqualifizierte Lehrkräfte zu finden. Es könnte jedoch auch sein, dass dies an einem mangelhaften Bildungssystem liegt, falls ein Großteil der Ressourcen bereits aufgewendet wird – und dass eine Verbesserung der Bildungsergebnisse eher durch politische Änderungen als durch zusätzliche Ressourcen herbeigeführt werden könnte.

5. Ineffizient und ineffektiv: Brasilien, Chile, Griechenland, Indonesien und die Türkei Diese Systeme sind ineffizient und außerdem nicht in der Lage, für gute Schülerleistungen zu sorgen.

Der Bericht hat ergeben, dass Änderungen der Lehrergehälter und des Schüler-Lehrer-Verhältnisses die Effizienz verbessern können, da aus 63 verschiedenen Einflussfaktoren des Bildungssystems – von Lehrmaterial bis Infrastruktur – nur diese beiden Faktoren eine statistisch signifikante Auswirkung auf die PISA-Ergebnisse haben.

Dies bietet politischen Entscheidungsträgern einen wichtigen Einblick, da Regierungen im Gegensatz zu anderen Faktoren – wie der sozio-ökonomische Hintergrund eines Kindes, elterliche Unterstützung oder die Bestrebungen eines Kindes – am politischen Hebel sitzen, um sowohl Lehrergehälter als auch Klassengrößen zu verändern.

Der Bericht erkennt an, dass einige Länder, wie z. B. die Schweiz und Deutschland, die beide viel für ihre Bildungssysteme ausgeben und gute Ergebnisse erzielen, vielleicht lieber eine Politik verfolgen sollten, in denen die Effizienz des Bildungssystems nicht oberste Priorität hat. Beide Länder könnten zum Beispiel der Ansicht sein, dass PISA nicht alle Schülerleistungen erfasst, auf die ihre Systeme abzielen.

Gemeinsam geben die 30 OECD-Länder der Studie jährlich 2,2 Billionen Dollar für ihre Bildungssysteme aus, und der durchschnittliche Anteil am BIP, den diese Länder in Bildung investieren, nimmt seit Jahrzehnten zu. In einem Umfeld, in dem die staatlichen Bildungsbudgets vermutlich auch weiterhin unzureichend bleiben und die Gefahr besteht, dass die Budgets von anderen Bereichen mit höherer Ausgabenpriorität in Mitleidenschaft gezogen werden, gibt der Effizienzindex Aufschluss über die Effektivität der Ausgabenentscheidungen, die politische Entscheidungsträger derzeit treffen.

DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE:

1. Das finnische Bildungssystem ist seit 15 Jahren das effizienteste der OECD. Zu weiteren leistungsstarken Ländern zählen Südkorea, Japan, Ungarn und die Tschechische Republik. Im Gegensatz dazu verzeichnen Mittelmeerländer wie Griechenland, Spanien, Portugal und Italien eine geringe Effizienz.

2. Selbst mit relativ großen Klassengrößen sind ausgezeichnete Ergebnisse möglich – trotz des Hauptaugenmerks auf einer Reduzierung der Klassengrößen in vielen westlichen Bildungssystemen. Finnland und Südkorea, die beiden Länder mit den effizientesten Bildungssystemen, erzielten gute Ergebnisse, haben relativ große Schulklassen – die dritt- und fünftgrößten Klassen der OECD-Länder – und zahlen ihren Lehrkräften Gehälter im gemäßigten Bereich.

3. Die USA liegen im unteren Drittel des Effizienzindex. Als größtes OECD-Land sind die Bildungsausgaben der USA fünfmal höher als die aller anderen Länder der Studie. Die Lehrergehälter sind ebenfalls sehr hoch.

4. Länder, die Lehrer sowohl unter- als auch überbezahlen, können ineffizient sein. Einige Länder, wie z. B. Indonesien und Brasilien, sind ineffizient, da die niedrigen Lehrergehälter es erschweren, hochqualifizierte Lehrkräfte zu finden und zu halten. Zusätzliche Ausgaben im gemäßigten Bereich würden zu erheblich besseren Bildungsergebnissen führen. Höhere Lehrergehälter, die bereits zu ausgezeichneten Ergebnissen führen, wie z. B. die der Schweiz und Deutschlands, führen nicht zwangsläufig zu besseren Leistungen und wirken sich daher negativ auf die Effizienz aus.

5.Im Allgemeinen erzielen die Länder mit einer hohen Effizienz auch hohe Schülerleistungen. Fünf der besten zehn Länder des Effizienzindex sind auch unter den besten zehn PISA-Ländern anzutreffen.

Chris Kirk, Chief Executive, GEMS Education Solutions:

“GEMS Education Solutions gab den Effizienzindex in Auftrag, um einen Beitrag zur Debatte um die Frage, welche Bestandteile der Bildungsausgaben den größten Einfluss auf die Schulleistungen der Kinder haben, zu leisten.
Er bietet dahingehend Einblicke, welche Bildungssysteme auf der Welt die besten Ergebnisse pro Pfund verzeichnen, und liefert somit eine datenbasierte Analyse, die zur politischen Entscheidungsfindung herangezogen werden kann. Der Index zeigt eindeutig, dass einige Länder ihre verfügbaren Ressourcen effizienter investieren als andere.”
“Dies erfolgt in einer Zeit, in der viele Länder mit eingeschränkten öffentlichen Haushalten zu kämpfen haben. Außerdem vermittelt der Index ärmeren Ländern die wichtige Botschaft, dass selbst mit begrenzten Mitteln eine erhebliche Verbesserung des Bildungsniveaus erzielt werden kann.”

Andrew Adonis, Bildungsminister der britischen Regierung von Tony Blair (2005 bis 2008)

“Der Effizienzindex von GEMS Education Solutions ist von unschätzbarem Wert. Es ist jedoch wichtig, ihn nicht als Allheilmittel für ein gutes, effizientes System zu erachten, denn ein solches gibt es nicht. Hochprofessionelle Lehrkräfte, die gut, aber nicht überbezahlt sind, sowie ein nicht zu kleines Schüler-Lehrer-Verhältnis sind jedoch gute Ausgangspunkte.”

Andreas Schleicher, Bildungsdirektor und Sonderbeauftragter für Bildungspolitik des Generalsekretärs der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris, kommentierte:
“Dieser Bericht bietet einen erfrischenden Einblick in internationale Vergleichsdaten zur Untersuchung der Ausgabenpolitik derjenigen Länder, die mit den wenigsten Ressourcen die besten Ergebnisse erzielen. Er bricht das Schweigen um die Effizienz von Bildungsdienstleistungen.”
Obwohl die Ausgaben pro Schüler in Industrieländern in den letzten zehn Jahren um über 30 % gestiegen sind, bleiben die Lernergebnisse der meisten Länder unverändert niedrig. Diejenigen Länder, die Bildungsdienstleistungen als zu wichtig erachten, um sie an ihrer Effizienz zu messen, verwehren vielen Kindern eine bessere Bildung und ein besseres Leben.
Diskutieren Sie mit: @gemsedsolutions #edefficiencyindex www.edefficiencyindex.com

Die Verfasser des Effizienzindex:
Adam Still, Fachmann für Bildungsfinanzierung und -entwicklung bei GEMS Education Solutions; Professor Peter Dolton, Professor der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Sussex und Senior Research Fellow am Centre for Economic Performance, London School of Economics; und Dr. Oscar Marcenaro Gutiérrez, Lehrbeauftragter an der Universität Málaga.
GEMS Education Solutions bedankt sich für die Arbeit seines Beratungsgremiums, bestehend aus Lord Andrew Adonis, Andreas Schleicher und Russell Hobby.
Lord Andrew Adonis ist Reformer, Autor und Mitglied der Labour-Partei und bekleidete unter Tony Blair und Gordon Brown das Amt des Bildungs- und Verkehrsministers.
Andreas Schleicher ist Bildungsdirektor und Sonderbeauftragter für Bildungspolitik des Generalsekretärs der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris.
Russell Hobby ist Generalsekretär des britischen Schulleiterverbandes.
Die Ergebnisse wurden anhand einer fortschrittlichen ökonometrischen Methodik ermittelt und beruhen auf länderübergreifend erfassten Daten der letzten 15 Jahre. Als Maßstab des System-Outputs dienten standardisierte PISA-Ergebnisse.
Laut UNESCO besuchen weltweit 1,3 Mrd. Kinder Grund- und weiterführende Schulen.
Die 63 Einflussfaktoren auf die untersuchten Bildungssysteme wurden von der OECD und der TIMMS-Studie (Trends in International Mathematics and Science Study) gemessen.

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