Auch in der evangelischen Kirche gibt es Diskriminierung und Ausgrenzung!

Auch in der evangelischen Kirche gibt es Diskriminierung und Ausgrenzung!

Nach dem öffentlichen Bekenntnis von 125 Mitarbeitern der katholischen Kirche zu ihrer sexuellen Orientierung und der Forderung nach Abschaffung arbeitsrechtlicher Konsequenzen für Angestellte, welche sich mit ihrer Homosexualität outen, weist der Konstanzer Laienprediger und Autor Dennis Riehle auf die Tatsache hin, dass Diskriminierung und Ausgrenzung auch in der evangelischen Kirche stattfinden. Der 36-Jährige hatte sich über viele Jahre in der Gemeindearbeit engagiert, ehe das Gerücht über sein Schwulsein aufkam: „Von einem Tag auf den anderen wurde mir ohne Begründung eine Hauptamtliche vorgesetzt, die völlig übereilt meine Aufgaben übernahm. Ich wusste anfangs nichts über die Ursachen für diesen Schritt, erfuhr aber später, dass ein Kirchenmitglied gefordert hatte, mich ‚zur Sicherheit und zum Jugendschutz‘ aus meinem Ehrenamt zu entfernen. Diesem Anliegen kam man dann ohne Gespräch mit mir oder irgendeine Prüfung der Aussagen des Mitgläubigen nach – man entledigte sich mir ohne einen Dank oder eine Anerkennung für hunderte Stunden Engagement. Stattdessen wechselten sogar andere Gemeindeanhänger die Straßenseite, weil man ‚mit einem Schwulen keine Kontakte haben will‘, teilte man mir über Dritte mit. Es gab da kaum jemanden, der in dieser Situation zu mir gehalten hatte. Ganz im Gegenteil: Man stützte sich bei alledem auf Vermutungen, weil ein Kirchengemeinderatsmitglied auf den Umstand hingewiesen hatte, dass ich ‚mit Mitte 20 ja noch immer Single sei und sonntags weiterhin alleine in den Gottesdienst‘ käme, das könne ja ‚nicht normal‘ sein“, erinnert sich Riehle an Aussagen der Gemeinde, die man ihm später auch direkt ins Gesicht gesagt hatte und dabei immer wieder auf die Bibel verwies: „Zusammenhanglose Verse aus den Büchern Mose oder dem Römerbrief – darauf baute man die fadenscheinige Argumentation auf – mit dem Hinweis, man werde für mich beten“.

Riehle wollte eigentlich Theologie studieren, erhielt aber aufgrund einer Zwangsstörung, an der er seit dem 13. Lebensjahr litt, von einem ranghohen Würdenträger eine Absage: „Die Kirche braucht keine psychisch kranken Seelsorger“, entgegnete man ihm. „Ich bin heute froh, dass ich den Beruf des Pfarrers nicht gewählt habe, denn die Verlogenheit hätte ich nicht ertragen können“, berichtet Riehle jetzt, nachdem er sich zum Prädikanten fortbilden ließ, aber in der Kirche keinen Einsatz fand: „Man verwies mich auf verschiedene Aspekte, warum ich nicht zum freiwilligen Verkündigungsdienst zugelassen und stattdessen belächelt wurde. Handfeste Gründe gab es nicht“, erklärt der Journalist, der an einen Kirchenvertreter zurückdenkt, welcher Riehles liberale Ansichten beklagte: „Mit Ihrem Glauben tragen Sie Eulen nach Athen!“, war schlussendlich die entscheidende Feststellung, die Riehle zum Kirchenaustritt gebracht hat und nun eine konfessionsfreie Haltung einnehmen lässt: „Von der christlichen Überzeugung habe ich nicht abgelassen, auch wenn ich zwischenzeitlich arge Probleme mit einem liebenden und allmächtigen Schöpfer hatte. Mein Gottesbild hat sich allerdings gewandelt – und ich habe zumindest mit dem Lenker und Leiter im Himmel meinen Frieden geschlossen, was ich gegenüber der Kirche allerdings nicht behaupten kann“, so Riehle abschließend, der festhält: „Es ist klar, dass es in solch einer Institution eben auch nur menschelt. Aber selbst in der evangelischen Zunft nimmt man es mit dem Liebesgebot der Heiligen Schrift und dem verfassungsrechtlichen Grundsatz der Würde des Menschen nicht so ernst!“.

Mehr unter www.dennis-riehle.de und www.laienprediger-seelsorge.de.

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