Billiger Euro treibt Strompreise

Billiger Euro treibt Strompreise

Billiger Euro treibt Strompreise Die Geldvermehrung und die Null-Zins Politik der Europäischen Zentralbank lässt Anleger, Versicherer und Pensionsfonds nach Renditen suchen, statt Negativzinsen zu zahlen. Eine Fundgrube sind die geplanten Stromtrassen durch Deutschland, die den Ökostrom in die Ballungsgebiete bringen sollen. Die Bundesnetzagentur hat für diese Leitungen eine Rendite von knapp 7 Prozent festgelegt. Erdverlegte Leitungen sind im Mittel siebenmal teurer als Freileitungen. Die Finanzwelt unterstützt die Erdverlegung, um mehr Anlagekapital zu Lasten der Stromverbraucher unterzubringen.

Überflüssige Stromtrassen
Nach den Planungen der Bundesregierung sollen neue Stromtrassen gebaut werden, die den Stromüberschuss bei Starkwind von den Küstengebieten in den Süden bringen soll als Ersatz für die Kernkraftwerke, die in den nächsten Jahren abgeschaltet werden. Verschwiegen wird allerdings, dass Braunkohlestrom einspringen muss, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Die geplanten Trassen sind für eine sichere Stromversorgung nicht erforderlich, wenn die Kernkraftwerke weiter betrieben werden oder durch Kohle- und Gaskraftwerke ersetzt werden, die den Strom weitaus preiswerter erzeugen als Wind- Solar- und Biogasanlagen. Dann werden auch erhebliche Leitungsverluste vermieden, denn im Süden kommen weniger als 90 Prozent des im Norden eingespeisten Stromes an. Mit den Stromverlusten wird die Umgebung der Leitungen aufgeheizt.

Inzwischen haben sich viele Bürgerinitiativen gegen Freileitungen in ihrer Nachbarschaft gebildet. Der Bau der Leitungen wird so durch Einsprüche und Klagen verzögert. Um den Widerstand zu verringern, hat daher die Bundesregierung die Erdverlegung der Leitungen im großen Umfang gestattet und befürwortet.

Teure Erdkabel
Der Trassenbau ist teuer. Als Faustregel gilt: Ein Kilometer Übertragungsfreileitung mit 380 Kilovolt kostet eine Million Euro. Erdverlegte Leitungen sind nach Angaben des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz vier- bis sechszehnmal teurer. Querungen von Straßen, Bahntrassen und anderen Versorgungsleitungen verteuern die Erdverlegung erheblich. Geplant sind rund 4.000 Kilometer neue Trassen, die als Freileitungen dann 4 Milliarden Euro kosten. Hinzu kommen die Umspannwerke an den Kopf- und Zielstationen. Der SPIEGEL schätzt die Gesamtinvestitionen für die geplanten Leitungen auf 22 Milliarden Euro ohne Erdverlegung. Wenn nun die Hälfte der Leitungen in die Erde verlegt wird, verdoppeln sich die Kosten. Die Versorgungssicherheit wird gleichzeitig verringert. 50Hertz gibt für Freileitungen nach mehr als 50-jähriger Erfahrung eine Verfügbarkeit von mindestens 99,8 Prozent an. Reparaturen brauchen an Freileitungen nur Stunden bis wenige Tage. Die Verfügbarkeit von Erdkabeln von mindestens 93 Prozent ist dagegen wesentlich geringer. Reparaturen dauern Tage bis Wochen je nach Lage des Fehlers. Die Trasse muss mit Schwerlastern befahrbar sein, denn die dicken Erdkabel sind extrem schwer. Ein Kilometer wiegt rund 60 Tonnen. Daher benötigen Erdkabel alle tausend Meter eine zugängliche Kupplungsstation.

Politisch gewollte Unwirtschaftlichkeit
Trotz der hohen Kosten und einer geringeren Versorgungssicherheit wird die von Anrainern der geplanten Trassen geforderte Erdverlegung auch von der Bundesregierung befürwortet, um den Widerstand gegen den Trassenbau zu verringern. Die potentiellen Anleger unterstützen selbstverständlich die teurere Variante, die es ermöglicht, mehr Kapital mit guten und gesicherten Renditen unter zu bringen, denn die Bundesnetzagentur gestattet den Netzbetreibern Gewinnmargen von rund sieben Prozent.

Profiteure dominieren
Es wird schwer sein, gegen diese mächtige Interessengemeinschaft der Profiteure von möglichst teuren neuen Stromtrassen anzukämpfen. Zunächst sind es die einflussreichen Anleger, die bei der Null-Zins Politik der Europäischen Zentralbank zwingend nach zinsbringenden Anlagen suchen müssen, um zum Beispiel Renten und Pensionszahlungen weiter leisten zu können. Auch die Netzbetreiber sind an höheren Umsätzen interessiert, die bei gleichbleibenden Gewinnmargen höhere Gewinne bringen. Und nicht zuletzt ist es der Finanzminister und damit die Bundesregierung, die über die Mehrwertsteuer Milliarden kassiert. Die Bundesnetzagentur kann dagegen wenig unternehmen. Sie ist dem weisungsberechtigten Wirtschaftsminister unterstellt.

Deindustrialisierung schreitet voran
Schon heute betragen die Netzkosten, die den privaten Haushalten in Rechnung gestellt werden, mehr als sieben Cent pro Kilowattstunde ohne Mehrwertsteuer. Mit dem Ausbau der Stromnetze, der allein der Ökostrom-Hysterie geschuldet ist, werden die Netzkosten und damit die Strompreise schnell weitersteigen. Als Folge werden immer mehr produktive Arbeitsplätze in das Ausland verlagert und immer mehr Mitbürger geraten in wirtschaftliche Schwierigkeiten, weil sie ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen können. Gegen diesen Trend kämpfen die Mitglieder vom Stromverbraucherschutz NAEB e.V., um ein lebenswertes Deutschland zu erhalten. Alle Leser sind eingeladen, bei NAEB mitzuwirken.

Prof. Dr. Hans-Günter Appel
Pressesprecher NAEB e.V. Stromverbraucherschutz
www.NAEB.de und www.NAEB.tv

ifo Institut – Hans-Werner Sinn: Schafft es Deutschland, den Zappelstrom zu bändigen?
www.youtube.com/watch?v=8dIB4L4D4qI

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