(ddp direct) Düsseldorf, 03.12.2012. Die Apotheker in Nordrhein kündigen für Mittwoch, den 05.12.12, von 10.00 bis 12.00 Uhr, einen Warnstreik an. Die Bedienung in den Apotheken erfolgt dann nur mit einer Notbesetzung. Es kann daher zu Wartezeiten in den Apotheken kommen. Der Protest richtet sich gegen die Blockadepolitik des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bezüglich der Höhe des Zwangsrabattes, den Apotheken pro Arzneimittel auf Rezept an die gesetzlichen Krankenkassen abführen müssen. Die Apotheken erbringen seit zwei Jahren ein zeitlich befristetes Sonderopfer in Form eines erhöhten Zwangsrabattes von 2,05 Euro. Ursprünglich betrug der Zwangsrabatt 1,75 Euro. Die Erhöhung wurde vom Gesetzgeber zur Stabilisierung der Finanzen der Gesetzlichen Krankenversicherung ausdrücklich nur für die Jahre 2011 und 2012 festgelegt.
Die überhöhten Rabattforderungen des GKV-Spitzenverbands sind nicht hinnehmbar. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen erkennt trotz einer klaren gesetzlichen Regelung die Ausgangsbasis für den Zwangsrabatt 2013 von 1,75 Euro nicht an. Diese Blockadepolitik ist inakzeptabel, erklärt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein e.V. Die Apotheken verhelfen den gesetzlichen Krankenkassen mit großem personellen und logistischen Aufwand zu Einsparungen in Milliardenhöhe, insbesondere bei der Umsetzung der Rabattverträge. Dieser Aufwand muss ausreichend gegenfinanziert werden, so Preis weiter.
Drastischer Sparkurs gefährdet wohnortnahe Patientenversorgung
Die Apotheken wollen die Aktion vor allem dazu nutzen, um ihre Kunden und Patienten darüber zu informieren, welche Folgen der drastische Sparkurs der Krankenkassen für ihre bisher noch wohnortnahe Versorgung hat. Nur mit einer soliden finanziellen Ausstattung können Apotheken auch künftig ein starker, schnell und leicht zu erreichender Partner und Wegweiser für die Kunden und Patienten bleiben. Und dafür kämpfen wir, stellt Preis klar.
Apothekenzahl im Sinkflug die meisten Schließungen in NRW
Die Beibehaltung des Kassenabschlages von 2,05 Euro würde einer zusätzlichen Belastung der Apotheken von 200 Millionen Euro pro Jahr entsprechen. In Anbetracht der ohnehin unzureichenden Honorarsituation würde das die Existenz vieler weiterer Apotheken massiv gefährden. Das hätte insbesondere in Nordrhein-Westfalen Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung. Denn im größten Bundesland befindet sich die Anzahl der Apotheken bereits im Sinkflug. Im bundesweiten Vergleich mussten die meisten Apotheken in NRW schließen. Bis September waren es landesweit bereits über 65. Bis zum Jahresende drohen weitere Schließungen.
Infokasten: Apotheken – kleinster Ausgabenposten in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und Einsparmotor im Gesundheitswesen
Apothekerinnen und Apotheker garantieren eine sichere, schnelle und kostengünstige Versorgung mit Arzneimitteln für nicht einmal 2,3 Prozent der Gesamtausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Sie sind damit einer der kleinsten Ausgabenposten und tragen gleichzeitig zu Einsparungen in Milliardenhöhe bei.
Mit dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) wurde der Zwangsrabatt – auch Kassenabschlag genannt – für die Jahre 2011 und 2012 auf 2,05 Euro pro Packung erhöht. Die Einsparsumme für die Gesetzliche Krankenversicherung beläuft sich dadurch auf 1,2 Milliarden Euro pro Jahr. Damit haben die Apotheker die ursprünglichen Sparziele des Gesetzgebers sogar deutlich übererfüllt.
Auch an den durch Rabattverträge erzielten Einsparungen (allein im Jahr 2011 etwa 1,6 Milliarden Euro) der Gesetzlichen Krankenversicherung haben die Apothekenteams einen ganz großen Anteil. Die Umsetzung ist ein gewaltiger bürokratischer Akt, um den sich die Apotheker unentgeltlich kümmern.
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