Das Leben anpacken mit Lymphödem

Das Leben anpacken mit Lymphödem

Interview mit Christine Raab

Das Leben anpacken mit Lymphödem

Christine Raab ist freiberufliche Make-up-Artistin. (Bildquelle: BVMed)

Die Make-up-Artistin Christine Raab erhielt 2014 die Diagnose Brustkrebs. Bei einer Operation wurden auch befallene Lymphknoten entfernt. Nach der anschließenden Chemotherapie entwickelte sich ein Lymphödem. Seitdem trägt die 35-Jährige einen Kompressionsarmstrumpf. Auf ihrer Homepage und einem YouTube-Kanal berichtet sie von ihrer Krebserkrankung und dem Leben mit Lymphödem. Damit macht sie anderen Frauen Mut und wurde auch Teil der “Körperstolz”-Kampagne des Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed).

Sehr geehrte Frau Raab, wann wurde Ihr Lymphödem diagnostiziert?

“Irgendwann nach der Chemotherapie bemerkte ich beim Autofahren, dass mein rechter Arm total dick war. In der Chemotherapie-Praxis hatte ich bereits Patientinnen getroffen, die mir von ihrem Lymphödem erzählten. Ich bin natürlich gleich zu meinem Onkologen gefahren. Dieser diagnostizierte dann ein Lymphödem und verschrieb mir Lymphdrainagen.”

Wie haben Sie sich über das Lymphödem informiert?

“Meine erste Anlaufstelle war mein Physiotherapeut, der mir die Grundlagen der Erkrankung erklärte. Natürlich habe ich auch im Internet recherchiert und bin einem Brustkrebsforum sowie Facebook-Gruppen beigetreten.”

Wie lief Ihr erster Besuch im Sanitätshaus ab?

“Beim ersten Termin bestellte ich einen hautfarbenen Strumpf und einen in Magenta, die knallige Farbe fand ich cool. Mit dem Strumpf bin ich auch Teil der BVMed-Kampagne ,Körperstolz” geworden. Zweimal jährlich erhalte ich einen Kompressionsstrumpf samt Wechselversorgung. Ist der eine Strumpf in der Wäsche, kommt der andere zum Einsatz.”

Wie integrieren Sie den Strumpf in Ihren Alltag?

“So wie ich mir morgens die Zähne putze, ziehe ich auch jeden Morgen den Strumpf an. Mit ihm kann ich fast alles machen, vermeide aber, zu schwer zu heben. Mit dem Strumpf und zwei Lymphdrainagen pro Woche habe ich das Ödem gut im Griff. Nach meiner Chemotherapie 2015 sollte ich vorerst auf die Sauna verzichten. Zwei Jahre später habe ich es dann wieder ausprobiert. Der Arm war danach etwas dicker, ist aber wieder gut abgeschwollen. Das muss natürlich jeder selbst abwägen. Für mich tragen solche Wellness-Oasen im Alltag sehr zum Wohlbefinden bei.”

Gibt es etwas, das Sie sich noch für Ihren Armstrumpf wünschen?

“Wenn ich den Arm dauerhaft anwinkle, entsteht ein starker Druck in der Armbeuge. Ich mache seit zwei Jahren eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin und bei einigen Übungen ziehe ich den Strumpf aus, da es sonst in der Armbeuge kneift. Danach ziehe ich ihn aber gleich wieder an, denn insgesamt lindert die Kompression Schmerzen und mindert Schwellungen.”

Verfolgen Sie seit der Diagnose “Lymphödem” eine spezielles Ernährungs- und Sportprogramm?

“Ich gehe oft Schwimmen und mache viel Yoga. Ich versuche einfach, mich gesund zu ernähren und Dinge in meinen Alltag zu integrieren, die mir gut tun.”

Welche Reaktionen bekommen Sie, seit Sie Ihre Erkrankung öffentlich gemacht haben?

“Ich bekomme viel Feedback, sowohl zum Thema Brustkrebs als auch zum Lymphödem – einmal schrieb mir sogar eine Deutsche aus Südafrika, die meinen YouTube-Kanal entdeckt hatte. Ich antworte jedem, auch wenn das manchmal etwas dauert. Die Leute wenden sich mit einem sehr persönlichen Anliegen an mich und wenn ich ihnen weiterhelfen kann, mache ich das gerne.”

Als Make-up-Artistin spielt Schönheit eine wichtige Rolle in Ihrem Beruf. Was raten Sie Menschen, die glauben, dass sie heutigen Schönheitsidealen nicht entsprechen?

“Jeder strebt nach gewissen Schönheitsidealen, das geht mir genauso. Abseits dessen müssen wir uns so lieben, wie wir sind. Es geht oft weniger um die Optik, sondern eher um das Gefühl, das wir uns von einem bestimmten Aussehen erhoffen. Zum Beispiel: “Wenn ich zehn Kilo abnehme, werde ich glücklich sein und Anerkennung erfahren.” Nach dem gleichen Prinzip kaufen wir Schuhe, einen Fernseher oder ein teures Auto. Das verschafft ein kurzes Hochgefühl, aber mein Leben und die Menschen, mit denen ich mich umgebe, bleiben gleich.”

Was raten Sie stattdessen?

“Wir müssen mit uns ins Reine kommen. Make-up und Kleidung, die unsere natürliche Persönlichkeit unterstreichen, können dabei helfen. Dann fühle ich mich ein bisschen schöner, ohne mich zu verbiegen. Während der Chemotherapie hatte ich keine Haare mehr und vermied den Blick in den Spiegel. Irgendwann habe ich mich geschminkt, Lippenstift und Wimperntusche aufgetragen. Ich hatte zwar immer noch eine Glatze, aber ich fühlte mich wieder mehr wie die gesunde Christine vor der Krankheit, war selbstbewusster und strahlte das auch aus.”

Sollten Fachhändler Ihrer Meinung nach den Krebs gegenüber Kunden offen ansprechen?

“Ich ging sehr offen mit meiner Erkrankung um und hatte das Gefühl, dass es dadurch für die Menschen in meinem Umfeld ebenfalls leichter war. Ich kenne aber Leute, bei denen niemand weiß, dass sie Krebs haben. Verkäufer benötigen eine gute Menschenkenntnis, um einzuschätzen, ob Kunden offen darüber reden wollen.”

Sind Sie in einer Selbsthilfegruppe aktiv?

“Nein, aber ich bin in verschiedenen Facebook-Gruppen und gehe jede Woche zum Nordic Walking mit anderen Krebspatienten. Da tauschen wir uns über alltägliche Herausforderungen aus. Zum Beispiel stecke ich oft in einem Zwiespalt. Einerseits will ich Geld sparen und irgendwann ein Haus kaufen, in dem ich dann alt werde. Andererseits will ich mir vieles gönnen, auf Konzerte gehen und in den Urlaub fahren – denn das Leben kann ganz schnell vorbei sein. Das besprechen wir auch in der Gruppe. Es hilft mir zu wissen, dass andere ähnlich denken. Der Zwiespalt bleibt zwar bestehen, aber es beruhigt mich, nicht allein damit zu sein.”

Wie geht es Ihnen heute, drei Jahre nach der Diagnose Brustkrebs?

“Ich bin gesund, auch wenn ich weiterhin eine Antihormontherapie mache und regelmäßig zu Untersuchungen gehe. Viele Menschen haben Angst vor den Ergebnissen der Kontrollen. Ich sehe das entspannt. Wir können jederzeit erkranken oder einen Unfall haben – aber ich kann mir nicht den ganzen Tag Sorgen machen. Ich versuche einfach, mein Leben zu genießen.”

Frau Raab, vielen Dank für das Gespräch.

medi – ich fühl mich besser. Das Unternehmen medi ist mit Produkten und Versorgungskonzepten einer der führenden Hersteller medizinischer Hilfsmittel. Weltweit leisten rund 2.400 Mitarbeiter einen maßgeblichen Beitrag, dass Menschen sich besser fühlen. Die Leistungspalette umfasst medizinische Kompressionsstrümpfe, adaptive Kompressionsversorgungen, Bandagen, Orthesen, Thromboseprophylaxestrümpfe, Kompressionsbekleidung und Schuh-Einlagen. Darüber hinaus fließen mehr als 65 Jahre Erfahrung im Bereich der Kompressionstechnologie in die Entwicklung von Sport- und Fashion-Produkten der Marken CEP und ITEM m6. Das Unternehmen liefert mit einem weltweiten Netzwerk aus Distributeuren und eigenen Niederlassungen in über 90 Länder der Welt.

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