Denkmalschützer und Investoren mit unterschiedlicher Sichtweise

-Konflikt – Kompromissbereitschaft – Auswirkung – von Eric Mozanowski-

Eric Mozanowski, ehemaliger Vorstand der ESTAVIS AG, führte in Berlin / Leipzig sowie Stuttgart im Rahmen von Seminarveranstaltungen die Vortragsreihe zum Themengebiet Denkmalschutz in Deutschland fort. Aus dem Kreis der Teilnehmer kam der Wunsch, wichtige Wissensmodule auch im Internet zu veröffentlichen. Dies ist Teil 15, welcher sich mit den Konflikten zwischen Investoren und Denkmalschützern befasst und welche Auswirkungen diese Konflikte für den Denkmalschutz in Deutschland betrug.

Konflikte zwischen Investoren und Denkmalschützern bleiben nicht aus

Die positiven Auswirkungen auf das Arbeitsplatzangebot und den Tourismus sowie das hohe Interesse von Nutzern und Investoren zeigen, dass denkmalgeschützte Immobilien inzwischen selbst zum Wirtschaftsfaktor geworden sind und in Deutschland einen wesentlichen Anteil am Wirtschaftswachstum betrug. Das heißt aber nicht, dass es keine Konflikte zwischen Denkmalschutz und Investoren gebe. Noch immer werden Vorhaben mit dem Wissen projektiert, dass am gewünschten Ort erhaltenswerte historische Gebäude stehen. Meist geschieht dies in Regionen, in denen sich die Denkmale wirtschaftlich nicht verwerten lassen, so zum Beispiel im thüringischen Altenburg.

In der ehemaligen Residenzstadt der Herzöge von Sachsen-Altenburg ist man sich des Wertes der vorhandenen Bausubstanz durchaus bewusst. Das Schloss, ein Ensemble aus Gotik, Renaissance und Barock, gilt als das Wahrzeichen der Stadt. Auch im vom Krieg verschonten Stadtgebiet sind die Restaurierungen beeindruckend und die Bausünden begrenzt: Allein seit 2000 betrug in Altenburg die Investition mehr als 50 Mio. Euro in die Sanierung der Innenstadt. Trotz knapper Kassen kaufte die Stadt sogar gefährdete Häuser auf, um sie zu retten. Und im Jahr 2008 publizierte die Verwaltung ein Leitbild für die Stadtentwicklung, das ein Fortführen der “Sanierungsmaßnahmen zur Erhaltung historischer Bausubstanz mit besonderem Schwerpunkt auf der Innenstadt” vorsieht. Trotz Arbeitslosigkeit und Abwanderung, so heißt es dort, soll Altenburg “mit seinen Pfunden Architektur, Geschichte und Kultur wuchern”.

Verfall gleich Abriss oder Kompromiss?

Im Gegensatz hierzu plant der Bürgermeister am historischen Markt – einem mehrere hundert Meter langen, von Bürgerhäusern und einem Rathaus aus der Zeit der “Deutschen Renaissance” gesäumten Platz – den Abriss zweier Häuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die bröckelnden, aber ohne weiteres sanierungsfähigen Bauten sollen einem Wohn- und Geschäftskomplex weichen, den die Städtische Wohnungsgesellschaft Altenburg (SWG) entwickelt. Geplant ist ein Bauwerk, das mit Satteldach und Höhenstaffelung zwar die städtebaulichen Mindestanforderungen erfüllt, doch bei der denkmalinteressierten Öffentlichkeit auf wenig Verständnis stößt. Denn zum Objekt gehören auch eine Tiefgarage und eine vergleichsweise große Anlieferungszone. Selbst die SWG sieht die Defizite des Entwurfs und erklärte, man habe aus Kostengründen nie daran gedacht, an dieser Stelle “eine architekturpreisverdächtige Neubebauung” zu errichten. Auf der anderen Seite findet das Vorhaben die Zustimmung eines Großteils der Bevölkerung. Denn in der Altenburger Innenstadt gab es mangels geeigneter Flächen bis dato keinen großen Lebensmittelmarkt. So ersetzt der Neubau nicht nur leer stehende Wohnhäuser, sondern beseitigt auch ein Versorgungsdefizit. Die Befürchtungen, dass der ersehnte Hauptmieter bei einer – im Vergleich zu einem Neubau – teureren Einbeziehung der Bestandsimmobilien von dem Projekt Abstand genommen hätte, haben sich allerdings als Gerücht erwiesen. Daher liegt der Schluss nahe, dass bei diesem Vorhaben ein Kompromiss zwischen Denkmalschutz und Nutzungsanforderungen hätte gefunden werden können.

“Deutsche Stiftung Denkmalschutz” zur aktiven Unterstützung

Das Beispiel des Altenburger Marktes zeigt deutlich, dass auch weiterhin engagiert für den Denkmalschutz gestritten werden muss. Noch immer regiert in vielen kommunalen Verwaltungen der Schlendrian, der ein schutzwürdiges Gebäude dem Abriss preisgibt, wenn es das politische Kalkül erfordert. Dagegen wendet sich eine Vielzahl von Akteuren, wie beispielsweise die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Sie setzt sich vor allem dort ein, wo staatliche Mittel für den Erhalt von Denkmalen nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung stehen, und möchte dabei möglichst viele Bürger zur Mithilfe gewinnen.

Die Stiftung benötigt viele Spenden. Denn durch die Kürzungen der öffentlichen und kirchlichen Budgets spitzt sich die Situation für viele kostbare historische Zeugnisse dramatisch zu – und viele historische Bauten und Stätten brauchen dringend schnelle und unbürokratische Hilfe. Daher hat sich beispielsweise auch die ESTAVIS AG entschlossen, 50 Euro vom Erlös jeder verkauften Wohnung an die Stiftung zu überweisen.

Doch auch der Staat selbst bietet Anreize für das bürgerliche Engagement in Sachen Denkmalschutz. Ein wirksames Instrument sind die erhöhten Abschreibungen nach § 7i EStG. Denn die Steuervergünstigungen von jährlich 119 Mio. Euro lösen Investitionen von 1,3 Mrd. Euro aus, die unmittelbar in den Erhalt einer Vielzahl von Baudenkmalen fließen.

Eric Mozanowski referierte in Stuttgart darüber hinaus noch über die Parallelen der wirtschaftlichen Entwicklung in anderen deutschen Städten, wie Berlin, Leipzig, Dresden, Freiburg, Ulm, Köln und im Besonderen den vielen ostdeutschen Großstädten. Eric Mozanowski: “Viele suchen nach Spuren der Wurzeln unserer Geschichte und der Entwicklung durch die verschiedenen Zeitepochen. Ziel des Denkmalschutzes ist es mit Vernunft, Sachlichkeit, Fachwissen, Ethik und Verständnis Gebäude zu erhalten, zu sanieren und zu schützen. Das wiederum funktioniert nur wenn Denkmalschützer und Investoren gemeinsam an der Sache arbeiten, ein gemeinsames vertretbares Ziel verfolgen und dann gemeinsam Umsetzen.”

V.i.S.d.P.:

Eric Mozanowski
Der Verfasser ist für den Inhalt verantwortlich

Eric Mozanowski, ehemaliger Vorstand der ESTAVIS AG, führte in Berlin / Leipzig sowie Stuttgart im Rahmen von Seminarveranstaltungen die Vortragsreihe zum Themengebiet Denkmalschutz in Deutschland fort. Aus den Kreisen der Teilnehmer kam der Wunsch, wichtige Wissensmodule auch im Internet zu veröffentlichen. Weitere Informationen unter: www.estavis.de

Kontakt:
Mozanowski
Eric Mozanowski
Theodor-Heuss-Strasse 32
70174 Stuttgart
+49 (0)711 220 631 73
e.mozanowski@estavis.de
http://www.estavis.de

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