Berufliche Bildung: Ein deutsches Erfolgsmodell in Gefahr?

(Mynewsdesk) Berlin, 3. Juni 2015 Die Deutschen sind geteilter Meinung, zu welchem Bildungsweg sie einem Schulabgänger raten würden: 45 Prozent plädieren für eine Berufsausbildung, fast ebenso viele für ein Studium (44 Prozent). Das ergab eine Forsa-Umfrage der Körber-Stiftung im Auftrag des Nationalen MINT Forums. Doch während die Zahl der Studienanfänger steigt, fehlt der Nachwuchs bei den Auszubildenden. Auf der Vorstellung des Frühjahrsreports 2015 des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln betonte Thomas Sattelberger, Vorstandsvorsitzender der Initiative „MINT Zukunft schaffen“ und einer der beiden Sprecher des Nationalen MINT Forums, dass ohne Gegenmaßnahmen bis Ende des Jahrzehnts in MINT-Berufen rund 1,3 Millionen beruflich ausgebildete Fachkräfte fehlen werden. Schon heute sind Bereiche wie Mechatronik, Hörgeräteakustik oder Bauelektrik betroffen.

Positives Image von MINT-Berufen, aber Karriereaussichten für Azubis nicht attraktiv

Generell genießen MINT-Berufe laut Umfrage ein hohes Ansehen. Ihre Bedeutung für die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands ist unumstritten (94 Prozent Zustimmung), sie gelten als inhaltlich anspruchsvoll sowie innovativ und kreativ (89 bzw. 82 Prozent). Erst der Blick auf einzelne Entscheidungskriterien für den Bildungsweg zeigt Ursachen für die Nachwuchsprobleme der Ausbildungsbetriebe: Trotz des grundsätzlich positiven Images einer Ausbildung sieht die Mehrheit der Deutschen ein Studium als erfolgversprechendere Wahl für gesellschaftliches Ansehen (82 Prozent Zustimmung), Karrierechancen (80 Prozent) und bessere Verdienstmöglichkeiten (70 Prozent).

Weiterentwicklung und Wertschätzung der Berufsausbildung

„Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt tiefgreifend. Die An-forderungen werden komplexer und verantwortungsvoller. Den technischen Fachkräften stehen dabei immer mehr digitale Helfer zur Seite“, erläutert Henning Kagermann, acatech Präsident und Sprecher des Nationalen MINT Forums. „Gut ausgebildete Mitarbeiter können diesen Wandel im Arbeitsalltag gestalten. Doch die drohende Fachkräftelücke gefährdet das deutsche Erfolgsmodell der dualen Ausbildung. Wir müssen das Ansehen und die Entwicklungsperspektive der beruflichen Bildung attraktiver machen.“

Thomas Sattelberger warnt: „Wir brauchen beides – akademische wie berufliche Ausbildung – aber wir sehen mit größter Sorge die Fachkräftelücke bei beruflich Qualifizierten. Wir müssen neue Potenziale heben: beispielsweise die von Menschen, die in Übergangssystemen ‚festhängen‘, von jungen angelernten Arbeitnehmern, ebenso wie die von Frauen für MINT-Berufe und Menschen mit sozial bedingten Startnachteilen.“

Um die berufliche MINT-Bildung in Deutschland zu stärken, haben die Akteure des Nationalen MINT Forums Ursachen identifiziert und gemeinsam Strategien entwickelt.

Akteure der MINT-Bildung treffen sich am 25. Juni in Berlin

Beim 3. Nationalen MINT Gipfel werden Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft diskutieren, wie die Ausbildung in den naturwissen-schaftlich-technischen Berufen attraktiver und zukunftsfähiger gestaltet werden kann. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka wird den Nationalen MINT Gipfel am 25. Juni 2015 eröffnen. Unter den Gästen sind Brigitte Zypries, Parlamentarische Staatssekretärin des Bundeswirtschafts-ministeriums, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn Rüdiger Grube, der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Reiner Hoffmann und Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. Am Nachmittag präsentiert das Nationale MINT Forum seine Forderungen in Form eines „MINT-Aktionsprogramms“.

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Über das Nationale MINT Forum

Im Nationalen MINT Forum setzen sich über 30 große, überregional tätige Wissenschafts-einrichtungen, Stiftungen und Verbände gemeinsam für eine bessere Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) entlang der gesamten Bildungskette ein: von der frühkindlichen über die schulische, die berufliche und akademische Bildung bis hin zur Weiterbildung und zum lebenslangen Lernen. Im Nationalen MINT Forum werden konkrete Forderungen der Wirtschaft und Forschung an Politik und andere gesellschaftliche Akteure formuliert.

Datenbasis der Forsa-Umfrage:

– bundesweit repräsentative Stichprobe von 1.004 Befragten im Alter von 16 bis 70 Jahren, durchgeführt im April 2015 per CATI

Programm des 3. Nationalen MINT Gipfels: http://www.nationalesmintforum.de/658.html

Pressemitteilung und Studienergebnisse zum Download: http://www.nationalesmintforum.de/pressemitteilungen.html

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Kontakt

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