Deutsch lernen ist nicht dasselbe wie Sprachförderung
(NL/5294809991) In den letzten Wochen hat Staatssekretär Kurz die Diskussion um die Sprachförderung wieder angefacht. Grundsätzlich gebührt ihm dafür Dank.
Kinder mit einer guten Sprachentwicklung haben die besseren Chancen ihr Bildungspotential zu entfalten, weil Sprache Medium des Lernens ist. Daher ist es für alle Kinder wünschenswert, dass sie beim Schuleintritt über die deutsche Sprache so weit verfügen, dass schulisches Lernen ungehindert beginnen kann.
Je besser die Sprach- und Sprechförderung im Kindergarten gelingt, desto besser sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Mitarbeit in der Schule und für die Entwicklung von kultureller und persönlicher Identität.
In Österreich gibt es so wie in Deutschland seit einigen Jahren Bemühungen, Kinder, die einer speziellen Förderung bedürfen, möglichst früh, also schon im Kindergartenalter, zu identifizieren. Dazu wurde die Schülereinschreibung vorverlegt und eine Sprachstandsfeststellung durch die Schulleitung durchgeführt.
Aus unserer Sicht wurde damit der richtige Weg eingeschlagen. Sprachförderung muss in den Alltag der Kinder integriert werden. Wer jemals gesehen hat, wie schnell Kinder im Alter ab 2 Jahren eine Zweitsprache erlernen, weil sie sie für das gemeinsame Spiel mit den anderen Kindern in der Gruppe brauchen, weiß, dass dies die effizienteste und für das Kind die sicherste Variante ist, die Sprache zu erlernen. Die eigene Sprache sollte dabei nicht vernachlässigt werden. Bilderbücher, Gedichte, Lieder, Tänze in der jeweiligen Muttersprache bilden die Grundlage dafür, dass jedes Kind seine eigene kulturelle Identität entwickeln kann und dass Deutsch als Zweitsprache eine willkommene Ergänzung ist.
Sprachförderklassen untergraben das Selbstvertrauen von Kindern
Schulerfolg hängt nicht alleine davon ab, wie gut oder schlecht ein Kind Deutsch verstehen, sprechen und schreiben kann. Schulerfolg hat ganz viel mit einem guten Selbstvertrauen zu tun. Kinder, denen von Anfang an klar gemacht wird, dass sie ein Defizit haben, werden sich schwer damit tun, sich selbst etwas zu zutrauen. Kinder, die unter Druck in einem Jahr Deutsch lernen müssen, werden es schwer haben einen positiven Zugang zur Sprache zu finden. Vielleicht werden Viele ein Leben lang mit der Sprache Deutsch die Sprache der Mächtigen und der Autoritäten verbinden.
Kann sein, dass manche Politiker aber genau das erreichen wollen.
Gezielte Sprachförderung im Kindergarten scheitert an den fehlenden Rahmenbedingungen
Diskussionen wie diese tragen dazu bei, dass dem Kindergarten eine Verantwortung zugeschoben wird, die unter diesen Bedingungen nicht wahrgenommen werden kann.
Sind in Zukunft die KindergartenpädagogInnen daran schuld, dass Kinder ohne entsprechender Deutschkenntnisse zum Nachsitzen in einer Vorscchulklasse verdonnert werden?
Die Plattform EduCare weist seit Jahren darauf hin, dass die Rahmenbedingungen in den Kindergärten zu vereinheitlichen und zu verbessern sind.
Die Gruppengröße muss reduziert werden, es muss doppelt so viel Personal eingestellt werden und die Aus- und Weiterbildung der PädagogInnen muss verbessert werden.
Ansätze dafür sind vorhanden. Sie müssen rasch umgesetzt werden, damit nicht weitere populistische Forderungen auf dem Rücken von Kindern, Eltern und PädagogInnen ausgetragen werden.
Rückfragen:
Mag. Dr. Heidemarie Lex-Nalis, E-Mail: heide.lex-nalis@plattform-educare.org, Telefon: 43 (664) 4634580
Siehe auch:
(1) http://www.sprachenrechte.at/_TCgi_Images/sprachenrechte/20130109155549_StellungnahmeNWSR-VorschulebeiDKenntnissen-20130109_1.pdf
(2) http://www.kathkids.at/presse/pressemeldungen/-/2013/01/10/verpflichtendes-vorschuljahr-ist-nicht-die-loesung/
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Kontakt:
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Mag. Dr. Heidemarie Lex-Nalis
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43 (664) 4634580
heide.lex-nalis@aon.at
http://www.plattform-educare.org/mitgliederdetails2.htm#Lex-Nalis