Masseure und Physiotherapeuten – Berufsgruppen zwischen den Mühlsteinen
Physiotherapeuten/innen und Masseure/innen sehen sich in Deutschland einer viel zu geringen Anerkennung ihres Berufs ausgesetzt. Dies zeigt sich sowohl im Allgemeinen Ansehen in der Gesellschaft insgesamt als auch in den zu geringen Vergütungen im System der Gesetzlichen Krankenversicherung. In Deutschland werden die Berufe Masseur u. med. Bademeister sowie Physiotherapeut an der Berufsfachschule erlernt. Einstiegsvoraussetzung zur Ausbildung ist der Hauptschulabschluss für die Masseurausbildung, die inklusive Anerkennungspraktikum zweieinhalb Jahre dauert, und der Realschulabschluss für die Physiotherapeutenausbildung, die drei Jahre in Anspruch nimmt. Die Ausbildungen geben der Vermittlung fundierten medizinischen Wissens insbesondere über die Anatomie und Physiologie des Menschen sehr breiten Raum und sind zugleich praxisorientiert – sie zielen auf die Heranbildung einer Behandlerpersönlichkeit. In beinahe allen europäischen Ländern werden vergleichbare Berufe akademisch ausgebildet, die Ausbildungstraditionen und die Schwerpunkte unterscheiden sich gravierend. Erste Modellversuche erproben in Deutschland eine Fachhochschulausbildung mit wissenschaftlichen Schwerpunkten.
Die Fachschulausbildung legt dagegen den Schwerpunkt auf das Erlernen von praktischer Behandlungsfähigkeit – gerade deshalb sind Absolventen der deutschen Fachschulausbildung in ganz Europa, vor allem in der Schweiz und in Österreich, gern gesehene Therapeuten. Zwar werden dort Physiotherapeuten/innen akademisch ausgebildet, dennoch sind deutsche Therapeuten/innen mit ihrer ausgeprägten Orientierung an der Behandlungspraxis gefragt.
Der VDB-Physiotherapieverband lehnt eine durchgehende Akademisierung der Therapeutenausbildung ab. Bundesgeschäftsführer Dr. Michael Stehr: “Der VDB-Physiotherapieverband strebt eine Ausbildungsreform an ohne zwingende Akademisierung. Das Ziel muss ein nochmals verstärkter Praxisbezug sein, denn Physiotherapeuten/innen und Masseure/innen üben einen praktischen Beruf aus. Ihr Behandlungserfolg hängt mehr noch als vom wissenschaftlichen Verstehen vom Können ihrer Hände, von ihren sportlichen Fertigkeiten und von ihren Motivationsfähigkeiten ab. Der Wissenschaftsrat der Bundesregierung fordert einen Anteil akademisch ausgebildeter Physiotherapeuten von rund 10% unter den beruflich Aktiven. Dies genügt auch nach Auffassung des VDB-Physiotherapieverbandes, um den Bedarf an forschenden Experten und Führungskräften künftig zu decken. Dieses Ziel kann mit berufsbegleitenden Studiengängen erreicht werden.”
Anschläge 2.605. Mehr über die Berufswelt der Physiotherapeuten/innen und Masseure/inn
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