Deutscher Lungentag 21. September: Bei Atembeschwerden auch auf Erbkrankheit mit Lungenbeteiligung testen
Frankfurt, 16. September 2013: Am 21. September findet unter dem Motto “Früherkennung von Lungenkrebs – eine Chance für das Leben” der 16. Deutsche Lungentag statt. Die jährliche Aktion wurde vom Verein Deutscher Lungentag e. V. ins Leben gerufen. Bundesweit werden an diesem Tag Veranstaltungen ausgetragen mit dem Ziel, Angehörige medizinischer Fachberufe, vor allem aber Betroffene besser über Lungenerkrankungen zu informieren.
Erkrankungen der Atemwege gehören nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowohl weltweit als auch in den westlichen Industriestaaten zu den häufigsten Todesursachen. In der medizinischen Grundversorgung stellen sie einen der Hauptgründe für einen Arztbesuch dar. Laut Statistik sterben pro Jahr 1,5 Millionen Menschen an Lungenkrebs und 3 Millionen an der chronischen Lungenkrankheit COPD. Für die kommenden Jahrzehnte werden steigende Erkrankungszahlen erwartet.
Der Behandlung von Lungenerkrankungen im fortgeschrittenen Stadium sind Grenzen gesetzt. “Je früher wir die Ursachen erkennen und behandeln, umso besser können wir das Fortschreiten der Krankheit aufhalten”, sagt Professor Felix Herth, Chefarzt der Thoraxklinik in Heidelberg. “Das bedeutet für den Patienten, dass seine Lebensqualität so lange wie möglich erhalten bleibt.”
Richtig behandeln kann nur, wer die tatsächliche Ursache der Beschwerden kennt. Hierfür kom-men dank Forschung und Entwicklung immer bessere Tests auf den Markt. Wurden früher noch alle Patienten nach einem Schema behandelt, können inzwischen verschiedene Ursachen unterschieden und die Therapie auf den Erkrankten zugeschnitten werden. In der Tumordiagnostik spielen solche Tests eine immer größere Rolle. Doch auch bei nicht onkologischen Erbkrankheiten sind sie ein verlässlicher Indikator. So kann heute beispielsweise zwischen “normalen” COPD-Patienten und solchen mit einem erblich bedingten Alpha-1-Antitrypsin-Mangel differenziert werden – obwohl die Beschwerden die gleichen sind.
Alpha-1-Antitrypsin ist eine der weltweit häufigsten Erbkrankheiten mit Lungenbeteiligung und betrifft in Deutschland ca. 8000-16.000 Menschen – die Dunkelziffer dürfte jedoch höher liegen. Den Betroffenen fehlt ein Protein, das bei gesunden Menschen das Lungengewebe vor Angriffen des körpereigenen Immunsystems schützt. Wird der Mangel erkannt, kann das fehlende Schutzprotein substituiert werden. Geschieht dies nicht, hat das fatale Folgen: Das Lungengewebe und insbesondere die Lungenbläschen werden angegriffen und unwiderruflich zerstört. Die Erkrankten leiden an einem fortschreitenden Emphysem, was die Lebensqualität deutlich einschränkt und zu vorzeitigem Versterben führen kann.
Tatsächlich bleiben circa 90-95 Prozent der Patienten mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel unentdeckt und werden wie “normale” COPD-Patienten behandelt, ohne die ursächliche Erkrankung zu therapieren. Dabei reicht ein einfacher Bluttest aus, um dem Gendefekt auf die Spur zu kommen.
Der Test, bei dem die Konzentration des Alpha-1-Antitrypsins im Serum bestimmt wird, wird in den neuen Nationalen Versorgungsleitlinien zu COPD empfohlen, berichtet Pneumologe Herth. Jeder Haus- oder Lungenfacharzt kann ihn durchführen. Dennoch vergehen zurzeit durchschnittlich zwischen fünf und sieben Jahren, bis Ärzte einen Alpha-1-Antitrypsin-Mangel diagnostizieren. Bei Lungenproblemen sollte deshalb immer auch an einen Alpha-1-Antitrypsin-Mangel gedacht werden. Früh erkannt kann die Erkrankung gut behandelt werden.
Quellen:
WHO, fact sheet / top ten death causes ( http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs310/en/index.html )
WHO, chronic respiratory diseases ( http://www.who.int/gard/publications/chronic_respiratory_diseases.pdf )
WHO, global alliance against chronic respiratory diseases, general meeting report 2007 ( http://www.who.int/gard/publications/MtgReport_GMSeoul_Final.pdf )
NCD Alliance, Chronic Respiratory Diseases ( http://www.ncdalliance.org/node/39 )
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