Altenpflegewissen gehört in Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien

Altenpflegewissen gehört in Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien

Altenpflegewissen gehört in Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien (ddp direct) Am 7. September 2011 fand zum siebten Male das Informationsfest des Frankfurter Forums für Altenpflege auf der Konstablerwache statt. Bei sonnigem Wetter samt Windböen feierten Heime und Altenpflegeschulen von 11.00 bis 18.00 Uhr unter dem Motto: Power für die Altenpflege das elfjährige Bestehen des Programms Würde im Alter, das von der Stadt mit jährlich 3 Mio. Euro gefördert wird. Sinn des Festes ist es, Präsenz zu zeigen, zu sagen, was man in der Altenpflege leistet und bewusst zu machen, dass die Altenpflege ein attraktiver Ausbildungsberuf mit Aufstiegschancen ist. Die Karriere und Verdienstmöglichkeiten dieses Fachberufs seien zu wenig bekannt, so Sozialdezernenten Daniela Birkenfeld in ihrem Grußwort. Das Einstiegseinkommen von rund 2.400 Euro brutto einer Altenpflegefachkraft sei höher als z. B. das einer Bürokauffrau. Technische Hilfen wie etwa Hebe-Lifter, aber auch Dokumentationsarbeiten am Computer hätten den Fachberuf Altenpflege sehr verändert.

Aufmerksamkeit für die Altenfachpflege herstellen
Insgesamt zeichnet sich die Tendenz ab, dass für den Altenpflegefachberuf keineswegs nur um die Jugend geworben wird, sondern dass auch Personen angesprochen werden, die sich nach oder noch in der Familienphase neu orientieren wollen oder die bereits im Beruf stehend das Altenpflegeexamen anstreben.
Thema auf der diesjährigen Diskussionsrunde, in der sich Politiker und Praktiker austauschten, war die Ausbildungssituation der Altenpflege. Schon in der Schule seien junge Menschen auf den demografischen Wandel hinzuweisen. Dies werde aber noch nicht ausreichend im Unterricht geleistet, so Kerstin Ewers, Gesellschaft für Jugendbeschäftigung, die sich im Frankfurter Hauptschulprojekt für die Ausbildung der Jugendlichen einsetzt: Von 1000 Schülern seien diesjährig nur zwei in die Altenpflege gegangen. Das will sie ändern: Da ist noch Luft.” Ewers votierte für mehr Informationsveranstaltungen und dafür, dass die Jugendlichen den Pflegekräften auf die Finger schauen. Frühzeitig sollten sie Praxiserfahrungen sammeln dürfen etwa in Praktika. Insgesamt empfiehlt sie eine intensivere Ausbildungsbegleitung. Offensiv werde um Schüler geworben: Der Markt fragt in den Schulen nach. Dafür bieten unterdessen Schulen Berufsmessen an, auf denen auch die Frankfurter Altenpflegeheime und Altenpflegeschulen beraten. Am 2. September 2011 warben 26 Großunternehmen in der Frankfurter Georg-August-Zinn-Schule um 300 Schüler der Abgangskassen.

75 Prozent der jungen Altenpflegeschüler bleiben dem Beruf treu
Karl van Engeln, Kommit Bildungszentrum für Pflegeberufe, und seit 30 Jahren im Pflegebereich, davon die letzten 17 in der Pflegeausbildung, versteht Altenpflege als Dienstleistung vom Menschen für den Menschen. Engeln, der die Altenpflege aus der Nische herausführen will, gab zu bedenken, dass die jungen Leute zwischen 15 und 17, die ihr Berufsziel Altenpflege beginnen, als Menschen noch nicht fertig seien: Sie müssen sich noch ausprobieren. Über 75 % von ihnen blieben dann tatsächlich dabei und manche entwickelten sich beruflich von der Altenpflegehilfskraft zur Pflegefachkraft weiter. Bei den Quereinsteigerinnen, so van Engeln, sähe die Sachlage jedoch anders aus. Nach zwanzigjähriger Familienpause und ohne Anschluss an den früheren Beruf ist der Einstieg in die Altenpflege eine bewusste Entscheidung: Diese Frauen wissen, worauf sie sich einlassen, und bleiben dann meist auch bis zum Rentenalter.

Großkommunen müssen Rahmenbedingungen der Pflege verbessern
Iris Schroll, Leiterin des Alloheims Frankfurt und seit 30 Jahren im Bereich Pflege tätig sagte: Altenpflege macht mein Leben aus. Eine intensivere Ausbildungsbetreuung von Schülern im Heim nehme den Fachkräften auch Zeit für die Betreuung an den Bewohnern weg. Damit wies sie auf die Kalamität hin, dass der Personalmarkt Pflege vor allem in Großstädten bundesweit leergefegt ist. Für die Pflegekräfte, vor allem Frauen mit Kindern, müssten kommunal bessere Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Derzeit gebe es für die Pflegekräfte zu wenige Kindergartenplätze. Sie votierte zudem für eine Teilzeitausbildung für Quereinsteigerinnen in die Altenpflege. Denn bei der dreijährigen Vollzeitausbildung zur Pflegefachkraft schreckten Frauen in der Orientierungsphase zurück und gingen gar dem Beruf verloren. Diese Frauen brauchen wir aber! Darauf antwortete Sylvia Momsen, Grüne im Römer, die als Hebamme tätig war und sich gut in der Altenpflege auskennt: Politik hat schon viel für die Unterbringung von Kindergartenkindern getan, doch ein Problem sind die Schichtzeiten in der Pflege. Ihr Vorschlag lautet, die Kindergärten betriebsnah zu verbinden, um auch früh morgens und gar abends Kinderbetreuung zu ermöglichen. Von den Banken wünschte sie sich mehr soziales Engagement; beispielsweise in Form von günstigen Ausbildungskrediten. 800 bis 950 Euro Gehalt in der Altenpflegeausbildung sei zu wenig, um eine Familie zu ernähren. Und in Großstädten wie Frankfurt müssten die Wohnungsbaugesellschaften für diese Berufsgruppe günstigen Wohnraum vorhalten.

Neue Wege in der Altenpflegeausbildung und -politik
Christiane Schubring, CDU-Fraktion im Römer, die neu im Sozialausschuss ist, erläuterte, dass die Hälfte der Pflegemitarbeiter in Heimen examinierte Fachkräfte sein müssten. Wer diese Fachkraftquote nicht erfülle, habe als Heimbetreiber ein Problem. Sie setzt auf neue Ausbildungskonzepte für künftige Pflegefachkräfte und stellte das Projekt AiQuA vor, das für angestellte Pflegehilfskräfte mit dem Altenpflegeexamen ende und vom Europäischen Sozialfonds finanziert werde: Aus der täglichen Arbeit ergeben sich die praktischen Lerninhalte. Das arbeitsintegrierte Lehrprogramm starte im November 2011 in Frankfurt. Die Teilnehmer erhalten weiterhin ihr Gehalt und werden mit neuen Praxislehrmethoden betriebsnah aufs Examen vorbereitet. Im Projekt arbeiteten der Frankfurter Verband, der sieben Pflegeheime betreibt, und die Werkstatt Frankfurt zusammen, so die Politikerin.
Von zwei Seiten sieht Peter Feldmann, SPD-Fraktion im Römer, die Altenpflege bedrängt: Zu viele freie Bewohnerplätze in den Heimen, zu wenig Pflegefachkräfte, das passt nicht zusammen. Feldmann nimmt die Stadt Frankfurt in die Pflicht. Sie habe die Investoren neuer Altenpflegeheime über die Fehlinvestition aufzuklären und vor der absehbaren Konkurrenzsituation das Abwerben von Pflegepersonal und Heimbewohnern – zu warnen. Dem Personalmangel will er durch rechtzeitige Aufklärung begegnen. Dass die Altenpflege so wenig Zuspruch erfahre, liege auch daran, dass sie als Beruf viel zu spät bekannt gemacht werde. Einfluss solle man schon auf die elf- bis dreizehnjährigen Schüler und Schülerinnen nehmen, deren bevorzugtes Berufsziel KFZ-Mechaniker und für die Mädchen Friseurin oder Einzelhandelskauffrau nur deswegen sei, weil sie sich darunter etwas vorstellen könnten.

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=== Schülerinnen und Schüler bei der Beratung durch das FFA (Bild) ===

Schülerinnen und Schüler der Georg-August-Zinn-Schule in Frankfurt lassen sich auf der
schuleignen Berufsmesse von Praktikern aus der Altenpflege im Rahmen des Frankfurter Forums für Altenpflege beraten.

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