Äthiopien: Honig schafft neue Arbeitsplätze

Äthiopien: Honig schafft neue Arbeitsplätze

Mit Hilfe eines Grünen Innovationszentrums in der Agrar- und Ernährungswirtschaft werden neue Arbeitsplätze für junge Menschen in Äthiopien geschaffen

Äthiopien: Honig schafft neue Arbeitsplätze

Mit professioneller Honigproduktion werden neue Arbeitsplätze in Äthiopien geschaffen

München/Addis Abeba. 12. Juni 2017. Mehr als 60 Prozent der Äthiopier sind jünger als 25 Jahre. Doch vielen Schulabgängern fehlen berufliche Perspektiven. Im Rahmen eines Grünen Innovationszentrums, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als Teil der Sonderinitiative “EINEWELT ohne Hunger” aufgebaut wird, unterstützt die Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe kommerzielle Bauerngruppen und schafft Jobs für junge Menschen auf dem Land.

Ziele des Grünen Innovationszentrums sind die Steigerung der Produktivität von kleinbäuerlichen Betrieben, die Förderung von Beschäftigung – insbesondere in der Verarbeitung – und eine Verbesserung der regionalen Versorgung mit Nahrungsmitteln durch Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. “Mit unseren Grünen Innovationszentren wollen wir den ländlichen Raum insgesamt stärken, sodass er die Menschen ernähren und der jungen Bevölkerung eine berufliche Perspektive bieten kann”, erläutert der Leiter der Abteilung für ländliche Entwicklung des BMZ, Gunther Beger, den Ansatz der Grünen Innovationszentren. Bis 2021 sollen in Äthiopien 2000 neue Arbeitsplätze geschaffen und rund 70.000 Kleinbauern aus- und fortgebildet werden.

Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe setzt die Maßnahmen des Grünen Innovationszentrums in der Projektregion Dano, rund 230 Kilometer westlich von Addis Abeba, der Hauptstadt von Äthiopien, um.
“In Dano, wie in anderen Projektregionen von Menschen für Menschen, produzieren die Bauern inzwischen oftmals mehr, als sie unmittelbar selbst verbrauchen”, sagt Stiftungsvorstand Peter Renner, der u. a. für die Projektarbeit der Organisation in Äthiopien zuständig ist. “Ziel ist es, die Bauern und Jugendlichen bei der Produktion, Verarbeitung und der Vermarktung ihrer Produkte zu unterstützen, also Wertschöpfungsketten aufzubauen.” Im Rahmen des Grünen Innovationszentrums haben schon jetzt 930 Bauern und vormals arbeitslose Jugendliche Beschäftigung und Einkommen in den Bereichen Honig und Wachs, Gemüse und Obst, Saatgut, Ölsaat und Tiermast erhalten. Zudem zögen rund 1.500 weitere Menschen in der Region indirekten Nutzen aus dem Projekt, so Renner.

Berufliche Perspektiven durch Imker-Kooperative

Als einer von wenigen jungen Männern in der zentraläthiopischen Ortschaft Seyo hat der 21-jährige Adane Mekonnen vor ein paar Jahren die 12. Klasse abgeschlossen. Doch an eine Ausbildung oder gar den Besuch einer Universität war nicht zu denken. “Das konnten wir uns nicht leisten.” Arbeit in der Landwirtschaft hätte ihm gefallen, sagt er, aber abgesehen von ein paar Gelegenheitsjobs bot ihm niemand eine Chance. Sein Tag sah so aus: Freunde treffen, rumhängen, den Tag vorbeiziehen lassen. Wer ein wenig Geld übrig hatte, spendierte erst ein paar Runden Tischtennis und später vielleicht ein paar Bier. “Das waren schwierige Zeiten”, sagt der 21-Jährige heute. “So geht es hier vielen jungen Leuten. Es gibt einfach keine beruflichen Perspektiven.”

Seit Kurzem hat sich in Adane Mekonnens Leben so ziemlich alles geändert. Seit April 2016 bildet er gemeinsam mit 16 weiteren jungen Männern und Frauen eine Imker-Kooperative, die von Menschen für Menschen ins Leben gerufen wurde. Das Ziel dieser und weiterer kommerzieller Bauerngruppen, die auf Initiative der Stiftung gegründet wurden, ist es, das Einkommen der Bauern durch marktorientierte Produktion zu erhöhen und auf diese Weise Verdienstmöglichkeiten für Jugendliche und Frauen auf dem Land zu schaffen. Durch Trainings, Beratung und Ausrüstung will Menschen für Menschen Agrar-Erträge erhöhen und Teile der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette in die Hände kleiner Kooperativen legen. Besonders benachteiligte Gruppen wie Frauen und Jugendliche profitieren von den Schulungen.

Im Bienenhaus von Adane Mekonnen und den anderen sind zwar erst in 25 der 50 gelben Kästen Bienenvölker zu Hause, doch die jungen Leute arbeiten fieberhaft daran, auch die übrigen Boxen mit Leben – und tierischer Arbeitskraft – zu füllen.

Pro Bienenkasten rund 60 Kilo Honig

“Pro Bienenkasten können wir mit rund 60 Kilo Honig im Jahr rechnen”, sagt Adane Mekonnen. Macht bei 50 Kästen rund 3.000 Kilo. Ein Kilo dieses hochwertigen Honigs erzielt in Äthiopien Preise von bis zu 100 Birr, umgerechnet rund 4 Euro. Die junge Imker-Kooperative verkauft ihren Honig jedoch nicht an große Firmen. Ihr Abnehmer ist eine weitere von Menschen für Menschen gegründete Gruppe, die den Honig reinigt. Im Anschluss wird der gereinigte Honig an eine weitere Kooperative weitergereicht, die ihn in Gläser abfüllt, diese etikettiert und verpackt. Anschließend übernimmt eine vierte Gruppe junger Leute den Transport zu Märkten und Großhändlern in der Region, aber auch in der Hauptstadt Addis Abeba. Die somit errichtete Wertschöpfungskette gibt rund 60 Jugendlichen Arbeit. “Das Geld das wir auf diese Weise verdienen können, gibt uns Sicherheit”, sagt Adane Mekonnen. Aber nicht nur das: “Die Arbeit hat uns unseren Stolz und unsere Hoffnung zurückgegeben.”

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Über Menschen für Menschen:
Die Stiftung Menschen für Menschen leistet seit über 35 Jahren nachhaltige Hilfe zur Selbstentwicklung in Äthiopien. Im Rahmen integrierter ländlicher Entwicklungsprojekte verzahnt Menschen für Menschen gemeinsam mit der Bevölkerung Maßnahmen aus den Bereichen Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen. Den Grundstein für Menschen für Menschen legte am 16. Mai 1981 der damalige Schauspieler Karlheinz Böhm (gest. 2014) mit seiner legendären Wette in der Sendung “Wetten, dass…?”. Die Stiftung trägt das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Menschen für Menschen setzt die Maßnahmen derzeit in zwölf Projektgebieten mit über 740 fest angestellten und fast ausschließlich äthiopischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um.

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