Ein Festforscher über das weltweit größte Volksfest
O Zapf ist, nicht nur München, nicht nur Deutschland, man hat das Gefühl, die ganze Welt freut sich über den Beginn des Oktoberfests. Vermutlich werden auch dieses Jahr wieder Rekorde was Besucher und getrunkene Maß´angeht vermeldet. Warum gehen Menschen aber überhaupt so gerne auf das Oktoberfest, darüber haben wir mit dem Unterhaltungswissenschaftler und Festforscher Dr. Sacha Szabo vom Institut für Theoriekultur gesprochen.
Warum gehen Menschen überhaupt auf das Oktoberfest?
Sacha Szabo: Das Oktoberfest ist eine Auszeit vom Alltag. Aber es unterbricht nicht nur den Alltag, sondern dort herrscht eine außeralltägliche Realität, die sich durch andere Regeln des Miteinanders auszeichnet.
Welche Regeln sind das?
Sacha Szabo: Zum einen werden bestimmte Verhaltensweisen, die den Umgang miteinander regeln außer Kraft gesetzt, man verbrüdert sich auf dem Oktoberfest und man ist sofort per Du. Als zweites gibt es keine Standesunterschiede, jeder wird eigentlich egal was er für einem Beruf nachgeht, sofort von der Feiergemeinde aufgenommen. Michael Bachtin beschrieb dies am Beispiel eines anderen Festes, des mittelalterlichen Karnevals. Das sind Merkmale, die eigentlich typisch für alle Feste sind und die das Oktoberfest so reizvoll machen, das es den modernen Mensch nach Gemeinschaft sehnt.
Können Sie uns das ausführen?
Sacha Szabo: In unserer heutigen westlichen Gesellschaft ist das Gemeinschaftserleben selten geworden. Singles, häufige Berufswechsel, die Kirchen leiden unter Mitgliederschwund, das sind alles Zeichen dafür, dass sich der Mensch immer stärker individualisiert, aber das bedeutet häufig auch, dass er keiner Gemeinschaft mehr angehört zugleich hat er aber das Bedürfnis nach Gemeinschaft und so werden Erlebnisangebote wie das Oktoberfest unglaublich attraktiv.
Das Oktoberfest besteht aber nicht nur aus Bierzelt.
Sacha Szabo: Das Stimmt und gerade der Bereich der Fahratttraktionen und Schaubuden ist ein entscheidendes Element. Ohne diese wäre das Oktoberfest nur ein Bierfest. Die Fahrattraktionen leisten etwas ganz besonderes, sie stellen Intimität technisch her.
Wie bitte?
Sacha Szabo: Das lässt sich ganz einfach zeigen. Es ist ja für zwei Menschen, die sich gerade kennenlernen auch schwer körperlich zu einander zu kommen, sich in den Arm zu nehmen. Jeder kennt das Problem noch aus der Jugend, wenn man mit seiner großen Liebe im Kino war: Wie jetzt den Arm umlegen. Sitzt man zu zweit in einem Karussell, wird man zwangläufig aufeinander geschoben, das ganz Spiel wird verkürzt, und würde es nicht gewollt: dann war das Karussell dran schuld.
Gibt es noch weitere Beispiele?
Sacha Szabo: Ja zum Beispiel der Autoskooter. Das ganze Geschäft sieht ja schon wie eine Disco aus, es ist eine Art Tanz mit kleinen Maschinen. Und habe ich mir nun jemand ausgeguggt, wird er kurz angerammt, ich beobachte die Reaktion, springt der Funke über, dann wird weiter geflirtet, werde ich abfällig gemustert, drehe ich einfach die nächste Runde und den Frust kann ich beim nächsten Crash abbauen.
Zurück zum Bierzelt, Sie sprachen von einer Verbrüderung, wie findet diese dort statt?
Sacha Szabo: Nun zwei, eigentlich drei spielen dabei eine große Rolle. Dies sind das gemeinsame Singen und das gemeinsame Tanzen und natürlich der Alkohol. Um diese Dinge werden jetzt bestimmte Abläufe bestimmte Rituale inszeniert, die dafür sorgen, dass die Verbrüderung regelmäßig intensiviert wird: nämlich wenn die Kapelle: “Oans Zwoa Gsuffa” intoniert.
Wie wird man eigentlich Festforscher?
Sacha Szabo: Von Haus aus bin ich Soziologe und Germanist und habe mich schon während des Studiums für die alltäglichen Dinge interessiert, die den Menschen in eine andere Realität entführen, daraus ist meine Doktorarbeit entstanden, in der ich die Gründe untersucht habe, warum Menschen ein Volksfest besuchen.
Welche sind das?
Sacha Szabo: Die Menschen haben ein Bedürfnis nach einer Auszeit vom Alltag, wo sie nicht nur die alltäglichen Sorgen, die natürlich auch, sondern auch die großen Sorgen, wie die Angst vor Krankheit und Tod für einen kurzen Moment vergessen können. Es ist eine Art Kurztrip ins Jenseits.
Gehen Sie selbst auch auf das Oktoberfest?
Für dieses Jahr steht das noch nicht endgültig fest, aber wenn werde ich es maßvoll genießen.
Herr Szabo, vielen Dank für das Gespräch.
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