Ein Gespräch mit Klaus Maurischat, dem CEO und Präsidenten von Goldman Morgenstern & Partners (GoMoPa).
In der U-Bahnstation Möckernbrücke, die von der U1 und U7 angefahren wird, herrscht betriebsame Hektik. In Schüben verlassen Dutzende Pendler die U-Bahnstation am Tempelhofer Ufer. Draußen auf der Straße ist es ruhig und Berlin-Kreuzberg zeigt sich verschneit an diesem Morgen im März. Nach wenigen Schritten erreicht man auf der linken Seite das Gebäude mit der Hausnummer 23-24. Auf der Tafel neben dem Eingang ist das Firmenschild des Unternehmens mit dem Kürzel GoMoPa angebracht. Das Gebäude versprüht den typisch spröden Charme eines ehemaligen Prunkbaus. Im Eingangsbereich fällt der hässliche weiß-grüne Marmor im Eingangsbereich auf. Die Rezeption des Hauses ist nicht besetzt und so nehme ich den Fahrstuhl in die zweite Etage. Dort befinden sich die Büros von GoMoPa GmbH.
Schilderwald
Eine freundliche Mitarbeiterin des Unternehmens öffnet die Tür und auch die zweite Person, die mir begegnet, ist eine Frau. Die Büros mit den für Berlin typisch hohen Räumen gehen von einem schlauchartigen Gang ab. Während ich in einer Sitzecke auf Klaus Maurischat, den CEO und Präsidenten von Goldman Morgenstern & Partners LLC, warte, frage ich mich bei Ansicht der Skyline-Fotografie von New York, in welchem Büroturm wohl der Briefkasten der Firma zu finden ist. Ein Briefkasten, der jüngst durch Artikel DER ZEIT und der Süddeutschen Zeitung mächtig aufgewertet wurde. Ich befinde mich in der Zentrale des Mafia-Journalismus – so der mediale Vorwurf. Darüber wird zu reden sein.
Der Präsident
Dann begrüßt mich Maurischat, der aus der Gegend um Bremen stammt, mit Handschlag. Der Mann sieht so gar nicht wie ein Mafioso aus. Eher hemdsärmelig, etwas übermüdet und freundlich dreinblickend. Jedenfalls vermisse ich die Sonnenbrille, die zu meinen Klischeevorstellungen der Vertreter von italienischen Verbrecherorganisationen gehört. Wir hatten eigentlich ein Gespräch über GoMoPa vereinbart, aber die zwei jüngsten Artikel über das Unternehmen spielen dann doch immer wieder eine Rolle. Zu frisch sind die Wunden auf der einen und die Neugier auf der anderen Seite.
Wir unterhalten uns im kleinen Besprechungsraum des Unternehmens. Auch hier erkennt man die Liebe zu Details, die Meldungen des Unternehmens auszeichnen und diese beim Lesen manchmal etwas sperrig erscheinen lassen. Auf dem großen Tisch steht eine Vase mit frischen Schnittblumen – ein eher weibliches Detail. Instinktiv setze ich mich auf einen Platz auf der rechten Seite. Wie ich später erfahre, hatte vor mir schon ein gewisser Stephan Schäfer genau hier gesessen, dieser wird im weiteren Gespräch noch eine wichtige Rolle spielen.
Wie Goldman Morgenstern & Partners zu seinem Namen kam
Goldman Morgenstern und Partners ist ein Kunstname. Über den regelmäßig zu hörenden Vorwurf, weder ein Goldman noch ein Morgenstern würden existieren, zeigt sich Klaus Maurischat amüsiert. Er habe den Namen für die 2000 gegründete Firma nach mehreren Gläsern Rotwein entwickelt. Beeindruckt habe ihn, der selbst mehrere Jahre in Portugal gelebt hat, eine portugiesische Kindergeschichte von einem goldenen Mann, der das Gute verteidigt, das Böse anzieht und mit einem Morgenstern bewaffnet kämpft. Die Namenswahl sei jedenfalls ein Volltreffer gewesen und wirke als Türöffner zu Chefetagen. Das leuchtet ein. Goldman Morgenstern & Partners wirkt auch bei mir.
Was GoMoPa macht
Das GoMoPa-Forum wird betrieben von der Muttergesellschaft in New York. Diese ist eine US-amerikanische Gesellschaft mit ausländischem Verwaltungssitz. In Berlin ist eine 100-prozentige Tochter der amerikanischen LLC im Handelsregister eingetragen, die GoMoPa GmbH, die unabhängig von dem Forum agiert, und beispielsweise Privatkunden, Unternehmern und Rechtsanwälten verschiedene Dienstleistungen anbietet. Maurischat sieht GoMoPa gar nicht in Konkurrenz zu journalistischen Angeboten. Man analysiere und recherchiere im Kundenauftrag weltweit Informationen über Personen, Unternehmen und Finanz-Angebote. Und zwar viel tiefer als Journalisten in Redaktionen das können, merkt er sichtlich zufrieden an. Dazu nutzt GoMoPa den Zugriff auf sämtliche weltweit relevante Datenbanken. Auch ich war wohl durchleuchtet worden, wie mir später eine Randbemerkung von Maurischat zeigt. Alles andere hätte ich auch als wenig professionell empfunden.
Grabenkämpfe
Eine Redakteurin der ZEIT schreibt in einem Artikel, jemanden nach New York geschickt zu haben, dort fand man dann heraus, dass dort nur ein Briefkasten von GoMoPa zu finden ist. Das hätte die Redakteurin einfacher und vor allem kostengünstiger haben können, denn das sei gar kein Geheimnis, so Maurischat. Der Standort New York sei vor allem aus presserechtlichen Gründen gewählt worden. Goldman Morgenstern & Partners berichte regelmäßig über Fakten aus dem Graumarkt und dies würde vielen Personen nicht gefallen. Man nennt – anders als die Presse – bei klarer Beweislage die vollständigen Namen der handelnden Personen. In den allermeisten Fällen seien Finanzbetrüger nämlich Wiederholungstäter, die beispielsweise bereits einschlägig vorbestraft sind.
Anonyme Attacken im Internet
Auf der Payroll von GoMoPa stehen etwa 30 feste und freie Mitarbeiter. Journalisten sind darunter. Diesen empfiehlt Maurischat das Verwenden des einheitlichen Pseudonyms “Siegfried Siewert”. Auch das sei GoMoPa bereits zum Vorwurf gemacht worden. Hintergrund der Anonymität sei, dass es gelegentlich ziemlich hart zugehe in der Branche.
Maurischat selbst wird seit Jahren im Internet verfolgt und mit zahlreichen Vorwürfen konfrontiert. Er berichtet von über 10.000 Beiträgen bei Youtube, die harmlose, geklaute Filmschnipsel kombinierten mit längeren Beschreibungen über Maurischat als Paten, Stasi-Offizier oder besonders abscheulich sogar als Kinderschänder. Etwa Tausend Youtube-Schnipsel seien wohl immer noch im Netz zu finden. Leider sei es fast unmöglich, die schnell wegzubekommen. Denn es geht nicht um die Filmbeiträge, sondern um die dazu gestellten Texte und das kapiere man bei Youtube nicht. Bis man bei dem Videodienst etwas aus dem Netz bekommt, dauere es ungefähr ein Jahr.
Täglich kommen neue Beiträge von einem bloggenden Stalker hinzu, der am Tag bis zu 100 Beiträge ins Netz stelle und auf GoMoPa verbal einprügele. Seine Motivation ist Maurischat völlig unklar. Vielleicht ist das Bashing einfach nur sein Geschäftsmodell.
Kopf hinhalten
Die Attacken gehen oft derart unter die Gürtellinie, dass nur ein unverheirateter Single wie er diese aushalten kann. Er findet, dass hier Grenzen massiv überschritten werden. Selbst über den größten Betrüger würde er nicht mal wahre private oder pikante sexuelle Details veröffentlichten, oder gar die Familie in Auseinandersetzungen hereinziehen. Man müsse sich schließlich morgens noch im Spiegel in die Augen schauen können. Da das offenbar nicht alle Gegner so sehen, hält er als einziger für die Geschäftsleitung den Kopf hin.
Das ist nicht nur sprichwörtlich gemeint. Im September 2012 schlugen drei vermummte Männer in Schwarz mit Kampfstiefeln Maurischat brutal und am helllichten Tag in Berlin zusammen. Er erlitt mehrere Frakturen im Gesicht. Um Wertgegenstände ging es dabei offensichtlich nicht, denn diese interessierten die Angreifer gar nicht. Gedacht war der Angriff wohl als Warnung.
Inzwischen spricht Maurischat überraschend abgeklärt darüber. Es sei keine Frage gewesen, ob so etwas einmal passiere, sondern nur wann. Schließlich ärgere GoMoPa Menschen, die auf Mallorca 30- bis 40-Meter-Yachten im Hafen liegen haben. Wer verantwortlich ist für die Attacke könne er nicht sagen. Aber die zeitliche Nähe zu den Auseinandersetzungen mit der Frankfurter Immobiliengruppe S&K fällt auf.
Der S&K-Komplex
Die spektakulären Verhaftungen rund um die Frankfurter Immobilienfirma S&K sind erst wenige Wochen alt. In einer Groß-Razzia hatten 1.200 Ermittler bundesweit S&K-Geschäftsräume, Privatwohnungen und Büros von Partnerunternehmen durchsucht. Unter den zunächst sechs Verhafteten waren auch die S&K-Vorstände Stephan Schäfer und Jonas Köller. Beiden wird bandenmäßiger Betrug und Untreue vorgeworfen. Besonders in Erinnerung bleibt ein Foto auf dem Titel der Wirtschaftswoche Anfang Februar, das einen S&K-Boß neben seinem Lamborghini und mit mehreren leichtbekleideten Frauen zeigt. Bildunterschrift: “Windige Anlagen”. Nicht ohne Stolz berichtet Maurischat, dass GoMoPa-Leser diese Fotos rund ein halbes Jahr zuvor bewundern konnten.
Monatelang herrschte ein regelrechter Kampf zwischen Maurischat und Schäfer und deren Unternehmen. Nach der Veröffentlichung eines Interviews mit einem ehemaligen Vertriebschef von S&K im August 2012 nahm die Auseinandersetzung nochmals an Fahrt zu.
Über Hacker-Attacken, Fotos und Prozesse
Die Versuche von S&K, die Berichte in GoMoPa zu stoppen, waren den Vorständen des Unternehmens viel Geld wert gewesen. So sollen S&K durch verschiedene DDos-Angriffe auf die Server von GoMoPa Kosten in Höhe von etwa 250.000 Euro entstanden sein. Schmunzelnd berichtet Maurischat rückblickend, er habe Freunde aus der Hackerszene, die es zuletzt als sportliche Herausforderung ansahen, die Angriffe abzuwehren und die Server-Systeme entsprechend umzustellen bzw. auszurüsten. Nicht so erfolgreich waren kleinere Portale, die nach Abdruck von GoMoPa-Artikeln lahm gelegt wurden.
Im Frankfurter Banken-, Bahnhofs- und Sex-Viertel wurden Maurischat und sein Anwalt beim Gang von einem Gerichtstermin beschattet und vor Erotikshops fotografiert. Ein recht kindischer Versuch, um GoMoPa in ein schlechtes Licht zu rücken. Die Fotos tauchten erst nach der Verhaftung der S&K-Leute im Internet auf.
Die härteren Auseinandersetzungen fanden allerdings vor Gericht statt: Wegen negativer Berichterstattung wurde nicht nur die Wirtschaftswoche, sondern auch GoMoPa von S&K verklagt. Darunter waren laut Maurischat teilweise lächerliche Klageschriften. Eine Art Beschäftigungstherapie. Insgesamt wurden Maurischat von 20 S&K-Unternehmen 36 Klagen angedroht, jeweils mit einem Streitwert von 250.000 Euro. Zugestellt wurden am Ende neun Klagen mit einem Streitwert von 2.25 Millionen Euro. Dafür benötigt man ein breites Kreuz, tiefe Taschen und gute Nerven.
Wer sich in die Details der Auseinandersetzung von GoMoPa mit S&K eingräbt, der benötigt Zeit und wird noch viele weitere Informationen entdecken, die genau aufgefächert für ein halbes Buch ausreichen dürften. GoMoPa und Maurischat jedenfalls berichten entwaffnend offen über scheinbar selbst belastende Details. Das ist ebenfalls ein Fakt, der nicht übersehen werden sollte, wenn man die Arbeitsweise von GoMoPa bewerten will.
Treffen mit Stephan Schäfer in Berlin-Kreuzberg
Klaus Maurischat traf Stephan Schäfer am 13. September 2012 im GoMoPa-Büro zu Vergleichsverhandlungen. Schäfer war dem GoMoPa-Chef trotz harter Auseinandersetzungen nicht mal unsympathisch, wie er heute sagt. Schäfer wollte das Problem der negativen Berichterstattung über S&K offenbar lösen und zeigte sich zunächst bestens informiert. Sogar die Räumlichkeiten von GoMoPa wollte er bereits besichtigt haben!? Das zweifelt Maurischat zwar immer noch an, aber die Videoanlage sei mal ausgeschaltet gewesen, wie man nachträglich feststellte. Jedenfalls kam es in den Gesprächen zwischen den beiden Kontrahenten auf Vorschlag von Schäfer, der diesen in Anwesenheit des GoMoPa-Anwalts machte, zu Verhandlungen über einen Einstieg bei GoMoPa. Schäfer bot an, Anteile in Höhe von zehn Prozent der Unternehmung für zwei Millionen Euro kaufen zu wollen. Vorbedingung GoMoPa”s war es, dass S&K einen Wirtschaftsprüfer, der von GoMoPa ausgesucht werden sollte, akzeptiert. Dieser sollte das Geschäftsmodell des Unternehmens durchleuchten. Das wollte Schäfer allerdings nicht und bestreitet diesen Passus inzwischen. Einer der unzähligen Vertragsentwürfe liege der ZEIT inzwischen wohl vor, allerdings ohne den Passus mit dem Wirtschaftsprüfer. GoMoPa, die eigentlich mit S&K Stillschweigen über die Verhandlungen vereinbart hatten, veröffentlichten diesen wichtigen Zusatz und wirken bei oberflächlicher Betrachtung wie erwischte Erpresser. Das Ganze scheint jedoch eine Art später Gruß der S&K-Granden aus dem Gefängnis zu sein, um GoMoPa zu diskreditieren.
Naivität einer ZEIT-Redakteurin
Natürlich akzeptierte S&K das Prüfen der eigenen Bücher nicht und insofern waren die Beteiligungsverhandlungen faktisch bereits zu Beginn gescheitert. Es gab später noch den Austausch von SMS-Nachrichten zwischen Maurischat und Schäfer, der bei zusammenhangloser Betrachtung merkwürdig wirkt. Ein Phänomen, das jedem bekannt sein dürfte, der seine privaten SMS-Kurznachrichten einem Dritten ohne weitere Informationen über Gründe für die Kommunikation zur Beurteilung gibt. Der Redakteurin fällt nicht einmal auf, wie absurd das angebliche Angebot war, Texte aus dem Internet zu löschen, um dann mit einem Jubelartikel die mediale Welt von S&K wieder in Ordnung zu bringen. Dabei vergisst das Netz nichts. Solch ein Verhalten hätte für GoMoPa zudem einen erheblichen Glaubwürdigkeitsverlust bedeutet und die angeblichen positiven Berichte auf GoMoPa über S&K sucht man auch vergeblich. Wahrscheinlicher ist, dass hier mit Schäfer und Maurischat zwei echte Alphatiere eine Art Poker-Partie gespielt haben, bei der es darum ging, die andere Seite zu zermürben und/oder zu verhöhnen.
Betrugs- und Erpressungsvorwürfe
Die ZEIT wirft Maurischat und GoMoPa jedenfalls “systematischen Betrug” vor und beruft sich auf Indizien und eigene ZEIT-Recherchen. Diese sind jedoch selbst grenzwertig und stehen auf äußerst wackeligen presserechtlichen Beinen.
So vermengt die ZEIT-Redakteurin in ihrem Artikel eine Ausgleichszahlung von 200.000 Euro für Schmerzensgeld, Anwaltskosten und einen Dritten mit den Beteiligungsverhandlungen. Das wirkt dann wie eine erste Schutzgeldzahlung. Die SZ folgt dieser Argumentation durch eine eigene Kollage.
Besonders beleidigt fühlt sich Maurischat von Die ZEIT, da die Wochenzeitung eine Journalistin ohne Kenntniss der Verhältnisse im Finanzmarkt einen solchen Artikel hat schreiben lassen. Die ZEIT-Zeugen für die angebliche Erpressung säßen entweder im Gefängnis oder hätten anderen Ärger. Die ZEIT-Journalistin merkt sogar selbst an, dass ihr wichtigster Belastungszeuge gerade verhaftet wurde. Stephan Schäfer. Sie scheint ihn dennoch für glaubwürdiger zu halten als Maurischat. Die Redakteurin kann sich offenbar gar nicht vorstellen, dass die ihr vorgelegten Indizien und SMS-Schnipsel über Monate nur zu dem Zweck gesammelt wurden, um GoMoPa zu schaden.
Erwähnenswert, aber in dem ZEIT-Artikel unerwähnt bleibt, dass S&K nach Ansicht der ermittelnden Staatsanwälte tatsächlich eine wohlwollende Berichterstattung kaufte. Aber nicht bei GoMoPa, sondern bei der Herausgeberin des Magazins “Finanzwelt”. Hier soll üppig Geld geflossen sein. Zwischen Januar 2012 und Februar 2013 sind laut Handelsblatt 100.000 Euro an die Frau gezahlt worden. Sie trat inzwischen zurück, bestreitet aber über ihren Rechtsanwalt die Vorwürfe.
Die Krönung des ZEIT-Artikels war für Klaus Maurischat zunächst eine Grafik in der Printausgabe, die an das Plakat des Films “Der Pate” von Francis Ford Coppola erinnern soll. Der Mafia-Vorwurf kursiert im Internet schon länger und geht bei den ZEIT-Recherchen wohl auf die inzwischen abgeschaltete Website “gomopa-verklagen.de” zurück, die von S&K-Rechtsanwälten erstellt worden sei. Inzwischen sieht Maurischat den Mafia-Vorwurf etwas gelassener.
Formulierungskünstler der SZ
Für die SZ wird nach eigenen Redaktionsstandards eine Geschichte erst dann relevant, wenn Staatsanwälte ermitteln oder Anklage erhoben wird. Bei GoMoPa gilt dieser hausinterne hohe Standard überraschenderweise nicht.
Die SZ griff den Mafia-Vorwurf der Schutzgelderpressung der ZEIT in einem eigenen Artikel auf und verwendete dabei Antworten auf Fragen, die Maurischat der Zeitung schriftlich beantwortet hatte. Die Redakteure dort puzzelten sich die Fakten laut Maurischat dann “zu einer unfairen Geschichte” zusammen und verzichteten auf wichtige Details, stattdessen verwendeten sie “Brocken”, um ein schiefes Bild von GoMoPa zu zeichnen. Ein Bericht sei zwar immer noch besser als gar keine Presse, aber die Gelassenheit wirkt gespielt an dieser Stelle, denn die Vorwürfe nagen doch hörbar immer noch an ihm.
Maurischat wundert sich vor allem über die ausgesprochene Naivität der Journalisten, die ihre schweren Vorwürfe trotz äußerst dubioser Zeugen und Quellen aus der Hüfte heraus vortragen. Denn die 200.000 Euro beispielsweise wurden auf sein deutsches Konto überwiesen. Er wirkt fast beleidigt und fragt mich rhetorisch, ob jemand Schutzgeldzahlungen auf ein inländisches Konto überweisen lassen würde. Stille. Darauf gibt es in der Tat keine Antwort.
Wer GoMoPa liest und mitliest
An einer Stelle habe der Junge von der SZ aber Recht: GoMoPa sei tatsächlich so etwas wie das Microsoft bei den Betriebssystemen auf dem Grauen Markt. Denn alle wichtigen Leute im Markt lesen die Beiträge des Unternehmens. Zu den Lesern und Abonnenten des GoMoPa-Forums gehören Vorstände von Emittenten, Vertriebschefs und Rechtsanwälte. Aber auch Privatpersonen und Unternehmer, die beispielsweise frühzeitig über für sie gefährliche Entwicklungen auf dem Beteiligungsmarkt informiert sein wollen. Für manche Leser rechne sich schon eine wichtige Information oder Warnung im Jahr sagt Maurischat, der sich vor allem als Unternehmer und nicht als Verbraucherschützer sieht. Außerdem lesen etwa 200 Staatsanwälte das GoMoPa-Forum regelmäßig und natürlich kostenfrei.
Auch zur Polizei pflege die GoMoPa GmbH einen guten Kontakt. Inzwischen habe sich das Unternehmen zudem in Ermittler-Kreisen einen guten Ruf erarbeitet, der dazu führe, dass gelegentlich anonyme Kopien von Akten oder Kopien von Urteilen an GoMoPa weitergeleitet werden. Deren Absender vertrauen auf einen verantwortungsvollen Umgang mit solchen Informationen.
Grenzgänger GoMoPa
Zur unangenehmen journalistischen Wahrheit gehört, dass die meisten Redaktionen längst kapituliert haben und keinen investigativen Journalismus mehr betreiben, geschweige denn sich diesen leisten können oder wollen. Ein “Dienst” (SZ) wie GoMoPa füllt eine Lücke für die es offenkundig einen Bedarf gibt.
Im Graumarkt-Segment für Finanzprodukte wirken Kräfte gegen die einfache journalistische Mittel nicht ausreichen. Zudem sind Betrüger im Markt bereit, das eigene lukrative Geschäftsmodell mit hohen Geldsummen zu verteidigen. Zumindest, wenn man Anleger rechtzeitig vor Unannehmlichkeiten warnen will, dann muss man wie GoMoPa Risiken bei Auseinandersetzungen eingehen und regelmäßig die unternehmerischen Grenzen austesten.
Damit polarisiert GoMoPa und hat sich den Vorwurf des Mafia-Journalismus eingehandelt. Klaus Maurischat meint, dass etwa 80 Prozent der Menschen GoMoPa mögen. Der Rest habe eine andere Meinung und seine Gründe dafür. Das müsse man wohl akzeptieren.
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