Der Deutschunterricht steht vor der Herausforderung, ein Menschenbild umzusetzen, das die Heterogenität der Kinder im Auge hat.

Interview mit Deutsch-Herausgeber Ekhard Ninnemann

(ddp direct) Ekhard Ninnemann war 16 Jahre Schulleiter an einer integrierten Orientierungsstufe in Lüneburg. Im Interview beschreibt der Mitherausgeber von „Doppel-Klick“, dem Sprach- und Lesebuch vom Cornelsen Verlag, aktuelle Herausforderungen im Deutschunterricht an mittleren Schulformen.
Leseförderung, Sprachförderung, Differenzierung, Methodenkompetenzen – wie viel verträgt der Deutschunterricht, bevor er kollabiert?Ekhard Ninnemann: „Nicht mehr viel, weil die Anforderungen an die Lehrenden in der Schule enorm sind. Es ist ganz wichtig, dass man aus einem Sicherheitsraum den nächsten Schritt macht. Ich denke, die Grenze ist erreicht. Und Kultusministerien müssen sorgsam mit diesem Befund umgehen.“

Vor welchen aktuellen Herausforderungen steht der Deutschunterricht?

Ekhard Ninnemann: „Der Deutschunterricht steht vor der Herausforderung, ein Menschenbild umzusetzen, das die Heterogenität der Kinder im Auge hat. Wir sind es in Deutschland nicht gewohnt damit umzugehen und haben da einen Nachholbedarf. Das ist in anderen Ländern an dieser Stelle jedenfalls deutlich anders. Wenn ich mir Schule und Unterricht anders vorstelle, stehe ich in der Gefahr, das Ziel und nicht die Kinder im Auge zu haben. Im Prozess der Veränderung, die sich im Augenblick nicht nur im Deutschunterricht, sondern allgemein an mittleren Schulformen, also zum Beispiel Gemeinschaftsschulen oder so genannten Sekundarschulen oder auch Realschulen abspielt, trotzdem bei den Kindern zu sein, das ist eine Herausforderung.“

Bedeutet Heterogenität, dass man sich als Lehrkraft nach oben orientiert? Werden die „unteren“ Niveaus (PISA-Bildungsverlierer) weiterhin vergessen?

Ekhard Ninnemann: „Die Gefahr ist groß, dass im Prozess der entstehenden Gemeinschafts-, Sekundar- und Stadtteilschulen in vielen Bundesländern ein Hang auftaucht, sich an der Sekundarstufe II des Gymnasiums zu orientieren. Und zwar an der traditionellen, nicht an einer neu entstehenden Form. Dass nicht Tun im Vordergrund steht, sondern Rezeption. Ich denke, das ist eine Gefahr, die im Raum steht. Ich bin aber auch der Meinung, dass man davon wegkommen muss, dieses Problem in den Vordergrund zu stellen. Wenn ich Schüler(innen) in meinem Unterricht zu Experten – auch ihrer eigenen Themen – werden lasse, wenn ich den Unterricht so anlege, dass sie selbst die Schritte mitbestimmen können, die sie gehen, dann ist diese Gefahr geringer. Denn in diesen Momenten sind Schüler(innen) ganz bei sich und lernen bei guter Lehrerberatung das, was sie auch leisten können.“

Mit welchen Problemen sind junge Lehrkräfte konfrontiert, wenn sie das erste Mal Deutsch unterrichten?

Ekhard Ninnemann: „Dass deren Schulwirklichkeit, deren Schulerfahrung sehr viel anders aussah als die heute angestrebte. Ich gehe von dem Anspruch aus, Heterogenität als Reichtum, Heterogenität als Schul- und Lebensalltag zu sehen. Das sprachbezogene Fach Deutsch spürt diese Heterogenität möglicherweise mit am stärksten. Wenn es Lehrkräften gelingt, Schüler(innen) inhaltlich zu packen, dann sind sie auch interessiert, sich sprachlich differenziert zu äußern. Das ist die zweite Herausforderung für den Deutschunterricht: In einer Welt der wachsenden Reizkonfigurationen gibt es immer mehr Sprachfloskeln und eine Neigung zu weniger sprachlicher Intensität. Und sprachliche Intensität heißt auch Intensität der Begegnung. Von daher plädiere ich für inhaltliche Tiefe, Vernetzung von verschiedenen Aspekten des Deutschunterrichts und auch der Fächer, um diese inhaltliche Tiefe im Zusammenhang mit sprachlichem Ausdruck zu gewährleisten, die Schüler(innen) damit zu packen und so ein Gegengewicht zu schaffen zu der Wirkung von Reizüberflutung, die jeder von uns kennt.“

Informationen zum Lehrwerkskonzept unter: http://www.cornelsen.de/doppelklick und http://www.cornelsen.de/doppel-klick

Zur Person: Ekhard Ninnemann war 16 Jahre Schulleiter an einer integrierten Orientierungsstufe in Lüneburg. Als Deutsch- und Englischlehrer und Mitgestalter von Rahmenrichtlinien in Niedersachsen kennt er die aktuellen Herausforderungen an Schulen: Differenzierung, Individualisierung, Heterogenität. Seit über 12 Jahren berät er den Cornelsen Verlag. Unter seiner Ägide entstanden sehr erfolgreiche Lehrwerkskonzeptionen für den Deutschunterricht. Er ist einer der Herausgeber von „Doppel-Klick“, dem Sprach- und Lesebuch für den Deutschunterricht an mittleren Schulformen, Gemeinschaftsschulen, Gesamt- und Stadtteilschulen. Er engagiert sich im Netzwerk Leseförderung Lüneburg e.V. und gestaltete als Dozent an der Leuphana Universität Lüneburg Seminare wie zum Beispiel das erfolgreiche und überregional bekannte Projekt „Zeitungsleser – Weltentdecker“ mit. An der Universität arbeitet er an den Themen kulturelle und literarische Anschlussfähigkeit.

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=== Videointerview mit Cornelsen-Herausgeber Ekhard Ninnemann: Herausforderungen im Deutschunterricht (Video) ===

Der Deutschunterricht steht vor der Herausforderung, ein Menschenbild umzusetzen, das die Heterogenität der Kinder im Auge hat. Ekhard Ninnemann war 16 Jahre Schulleiter an einer integrierten Orientierungsstufe in Lüneburg. Im Interview beschreibt der Mitherausgeber von Doppel-Klick, dem Sprach- und Lesebuch vom Cornelsen Verlag, aktuelle Herausforderungen im Deutschunterricht an mittleren Schulformen.

Fragen:
Leseförderung, Sprachförderung, Differenzierung, Methodenkompetenzen wie viel verträgt der Deutschunterricht, bevor er kollabiert?

Vor welchen aktuellen Herausforderungen steht der Deutschunterricht?

Bedeutet Heterogenität, dass man sich als Lehrkraft nach oben orientiert? Werden die unteren Niveaus (PISA-Bildungsverlierer) weiterhin vergessen?

Mit welchen Problemen sind junge Lehrkräfte konfrontiert, wenn sie das erste Mal Deutsch unterrichten?

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