Der Mental Health Trend beschönigt den Alltag mit Depressionen

Die Me-Time ist wohl der Begriff unserer Zeit, der uns zu mehr Bewusstsein und Leben im jetzt ermutigen soll. Was aber, wenn ausgerechnet die Stille für einen Menschen mit Depressionen zur Gefahr wird? Seit einigen Jahren schon steigen die Zahlen junger Erkrankter, die in einen Strudel aus Leistungsdruck und gesellschaftlicher Erwartungen geraten. Der Drang sich ausruhen zu müssen und gleichzeitig der Zwang alles perfekt machen zu müssen – an einigen Stellen erkrankt die Gesellschaft an ihren eigenen Narrativen.

Nicht jeder will oder kann immer glücklich sein, auch wenn es die Außenwelt erwartet.  Autor Luca Bischoni zählt zu den Top 30 unter 30 von ZEIT Campus. Mit seiner Arbeit hat er regelrecht eine Lawine in Gang gebracht. Auch durch seine Beiträge sprechen Menschen über mentale Gesundheit und begeben sich auf den Weg, den Druck zu verstehen, der auf jungen Menschen lastet. Sein Buch „Als man mir den Stecker zog“ sei seine Art, mit seinem mentalen Zusammenbruch umzugehen. „Heute kann ich mit 23 Jahren behaupten, mit einem Stigma zu brechen, denn auch Männer dürfen schwach sein,“ erklärt der Student.

Längst schon gilt es nicht mehr als albern oder unmännlich, wenn man sich um sein mentales Wohlbefinden kümmert. Die Kraft des Neinsagens und Innehaltens gehört zu einem neuen Lifestyle, bei dem man seine Grenzen beachtet. Bischoni hat seine Verantwortung für sich selbst erkannt und entdeckt, wie aus den neugesteckten Grenzen eine individuelle Freiheit geworden ist. Als Vorbild dient seine Geschichte mittlerweile auch Familien, die die Erkrankung der eigenen Kinder verstehen möchten oder auch denjenigen, die sich statt für den Managerposten zu entscheiden, langsamer an den Beruf herantasten und ihre eigene Balance finden. „Zielführend ist es, nicht die Krankheiten an sich zu behandeln, sondern ihr Entstehen zu verhindern“, erklärt Luca Bischonis Vorwortgeber Gerald Hüther. Er hat den damals 22jährigen mit einem Vorwort bei dessen Buch unterstützt, um ein Zeichen zu setzen. Bischoni selbst hat verstanden, dass ihn die permanente Anstrengung damals unter anderem krank gemacht hat.

Mentale Gesundheit ist eben mehr als nur ein Wellness-Trend.

 

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