Krank zur Arbeit
(NL/8006096084) Rund ein Drittel aller deutschen Führungskräfte schickt seine Mitarbeiter auch bei einer ernsten Erkrankung nicht nach Hause. 17 % sagen, von häufig kranken Mitarbeitern sollte man sich trennen. Und knapp jeder zehnte Manager hält ein individuelles Prämiensystem bei wenigen Krankheitstagen für ein geeignetes Steuerungsinstrument. Das sind einige Ergebnisse einer gemeinsamen Umfrage der Personalberatung LAB & Company und der Hochschule Coburg.
Sie sitzen mit Ihrem Team an einem dringenden Projekt. Ein Mitarbeiter erscheint mit einer fiebrigen Erkältung zur Arbeit. Was tun Sie?, lautete eine Frage der Studie. Nur rund zwei Drittel der Befragten gaben an, den Mitarbeiter nach Hause zu schicken um sich auszukurieren oder das Team nicht anzustecken. 26 % würden versuchen, für ihn eine Heimarbeit zu organisieren. Aber auch mit ihrer eigenen Gesundheit gehen die Manager schonungslos um: 58 % von ihnen würden auch mit einer mittelschweren Erkältung zum Job kommen, weitere 29 % von daheim arbeiten.
Die Anwesenheit am Arbeitsplatz gilt in Deutschland noch immer als Leistungs- und Karrierekriterium auch, wenn das zu Lasten der eigenen Gesundheit geht, sagt Eberhard Nöfer, Professor für Soziale Arbeit und Gesundheit an der Hochschule Coburg. Dazu passt, dass 63 % der Manager sagen, in ihrem Unternehmen würden Führungskräfte mit besonders langen Arbeitszeiten bevorzugt befördert.
Dies habe aber nicht zwingend mit einem Anwesenheitswahn zu tun, kommentierten viele der Umfrageteilnehmer. Ohne Zwölf-Stunden-Schichten ist das Pensum nicht mehr zu schaffen, sagte einer der Befragten. Ein anderer: Gute Ergebnisse hängen meist mit der Bereitschaft zu mehr Zeiteinsatz zusammen.
Das Leistungssystem frisst seine eigenen Kinder, sagt Klaus Aden, Geschäftsführender Gesellschafter von LAB & Company. Hier ist angesichts der demographischen Entwicklung und der Notwendigkeit zu längeren Lebensarbeitszeiten bei gleichzeitig abnehmender individueller Leistungsfähigkeit ein grundsätzliches Umdenken erforderlich.
Befragt wurden die Führungskräfte auch nach organisatorischen Möglichkeiten, den Krankenstand und damit die Kosten zu senken. 81 % gaben an, ein systematisches Gesundheitsmanagementsystem könne helfen, 72 % sehen in der Verbesserung des Betriebsklimas eine Möglichkeit. Hingegen befürworten 17 % eine Trennung von häufig kranken Mitarbeitern. Und 9 % halten individuelle Prämien bei wenigen Krankheitstagen für geeignet.
Wir waren von den Umfrageergebnissen erschrocken. Offenbar ist die Bereitschaft, die eigene Gesundheit und die seiner Mitarbeiter als übergeordnetes und auch betriebswirtschaftlich wertvolles Gut anzusehen in Deutschland schwach ausgeprägt, sagt Gesundheitsexperte Nöfer. Am Ende zahlt die Gesellschaft die Zeche für die steigende Zahl der Burnout-Fälle, Frühpensionierungen und für eine abnehmende Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft, warnt LAB-Geschäftsführer Aden.
Alle Ergebnisse des 28. LAB Managerpanels unter www.labcompany.net
Zum 28. LAB Managerpanel: Im Rahmen des LAB Managerpanels werden regelmäßig ca. 1500 Führungskräfte (Durchschnittseinkommen deutlich oberhalb 100 000 p.a.) zu aktuellen Managementthemen befragt. Am 28. LAB Managerpanel haben sich bundesweit 381 Manager beteiligt.
LAB & Company (www.labcompany.net) ist eine international tätige Personalberatung, spezialisiert auf die Suche und Auswahl von Top-Führungskräften in allen wichtigen Marktsegmenten. LAB & Company gehört zu den Top 20 der führenden Personalberatungen in Deutschland. Die Gesellschaft mit etwa 30 Mitarbeitern verfügt über Büros in Düsseldorf, München und Wien. LAB & Company ist Mitglied des globalen Netzwerks Penrhyn International sowie des weltweit bedeutendsten Verbands für Personalberatungen, der Association of Executive Search Consultants (AESC).
Die Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg (www.hs-coburg.de) ist eine Fachhochschule mit rund 4.000 Studierenden aus 40 Nationen mit den Schwerpunkten Technik & Informatik, Wirtschaft, Bauen & Design, Soziale Arbeit & Gesundheit.
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