40% der Heimbewohner brauchen Sozialhilfe

In Deutschland können immer mehr Pflegebedürftige nicht mehr für die Kosten ihrer pflegerischen Versorgung aufkommen . 440.000 Pflegebedürftige sind deshalb bereits auf Sozialhilfe angewiesen.

Anfang dieser Woche schockierte das Bundesamt für Statistik die Republik mit alarmierenden Zahlen: 2012 haben in Deutschland etwa 439.000 Menschen Hilfe zur Pflege erhalten. Das waren 3,8 Prozent mehr als 2011. Die Träger der Sozialhilfe gaben 2012 etwa 3,2 Milliarden Euro für diese Leistungen aus, 4,5 % mehr als im Vorjahr.

Prompt erklärte ob dieser neusten Zahlen der Paritätische Wohlfahrtsverband gar die Pflegeversicherung, die seit 1996 existiert, für gescheitert. So erklärte der Geschäftsführer des Verbandes, Martin Hesse: “Das Ziel der sozialen Pflegeversicherung, Menschen im Falle der Pflegebedürftigkeit zuverlässig vor Armut zu schützen, ist komplett gescheitert. Nicht einmal zwanzig Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung ist die Sozialhilfe für Pflegebedürftige in Heimen quasi zum Regelfall geworden und die Pflegeversicherung damit ad absurdum geführt.”

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Jens Spahn (CDU), sagte, die Statistik weise darauf hin, dass die Pflege für jeden einzelnen und für die Gesellschaft insgesamt teurer werde: “Gerade deshalb ist es wichtig, mit unserem geplanten Pflege-Vorsorgefonds für die Zukunft vorzusorgen”. Die Bundesregierung wolle zudem gezielt die Leistungen für die Pflege zu Hause und pflegende Angehörige verbessern.

Pflege in den eigenen vier Wänden verspricht Hoffnung

“Ambulant vor stationär” – gerade in Zeiten knapper Kassen gilt in der Gesundheitspolitik das bewährte Prinzip, dass der Patient erst alle Möglichkeiten einer ambulanten Versorgung ausschöpfen sollte, bevor er in eine stationäre Einrichtung aufgenommen wird.
So findet sich auch in der von CDU, CSU und SPD ausgehandelten Koalitionsvereinbarung vom letzten Jahr ein kleiner, aber bedeutender Passus, der die rund 1,8 Millionen Pflegebedürftigen, die zu Hause versorgt werden, hoffen lässt: “Zur Stärkung der ambulanten Pflege werden wir die Leistungen im ambulanten und stationären Bereich weiter angleichen.”

Schon seit dem Jahr 2008 wurden die ambulanten Leistungen in mehreren Stufen angehoben. Geht es nach den Gesundheitsexperten Jens Spahn, CDU, und Prof. Dr. Karl Lauterbach von der SPD, so soll die Familie als “Pflegedienst der Nation” weiter gestärkt werden, denn schließlich leben rund 70 Prozent aller Pflegedürftigen im heimischen Umfeld. Zum einen mag dies der finanziellen Situation geschuldet sein, aber zum anderen möchte man oftmals den Angehörigen nicht einen Lebensabend im Seniorenheim zumuten – zumindest so lange, wie es die Umstände erlauben.

3,4 Millionen Pflegebedürftige im Jahr 2030

Doch glaubt man weiteren Berechnungen des Statistischen Bundesamts, ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht – so rechnet man mit einem Anstieg der Pflegefälle um 50 Prozent bis zum Jahr 2030. Die Wirtschaft hingegen sieht in diesen 3,4 Millionen Menschen nicht nur Pflegebedürftige, sondern auch künftige Kunden. Gerade im Bereich der häuslichen Betreuung sieht Werner Sperber, der im oberpfälzischen Neumarkt eine Personalvermittlung für Pflegekräfte aus Osteuropa betreibt, viel Potential: “Der erklärte Wille der Politik und auch der Menschen selbst ist es, dem Pflegebedürftigen einen Lebensabend im häuslichen Umfeld zu ermöglichen. Hierzu werden in Zukunft und noch mehr als heute Betreuungskräfte aus Osteuropa benötigt.”

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Werner Sperber, Personalvermitlung
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