20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind betroffen
“Vergessene Kinder” werden sie genannt, denn oft ist Mama oder Papa das Suchtmittel Alkohol wichtiger als der Nachwuchs: Fast ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland leidet unter mindestens einem alkoholabhängigen Elternteil. Ungefähr ein Drittel der alkoholkranken Eltern haben in ihrer Kindheit selbst Erfahrung mit Alkoholismus in der Verwandtschaft gemacht. Betroffene Kinder leiden zudem häufiger unter psychischen Erkrankungen. Die AOK Hessen zeigt typische Verhaltensmuster bei Alkoholmissbrauch in der Familie.
Ist ein Angehöriger von der Alkoholsucht betroffen, verschwimmen die inneren Grenzen in der Familie: Der andere Elternteil ist häufig überfordert und so nehmen die Kinder zum Beispiel die Rolle des suchtkranken Partners oder Elternteils ein. Freunde werden nicht mehr nach Hause eingeladen und Eltern sowie Kinder isolieren sich von ihrem sozialen Umfeld.
Besonders problematisch ist, dass der Abhängige, aber auch der Co-Abhängige – also der Partner, der sich an die Verhaltensweisen des Abhängigen anpassen muss – schwer einzuschätzen sind. Sie schwanken zwischen zwei Extremzuständen: Ist der Elternteil nüchtern, so ist die Stimmung zu Hause außerordentlich gut, den Kindern wird übermäßig viel Liebe und Zuneigung entgegengebracht. Doch der Griff zur Flasche geht oft auch mit häuslicher Gewalt einher, die Kinder erfahren einen harten Liebesentzug. So fällt es ihnen schwer, zu verstehen, welches Verhalten richtig und welches falsch ist, da die Bestrafungen und Belohnungen oft unverhältnismäßig sind.
Verschiedene Verhaltensmuster
Um mit dieser schwierigen Situation umzugehen, entwickeln betroffene Kinder verschiedene Verhaltensmuster: Manche werden zum Ersatzvater oder zur Ersatzmutter und kümmern sich um Haushalt, Eltern oder jüngere Geschwister. Sie übernehmen schon früh viel Verantwortung und können so ihre Kindheit nicht ausleben. Häufig suchen sie sich später einen suchtkranken Partner und führen das erlernte Verhaltensmuster fort.
Andere werden verhaltensauffällig und zu “Problemkindern”. Sie geben sich selbst die Schuld für die Sucht ihrer Eltern, weil sie das Gefühl haben, “nicht gut genug” zu sein.
Die Alkoholsucht der Eltern hat gravierendere Auswirkungen auf ihre Kinder, als ihnen vielleicht bewusst ist: Fast ein Drittel der erwachsenen Alkoholkranken litt früher selbst unter einem abhängigen Elternteil. Männer sind gefährdeter, in die Sucht abzudriften.
Außerdem weisen Kinder aus Familien mit Suchtproblematik oft ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen auf. Sie haben häufiger Probleme in der Schule und Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren.
Je früher das Problem erkannt wird und die Kinder Hilfe bekommen, desto eher gelingt es ihnen, ihre Erfahrungen in Stärken zu verwandeln und aus ihren Verhaltensmustern auszubrechen.
Feste Rituale, wie beispielsweise gemeinsame Unternehmungen, helfen, den Kindern Sicherheit zu geben.
Deshalb ist es wichtig, offen mit dem Thema Suchterkrankung umzugehen und sich einzugestehen, dass man Hilfe benötigt.
Mehr Informationen zu Prävention, Gesundheit und Alltag hält die AOK Hessen auf ihrer Seite AOK erleben bereit.
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