Masseure und Physiotherapeuten – Berufsgruppen zwischen den Mühlsteinen
Physiotherapeuten/innen und Masseure/innen u. med. Bademeister/innen gehören zu den sehr wenigen Berufen, die hierzulande die Kosten für ihre Ausbildung selbst tragen müssen. Die Ausbildung an einer Berufsfachschule dauert drei Jahre bis zum Physiotherapie-Examen und zwei Jahre bis zum Masseur-Examen. Ein Berufsgesetz des Bundes regelt die Inhalte der Ausbildung und des Staatsexamens. Die Schulgelder liegen in Summe zwischen 12.000 und 18.000 Euro für Physiotherapieschüler, bei 8.000 bis 12.000 Euro für Masseurschüler. Das System unterscheidet sich deutlich vom dualen Ausbildungssystem etwa bei den Pflegekräften mit Schule und Praxisteilen in der Klinik, die ihnen auch ein Ausbildungssalär zahlt. Dagegen eröffnen den Masseurs- und Physiotherapieschülern allein schulbegleitende unbezahlte Praktika den Weg in die Behandlung von Patienten. Immerhin gibt es bei den Masseuren ein bezahltes halbjähriges Anerkennungspraktikum nach dem Staatsexamen. Mit der Fachschulzentrierung und dem Schulgeld wirken die Ausbildungen für Physiotherapeuten und Masseure im Mutterland des dualen Ausbildungssystems wie ein Anachronismus.
Nach Staatsexamen und Erteilung der Anerkennung als staatlich geprüfte/r Masseur/in oder Physiotherapeut/in dürfen die jungen Therapeuten noch nicht einmal alle Therapiearten, die sie gelernt haben, durchführen – jedenfalls nicht im System der Gesetzlichen Krankenversicherung, dem 90% der Bewohner Deutschlands angehören. Im Jahr 2013 waren es 40 % der Umsätze mit den Leistungen der beiden Berufsgruppen in der GKV, die nur nach teuren “Weiterbildungen” ausgeführt werden dürfen – Tendenz steigend. “Die Ausbildung wird entwertet”, so Wilfried Hofmann, Bundesvorsitzender des VDB-Physiotherapieverbandes. Der Begriff “Weiterbildung” ist irreführend, er suggeriert, dass etwas gelernt wird, was in der Ausbildung nicht vorkam. Krankenkassenverbände und einige Berufsverbände beteiligen sich darüberhinaus sogar noch daran, dafür zu sorgen, dass faktisch nur ausgewählte Personen die entsprechenden Kurse als Lehrkräfte durchführen dürfen – das Angebot an Kurse wird künstlich verknappt. Noch schlimmer: für den Eingriff in die Berufsausübungsfreiheit von Therapeuten, die durch Kurse ihre Erfahrungen weitergeben wollen, gibt es noch nicht einmal eine Rechtsgrundlage. Was zu seltsamen Ergebnissen führt. Man sollte meinen, dass Lehrer an Berufsfachschulen, die den Schülern Theorie und Praxis einer Therapie vermitteln, diese auch in “Weiterbildungen” vermitteln dürften – Fehlanzeige in der seltsamen Berufswelt der Physiotherapeuten/innen und Masseure/innen.
Anschläge 2.660. Mehr über die Berufswelt der Physiotherapeuten/innen und Masseure/innen erfahren Sie im Wochentakt bis 31.03.2015.
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