Eric Mozanowski, ehemaliger Vorstand der ESTAVIS AG, führte in Berlin / Leipzig sowie Stuttgart im Rahmen von Seminarveranstaltungen die Vortragsreihe zum Themengebiet Denkmalschutz in Deutschland fort. Aus dem Kreis der Teilnehmer kam der Wunsch, wichtige Wissensmodule auch im Internet zu veröffentlichen. Dies ist Teil 13, welcher sich mit dem Denkmalschutz für Handwerk und Architektur befasst und welche Möglichkeiten der Ausbau dieses Tätigkeitszweiges in der Wirtschaft betrug.
Handwerk und Architektur
Für die mittelständische Wirtschaft und insbesondere für das Handwerk ist die Denkmalpflege bereits seit Mitte der 1970er Jahre zu einem bedeutenden Tätigkeitsfeld geworden. Vor allem kleinere Handwerksbetriebe nutzen die Möglichkeit, sich in einer “Nische” zu behaupten, in der die großen Unternehmen ihre Kostenvorteile kaum ausspielen können. Denn anders als beispielsweise im Neubau sind für die Denkmalpflege keine kostenintensiven Betriebsausstattungen erforderlich. Von zentraler Bedeutung sind dagegen die denkmalfachliche Qualifikation, individuelles handwerkliches Können und die Fähigkeit, sich auf die Besonderheiten beim Umgang mit historischer Bausubstanz einzustellen. Zur Sicherung der Qualität wurde vom Handwerk Mitte der 80er Jahre der Ausbildungsberuf “Restaurator im Handwerk” eingeführt. Voraussetzung für die Ausbildung ist ein Meisterbrief in einem von vierzehn Handwerksberufen.
Derzeit können in den folgenden Handwerksberufen Prüfungen zum Restaurator im Handwerk abgelegt werden:
– Buchbinder
– Gold-/Silberschmied
– Holzbildhauer
– Maler und Lackierer
– Maurer
– Metallbauer
– Orgelbauer
– Parkettleger
– Raumausstatter
– Steinmetz und Steinbildhauer
– Stuckateur
– Tischler/Schreiner
– Vergolder
– Zimmerer
Restauratoren im Handwerk sind im Umgang mit wissenschaftlichen Gutachten, der Analyse von Schäden- und Schadensursachen sowie in der Arbeit an der “Originalsubstanz” geschult. Sie soll von den Restauratoren im Handwerk konserviert, restauriert und gegebenenfalls auch rekonstruiert werden können. Zudem verfügen die Restauratoren im Handwerk über kunstgeschichtliche Kenntnisse, so dass sie das jeweilige Baudenkmal auch einordnen und dessen gesellschaftliche Relevanz beurteilen können.
Denkmalpflege schafft Arbeitsplätze
Denkmalpflege ist auch ein vielfältiges Tätigkeitsfeld für Architekten. Ihre Hauptaufgabe besteht längst nicht mehr darin, neue Bauwerke auf der “grünen Wiese” zu errichten: Vielmehr dominieren inzwischen die Aufgaben im Zusammenhang mit der Um- und Weiternutzung bestehender Gebäude. Das stellt neue Herausforderungen an den Beruf des Architekten. Denn die erhaltende Instandsetzung, Sanierung und die Rekonstruktion von denkmalgeschützten Gebäuden beinhaltet eine ganze Reihe von Problemstellungen, die im Neubau überhaupt keine Rolle spielen. Besonders wichtig ist die Vermittlung zwischen den Vorstellungen des Eigentümers beziehungsweise Bauherrn und den Ansprüchen der Denkmalbehörde: Um die Gratwanderung zwischen modernen Nutzungsanforderungen und den Maximen der Denkmalpflege bestehen zu können, benötigen Architekten ein erhebliches Maß an Kreativität und Fachwissen in ganz verschiedenen Bereichen. Unerlässlich für einen im Bereich der Denkmalpflege arbeitenden Architekten sind fundierte Spezialkenntnisse über
– handwerkliche Techniken und Arbeitsweisen in der Denkmalpflege
– Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung über die Tauglichkeit bestimmter Restaurationsverfahren und Baustoffe
– energetische Sanierung bei historischen Gebäuden
– Dokumentationsverfahren
– Bezugsquellen für Altbauten-geeignete Baustoffe
– im Denkmalschutz erfahrene Handwerksbetriebe und deren Leistungen
– gesetzliche Vorschriften des Denkmalschutzes
Die Beratungsstelle für Handwerk und Denkmalpflege schätzt die Zahl der Restauratoren im Handwerk auf 5.000 bis 5.500. Dabei betrug der Anteil derjenigen Betriebe, die zu mehr als 50 Prozent in der Altbau- und Denkmalsanierung tätig seien, bei rund 35 Prozent. Bei knapp 14 Prozent der Unternehmen betrage der Anteil der Altbau- und Denkmalsanierung sogar 90 Prozent des Auftragsvolumens. Positive Auswirkungen des Denkmalschutzes auf den Arbeitsmarkt ergäben sich jedoch vor allem aus der hohen Arbeitsintensität. Während im Neubau der durchschnittliche Lohnkostenanteil mit etwa 59 Prozent betrug, liegt er bei der Altbausanierung bei über 75 Prozent. Wolfgang Maenning, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Hamburg, geht von rund 30.000 Beschäftigten in diesem Bereich aus, darunter viele hoch qualifizierte Handwerker.
Überdies hilft der Denkmalschutz, zahlreiche Handwerke zu erhalten: Steinmetze, Stuckateure, Holzrestaurateure, Kunstschmiede, Glasmaler, Steinbildhauer sind hauptsächlich in der Denkmalsanierung tätig. Diese Handwerke würden verschwinden, wenn nicht immer wieder in die historischen Gebäude investiert werden würde. Die Struktur der Auftraggeber ergibt sich dabei durch die Besitzverhältnisse des Gebäudebestandes in Deutschland. Infolgedessen gehören private Bauherren mit 57 Prozent zu den größten und wichtigsten Auftraggebern der im Denkmalbereich tätigen Unternehmen. Kirchliche und öffentliche Auftraggeber haben mit 22 beziehungsweise 21 Prozent etwa die gleiche Bedeutung.
Eric Mozanowski referierte in Stuttgart darüber hinaus noch kurz über die Parallelen der wirtschaftlichen Entwicklung in Berlin, Leipzig, Stuttgart, München und weiteren Großstädten, im Besonderen ostdeutschen Großstädten. Eric Mozanowski : “Erhaltung, Erneuerung und Stabilisierung der “alten” Handwerke ist heutzutage ein wichtiger wirtschaftlicher Aspekt, denn für eine gute Denkmalsanierung muss das “alte” Wissen weitergeben, erhalten und weiterentwickelt werden. Damit können wir zukunftsorientiert in die Denkmalpflege investieren und agieren.”
V.i.S.d.P.:
Eric Mozanowski
Der Verfasser ist für den Inhalt verantwortlich
Eric Mozanowski, ehemaliger Vorstand der ESTAVIS AG, führte in Berlin / Leipzig sowie Stuttgart im Rahmen von Seminarveranstaltungen die Vortragsreihe zum Themengebiet Denkmalschutz in Deutschland fort. Aus den Kreisen der Teilnehmer kam der Wunsch, wichtige Wissensmodule auch im Internet zu veröffentlichen. Weitere Informationen unter: www.estavis.de
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