25 Jahre Sax Arabians

Ein Bericht von Gudrun Waiditschka

Dass ein Privatzüchter sein 25jähriges Jubiläum feiern kann, ist in unserer schnelllebigen Zeit beileibe nicht selbstverständlich. Dass er außerdem seinen ursprünglichen Stutenfamilien treu geblieben ist, ist ebenfalls ungewöhlich. Und dass er mit rund 500 Fohlen in 25 Jahren zu den Größten in Deutschland gehört, ist bemerkenswert. Wer aber Reinhard und Monika Sax etwas näher kennenlernt, der merkt bald, dass hier bayerische Bodenständigkeit die Grundlage des Erfolges bildet.

Das Gestüt Sax, südlich von Landshut gelegen, ist in der deutschen und internationalen Araberszene kaum mehr wegzudenken. Die von rund 50 ha Wiesen und Weiden arrondierte Anlage ist nicht nur Zuchtstätte, sie ist auch ein kleines Paradies, für Mensch und Tier gleichermaßen. Man muß weit gehen, um ein Gestüt zu finden, wo Ästhetik, Kunst und Funktionalität sich in so geschmackvoller und beschaulicher Weise vereinen.

Die Aufbaujahre
Angefangen hat alles damit, dass Reinhard Sax’ Sohn ein Pferd bekam – woraufhin auch der Vater Reitunterricht nahm. Das Interesse am Arabischen Pferd wurde dann aber bei einem Besuch auf dem Ganslberg von Prof. Fritz Koenig geweckt, wo Reinhard Sax den zweijährigen Hengst Nomech kaufte. Durch zahlreiche Besuche auf Schauen und Körungen schulte er seinen Blick, unterhielt sich mit erfahrenen Züchtern und sein nächster Kauf war daher schon weit erfolgreicher: die “rein-russisch” gezogene Baviera (Neman / Britania) wurde die erste Zuchtstute im Gestüt Sax – sie ist heute noch über Verena (v. Vympel) im Gestüt vertreten.
Dann ging es Schlag auf Schlag: Der Hengst Bagdad (v. Naftalin) kam aus Russland über den “Tersk Holland Sale” ins Gestüt, Stuten wie Narissa, Marenga, Merana, Menascha und ihre Mutter Nascha wurden von Sylvia Garde-Ehlert gekauft. Besonders Nascha (Neman / Neschi) mit ihren Töchtern Merana, Menascha und Menina (alle v. Menes), sowie die Menes-Tochter Marenga (a.d. Marei) wurden zu Säulen des Gestüts und sind für zwei florierende Stutenfamilien innerhalb Sax Arabians verantwortlich. Frank Spönle kam als Trainer ins Gestüt, und Schauerfolge stellten sich ein: Narissa wurde 1992 Europa- und Welt-Reserve-Championesse und Marenga erhielt den Europa-Reserve-Titel zugesprochen. Kuma (Nadom / Pechora) und Takema wurden gekauft, von denen letztere ebenfalls eine wichtige Stutenfamilie begründete, die heute mit Juliette und Tatjana Bint Takema im Zuchtstutenbestand vertreten sind. Mamluk und Vympel bezogen den Hengststall, weitere Schausiege stellten sich ein und ein Ausflug in die Welt des Rennsports wurde gewagt -die Ergebnisse von Tahbal mit 2 Siegen und 6 zweiten Plätzen konnten sich durchaus sehen lassen.

Essteema Superstar
1998 wurde das 100ste Fohlen geboren, aber wichtiger noch, kurz darauf wurde die Stute geboren, die Reinhard Sax endgültig einen Platz in der “Hall of Fame” der Araberzüchter garantierte: Essteema (Essteem / Menascha). Und das, obwohl seine Wahl des Hengstes Essteem bei den “Puristen”, den Freunden der “rein-russischen” Zuchtrichtung, auf unterschiedliche Reaktionen traf, die von Verwunderung bis zu heftiger Kritik reichte. Aber sein Gespür sollte ihm recht geben: “Ich habe Essteem in Wels und Menton gesehen und war begeistert von seiner Power, seinem Auftreten, seiner arabischen Präsenz und Eleganz”, erklärt Reinhard Sax. Essteems Pedigree könnte man als “American domestic” bezeichnen, es beinhaltet alles, von Polen über Spanier und Ägypter – nur keine Russen. Ein typischer Outcross. Und die Rechnung ging auf: Essteema ist wohl das typvollste, was die Araberszene bis dato gesehen hatte, sie gewann als Jährling Wels (B) und Towerlands (A) und wurde anschließend von den Richter zum Triple Crown Winner gekürt, indem sie Junioren-Championesse beim ANC, Europa- und Weltchamionat wurde. Außerdem wurde sie von den Lesern des Araber Journals zum “Araber des Jahres” gewählt, hatte also sowohl die Fachjury als auch die Liebhaber überzeugt. Dann hörte man lange Zeit nichts von ihr – und schon gingen die Unkenrufe wieder von vorne los: “Das war eine Eintagsfliege!” Aber Essteema hat sie alle Lügen gestraft, zwar ist ihr der Schauring heute fremd, dafür ist sie eine erfolgreiche Zuchtstute, die von 2002 bis 2013 zehn lebende Fohlen zur Welt brachte – und das können wahrlich nicht alle hochgelobten Schau-Champions von sich behaupten. Von ihren Fohlen sind Europe Al Khidar, Esskhija Bint Essteema und Essteena (alle v. Khidar) heute im Zuchtbestand von Sax Arabians. In ihr diesjähriges Hengstfohlen Justeem vom selbstgezogenen Al Justice setzt Züchter Reinhard Sax große Hoffnung: “Ich glaube seit Essteemas Geburt hatten wir kein so typvolles Fohlen mehr – und ich war bei fast allen 500 Fohlengeburten auf meinem Gestüt dabei!”

Outcross mit Erfolg
Doch zurück zum Ende des letzten Jahrtausends. Vympel und später Nadir I waren bei Sax für die “rein-russische” Zucht zuständig. Gleichzeitig aber wurden immer wieder Hengste zum Outcross gesucht: der ägyptisch gezogene BJ Thee Mustafa, der aus gemischten Blutlinien stammende Laman HVP und der Ägypter Windsprees Mirage – sie alle hinterliesen die eine oder andere Zuchtstute, um die Zucht auf eine etws breitere Blutbasis zu stellen. “Laman HVP hat uns gute Dienste geleistet. An ihm gefiel uns seine Präsenz, das sympatische und große Auge und der kurze Kopf. Wir hatten 22 Fohlen von ihm, von denen unsere Zuchtstuten Lamana und Lamera hervorzuheben sind”, meint Reinhard Sax.
Ein weiterer Outcross-Hengst war dann Khidar, der seit 2005 im Einsatz ist – per Gefriersamen. Auch in seinem Pedigree treffen sich die Zuchtrichtungen der ganzen Welt: von ägyptisch bis spanisch, von polnisch bis englisch ist alles vertreten. Wichtiger aber ist, dass er zu den doch recht kalibrigen russischen und “russian-related” Stuten passt, er verfeinert die Gesichter, ohne viel an Substanz wegzunehmen. Pferde wie der bereits erwähnte Europe Al Khidar, Farid Al Khidar, der Nachwuchshengst Al Amryan, seine Vollschwester Amyra Bint Khidar, Esskhija Bint Essteema und ihre Vollschwestern Essteena und Essdreama sind hierfür Beweis.
Und natürlich darf auch WH Justice nicht fehlen, der 2007 hier zum ersten Mal eingesetzt wurde. Aus seinem 2008er Jahrgang stammt Al Justice (a.d. Milena), ein junger Hengst, der den Körper seiner rein-russischen Mutter mit dem veredelten Typ von WH Justice verbindet. Justice muß man nicht mehr vorstellen; Milena hingegen ist eine der besten Zuchtstuten bei Sax Arabians. Sie ist eine “reine Russin”, von Ibn Narav aus einer Mirok Monpelou-Tochter und hat, abgesehen von Al Justice, auch den Hengst Al Milan (von Al Lahab) gebracht, ein weiterer Zuchthengst bei Sax Arabians. Er hat einen sehr typvollen Kopf mit gutem Auge und sein Körper ist harmonisch mit gutem Halsaufsatz. Er hat mehrere internationale Schauerfolge errungen und wurde auch Supreme Champion und Gold-Schleifen-Hengst an der Verbandshengstschau in Aachen, bei der ja andere Kriterien angewendet werden, als auf einer normalen “show”. Sein Sohn Monopol Ibn Al Milan (a.d. Monah) hat bereits seine Box neben ihm im Hengststall bezogen, und auch er erzielte ein ähnliches Ergebnis an der Verbandshengstschau in Kreuth 2011.

Die selbstgezogene Hengstpalette
Und damit sind wir bei einer Besonderheit des Gestüts Sax: Die Hengstpalette mit derzeit zehn Beschälern, von denen neun selbstgezogen sind – das kann kaum ein Gestüt vorweisen. Die Herren der Schöpfung sind: Meshan Ibn Kubinec (Kubinec / Menascha) *2003, Al Milan (Al Lahab / Milena) *2004, Europe Al Khidar (Khidar / Essteema) *2007, Amir Ibn Al Amrya (Massimo Ibn Mirokhan / Al Amrya) *2007, Monopol Ibn Al Milan (Al Milan / Monah) *2008, Marshan (Meshan Ibn Kubinec / Marni) *2008, Al Justice (WH Justice / Milena) *2008, Al Amryan (Khidar / Al Amrya) *2010, Al Marid (Al Milan / Bafra B) *2010 und Euros (Europe Al Khidar / Tatjana Bint Takema) *2010. Diese Auflistung spiegelt auch die Bedeutung und Verteilung der Stutenlinien im Gestüt wider: Die Linie der Nascha ist die bedeutendste, und von ihr entstammen sechs der Hengste: Sie ist im Gestüt über Menascha – Krushinka – Al Amrya, Menascha – Essteema, und Merana – Miriam II – Milena vertreten; die Linie der Marei aus der Zucht von Prof. Koenig durch ihre Tochter Monah, sowie über Marakovka – Marni, und Takema durch Tatjana Bint Takema mit ihren jeweiligen Nachkommen.
Bleiben wir noch einen Moment bei den Hengsten, und bei Meshan Ibn Kubinec. Seine Eltern repräsentieren das Beste, was die russische Zuchtrichtung zu bieten hat. Kubinec muß man nicht weiter vorstellen, und Menascha hat sich als Mutter von Essteema ein Denkmal gesetzt. Meshan ist auf Menes ingezogen und mag manchem nicht typvoll genug sein, aber er stellt den alten russischen Typ dar – ein stolzer Hengst mit großen und kraftvollen Bewegungen. Sein Sohn Marshan (a.d. Marni) ist feiner im Kopf durch den Einfluß seines Großvaters Windsprees Mirage, der ägyptisches Blut führt. Aber auch Marshan verfügt über diese kraftvollen Bewegungen, über Substanz und einen athletischen Körper; er zeigt sich gerne, ist “showy” und ist immer der Publikumsliebling, egal wo er auftritt. Auf der Verbandshengstschau in Kreuth hat er – wie sein Stallgenosse Monopol Ibn Al Milan – eine Goldschleife errungen.

Marketingstrategien
Sämtliche Schauerfolge aufzuzählen, die das Gestüt in den letzten 25 Jahren errungen hat, ist kaum möglich. Schauen sind aber unbestritten ein wichtiges Marketinginstrument für Reinhard und Monika Sax: “Dabei geht es uns nicht um noch einen Pokal’ – davon haben wir mittlerweile genug – wenngleich gewinnen natürlich auch Spaß macht! Aber man muß in der Szene präsent sein, muß gesehen werden – Schaubesuche sind sozusagen Öffentlichkeitsarbeit”, meint dann auch Reinhard Sax. Und seien wir ehrlich – so manche Schau hätte in den letzten Jahren gar nicht stattgefunden ohne die Pferde aus dem Gestüt Sax, zu dem seit einiger Zeit auch ein Trainingsstall für Kundenpferde gehört. Auch die alljährlich stattfindende Osterpräsentation gehört in die Kategorie “Marketing”. “Kurz vor der Veranstaltung denke ich immer: Warum machen wir das alles?’ Es ist so viel Aufwand und Stress. Aber wenn die Präsentation gut läuft, alles klappt und wir positive Resonanz von den Besuchern erfahren, sind wir wieder sehr zufrieden und wissen, wozu das ganze.” Das dritte Standbein des Marketings ist Werbung in der Fachpresse, im Pferdemarkt, per e-mail, die eigene, aktuelle (!) Internetpräsenz und seit einigen Jahren ist das Gestüt Sax auch auf Facebook vertreten – auch das ist ein erheblicher (zeitlicher) Aufwand. Aber: “Ohne diese Maßnahmen geht es nicht. Wir haben jedes Jahr zwischen 20 und 25 Fohlen – und damit müssen wir auch jedes Jahr ungefähr dieselbe Anzahl Pferde verkaufen”, erklärt Reinhard Sax. “Wobei sich der Absatzmarkt über die letzten Jahre verändert hat. Derzeit gehen etwa 50% der Verkaufspferde ins Ausland, letztes Jahr beispielsweise nach Kroatien, Polen, Österreich und der Schweiz, aber auch in den Mittleren Osten.” Die anderen 50% werden im Inland verkauft. Die meisten Pferde verlassen als zukünftige Reit- und Freizeitpferde den Hof, wozu auch das Anreiten im Angebot ist. “Mein Zuchtziel aber ist es, gute Zuchtpferde zu züchten, mit denen andere Züchter sich eine eigene Zucht aufbauen können”, meint Monika Sax. Insgesamt aber ist es eine Mischkalkulation, wobei eine teuer verkaufte Zuchtstute eben die Reitpferde “mitfinanziert”, die sich leider in den seltensten Fällen kostendeckend verkaufen lassen.
Auch eine EU-Besamungsstation gehört in das Angebot des Gestüts Sax für seine Deckkunden. “Gefriersamen hat das Leben eines Züchters sehr erleichtert. Wir lehnen aber in unserer eigenen Zucht Embryotransfer und sexed semen’ ab (die Vorbestimmung des Geschlechts). Dabei wird der Natur zuviel ins Handwerk gepfuscht”, meint Monika Sax kategorisch. Und da ist sie wieder, die bayerische Bodenständigkeit.

Sax Arabians Germany
Reinhard Sax
Peissing 2

84169 Altfraunhofen
Deutschland

E-Mail: sax@sax-arabians.com
Homepage: http://www.sax-arabians.de
Telefon: +49 (0) 8705-929-0

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