Bürger investieren in grünen Strom vor Ort

Energieversorgung Selb-Marktredwitz baut Windpark mit Beteiligung der Bevölkerung

Aktien? Immobilien? Festgeld? Das alles gab es für Anleger schon immer. Relativ neu sind Möglichkeiten zur Investition in regenerative Energieerzeugung. Und wenn diese gut geplant sowie kommuniziert werden, dann ist der Zuspruch groß. Das jedenfalls zeigt das jüngste Projekt der Energieversorgung Selb-Marktredwitz (ESM), die ESM-Bürgerenergie 2.1. Innerhalb von zehn Tagen haben Bürger aus der Region ihre Zeichnungswünsche in Höhe von 3,25 Mio. EUR bei der Bürgerbeteilung der ESM angemeldet. Der Erlös des qualifizierten Nachtragsdarlehens fließt in die Realisierung des Windparks Vielitz und weiterer zukunftsweisender Energieprojekte der ESM.

Die ESM gehört zum Initiativkreis Stadtwerke Nordbayern, von dessen rund 20 Mitgliedern viele konsequent auf Energie aus erneuerbaren Quellen setzen. Immer beliebter wird die Beteiligung der Menschen aus der Region – und das aus mehreren Gründen, wie ESM-Geschäftsführer Klaus Burkhardt erläutert: “Wir wollen den Menschen, die hier leben, die Möglichkeit geben, von der Energiewende auch finanziell zu profitieren. Der Bürger kann sich so für eine nachhaltige Energieversorgung engagieren. Zudem lässt sich die Wirtschaft vor Ort stärken, wenn das Projekt ein regionales ist.” Die Bürgerbeteiligung sei ein Weg, die Energiewende als Mitmach-Wende zu realisieren, so Burkhardt weiter. “Und Mitmachen maximiert natürlich die Akzeptanz.”

Der Windpark in Vielitz im Landkreis Wunsiedel wird aus vier Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von je 2,4 Megawatt bestehen. Damit lassen sich nach den Prognosen jährlich rund 21.500 Megawattstunden Strom erzeugen, die dem Klima ca. 11.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ersparen. Mit dem Bau der Windräder wurde bereits begonnen und die vier Fundamente wurden betoniert. Die Anlagen sollen ab dem Frühsommer 2016 Ökostrom ins Netz der ESM in Vielitz und Bernstein einspeisen. Der regionale Energieversorger sieht das Vorhaben als weiteren Meilenstein in Richtung einer stärker regionalen und umweltverträglichen Energieversorgung. Burkhardt: “Dafür müssen alle vorhandenen Ressourcen genutzt werden, eben auch günstige Standorte für Windstrom im Binnenland.”

Ein wichtiges Argument für die Beteiligung sei für viele Bürger auch die Planungshoheit der ESM gewesen, berichtet Burkhardt. Der oberfränkische Energieversorger hat die Projektierung und Entwicklung des Windparks zu 100 Prozent selbst durchgeführt und damit bewusst auf den Kauf eines schlüsselfertig erstellten Windparks verzichtet. Stattdessen leitet ESM das Projekt, zieht allerdings dort, wo spezielles Fachwissen erforderlich ist, externe Experten hinzu. “Das kam bei den Menschen gut an, denn so konnten wir die Bedürfnisse unserer Bevölkerung bestmöglich berücksichtigen”, berichtet Burkhardt. Mit der gleichen Motivation wurden alle Bürger stets zeitnah und transparent über das Vorhaben informiert.

Dem Initiativkreis Stadtwerke Nordbayern gehören rund 20 lokale und regionale Energieversorger an. Der Zusammenschluss dient der Bündelung von Kompetenzen und Erfahrungen sowie der Koordination gemeinsamer Aktivitäten im Interesse der Kunden. Internet: http://www.initiativkreis-stadtwerke.de

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