Alle Fastnacht-Fans freuen sich: Die Session 2018/19 ist besonders lang. Da erst am 6. März mit Aschermittwoch Schluss ist, bleibt viel Zeit, um Einladungen zu den Festsitzungen und Bällen wahrzunehmen und sich auf den Straßenkarneval vorzubereiten. In unserem zweiteiligen Beitrag geben wir Ihnen einige lesenswerte Tipps für den perfekten Auftritt. Beginnen wir hier mit interessanten Fakten rund um Fastnacht, Karneval und Fasching.
Oft falsch verstanden: Der Fastnacht-Brauch ist nicht heidnisch
Fastnacht ist ein christlicher Brauch. Zwar gibt es Vorläufer im Altertum, der heidnische Ursprung unseres mitteleuropäischen Karnevals – wie die römischen Saturnalien oder das Vertreiben des Winters – wird in der Forschung mittlerweile allerdings stark bezweifelt. Man geht vielmehr davon aus, dass die Feste der Fastnacht im hohen oder späten Mittelalter aus der vorösterlichen Fastenzeit entstanden.
Für den Termin ist also der Mond verantwortlich. Ostersonntag wird Jahr für Jahr auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond (zwischen 22. März und 25. April) festgelegt. Die Fastenzeit dauert 40 Tage, genauso lange, wie Jesus in der Wüste fastete und betete. Sie reicht folglich, da die Sonntage ausgenommen sind, von Aschermittwoch bis Karsamstag.
Eröffnet wird die Fastnachtszeit traditionell nach dem 6. Januar, wenn alle Feierlichkeiten rund um die Geburt Christi abgeschlossen sind. In einigen Regionen zählt der 11. November als Beginn der Karnevalssession – weil die Narren mit viel Trara die Rathäuser stürmen und symbolisch die Regentschaft übernehmen. Am nächsten Tag kehrt aber meist schon wieder Ruhe ein – bis es im Januar mit der „fünften Jahreszeit“ so richtig losgeht.
Fastnacht, Fasching, Karneval als gelebte Tradition
Die ältesten heute bekannten Erwähnungen stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Anscheinend war es üblich, sich in den Tagen vor Aschermittwoch zu streiten, zu prügeln, Alkohol zu trinken und in Verkleidung groteske Spiele und Tänze zu vollführen. Dies artete häufig aus, sodass die „Mummerei“ nicht selten verboten wurde. In der Reformationszeit wurden Fastnacht und Karneval katholisch: Die Reformatoren stellte die vorösterliche Fastenzeit in Frage und der Brauch geriet in den protestantischen Ländern nahezu in Vergessenheit.
Karneval, Fasching, Fastnacht unterscheiden sich in heutiger Zeit gar nicht mehr so sehr. Dennoch gibt es kleine Variationen:
Fastnacht: Häs, Larv und Narrensprung
Die Deutung, die Fastnacht habe ursprünglich nur eine einzige Nacht bezeichnet und sei seit dem 15. Jahrhundert auf die Tage davor erweitert worden, wird angezweifelt. Am wahrscheinlichsten erscheint heute ein Anschluss an die indogermanische Verbalwurzel *pwos- mit der Bedeutung „reinigen, läutern, fasten“.
Das alles dürfte den meisten Menschen in Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, in Franken, in der Oberlausitz, in Baden, Württemberg, Bayerisch-Schwaben, im westlichen Oberbayern, der Oberpfalz sowie in Luxemburg, der Schweiz, Liechtenstein, den westlichen Ländern Österreichs bis zum Arlberg und Südtirol einerlei sein.
Sie feiern ihre Fastnacht, Fasnacht, Fasenacht oder Fassenacht mit Pauken und Trompeten, mit Prinzenpaar oder Bruder Fritschi, mit Narrenrufen oder Schwellköpp bei den Narrensprüngenund Cortèges (Umzügen). Verkleidet als Till Eulenspiegel in Mainz oder Hoorige Bär in Singen, als Waggis in Basel oder Meckergois in Aalen, als Plätzler in Weingarten, GaugaMa in Ulm, Hopfennarr in Tettnang oder Federehannes in Rottweil – um nur einige Beispiele an Häs (Narrenkostümen) und Larv (Masken) zu nennen. Das Besondere: Die Häs werden nicht von Jahr zu Jahr gewechselt, sondern für immer beibehalten. In manchen Gegenden vererbt man die wertvollen Kostüme sogar an die nächste Generation weiter.
Fasching: Tanz der Marktweiber, Studentenfasching und Gaudiwurm
Wird Fasching gefeiert, befinden wir uns in Bayern, Österreich oder Sachsen. Der schon im 13. Jahrhundert verwendete Begriff vaschanc oder vaschang ist als „Fastenschank“ zu verstehen – der letzte Ausschank alkoholischer Getränke vor der Fastenzeit. Dem Faschingsbrauch frönt man in Unterfranken und den benachbarten Regionen von Baden-Württemberg, in Niederbayern und der südlichen Oberpfalz, im Osten Oberbayerns und München sowie in Österreich. Den größten Faschingszug Deutschlands veranstalten die Würzburger. In Teilen Oberbayerns und in München kennt man den Zug als Gaudiwurm. Ein einzigartiges Spektakel ist der Tanz der Marktweiber auf dem Viktualienmarkt in München. Prächtig kostümiert ziehen sie am Faschingsdienstag viele Besucher an und sorgen für ordentlich Partystimmung.
In Deutschlands Osten gibt es eine Besonderheit: den Studentenfasching in Leipzig, Jena, Weimar und Halle. Der größte in Leipzig zählt neun studentische Elferräte, die neben Fasching auch Partys für Erstsemester, Fahrten und Sportwettkämpfe veranstalten.
Karneval: Kostümsitzung, Hoppeditz und Rosenmontagszug
Die Wortbedeutung von Karneval ist ebenfalls nicht eindeutig geklärt. Am wahrscheinlichsten ist die Ableitung aus dem mittellateinischen carne levare für „Fleisch wegnehmen“, also die fleischlose Fastenzeit. Grund genug, vor diesem Zwang so richtig ausgelassen zu feiern.
Am bekanntesten ist der rheinische Karneval mit den Hochburgen Köln, Bonn, Düsseldorf, Neuss und Aachen. Er wird geprägt von zahlreichen Karnevalssitzungen mit Programmen für unterschiedliches Publikum: Damen, Herren, Kinder, Senioren. Als Königsdisziplin gilt die Große Prunksitzung. Unikate im rheinischen Karneval sind beispielsweise die Düsseldorfer Narrenfigur Hoppeditz, die männliche Jungfrau von Köln und die Aachener Stadtgarde „Oecher Penn“. Bei den Rosenmontagszügen säumen tausende Zuschauer die Straßen und sammeln Süßigkeiten und andere kleine Geschenke auf, die großzügig von den Wagen geworfen werden.
Was wären Fastnacht & Co. ohne Kostümbälle und Partys?
Und was wäre ein Kostüm ohne Partyperücke? Sich zu verkleiden ist für viele der größte Faschingsspaß. Im 2. Teil unserer Beitragsreihe „Ausgelassen feiern“ erfahren Sie noch mehr über den Karneval.