Das diesjährige qualityaustria Umwelt- und Energieforum in Kooperation mit der UniCredit Bank Austria lockte am 8. Oktober 2015 mehr als 100 Vertreter aus Industrie, Energiebranche, Wirtschaft und Beratung ins UniCreditCenter Am Kaiserwasser in Wien. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen im Jahr des Inkrafttretens des Energieeffizienzgesetzes (EEffG) der praxisnahe Erfahrungsaustausch, Einblicke in internationale Entwicklungen sowie die Chancen und Vorteile von Umwelt- und Energiemanagementsystemen.
Spannungsbogen von EEffG und ISO Revision bis hin zu Klimaschutzverhandlungen
Hausherr und UniCredit Bank Austria CRO Jürgen Kullnigg ging in seiner Begrüßung darauf ein, dass gesellschaftliche Verantwortung für die Bank Austria seit vielen Jahren bedeute, mit natürlichen Ressourcen sorgsam umzugehen: “Unser zertifiziertes Umweltmanagementsystem ist ein wichtiger Aspekt in dieser Hinsicht. Energie effizient zu nutzen, ist dabei das Umweltthema der Zukunft schlechthin.” Inwieweit das Umweltthema auch in Bezug auf Kreditentscheidungen eine Rolle spiele, sagte Kullnigg, dass eine Umweltrisikoprüfung im Rahmen des Kreditfinanzierungsprozesses schon seit vielen Jahren auf der Tagesordnung stehe.
Quality Austria CEO Konrad Scheiber hob in seiner Eröffnungsrede aktuelle Entwicklungen, wie die kürzlich veröffentlichte Umweltmanagementnorm ISO 14001:2015 oder die Meldefrist am 30. November für vom EEffG betroffene Unternehmen, hervor. Positive Signale für den Klimaschutz seien die Umwelt-Enzyklika des Papstes, aber auch Aussagen des Chefs der Internationalen Energieagentur, Fatih Biroh, dass in den nächsten Jahren das Einsparen von Öl weltweit DAS große Thema wird. Auch hätte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber erst kürzlich mit der Schlagzeile “wenn wir Klimaschutz verschieben, wird das enorm teuer” auf das Thema aufmerksam gemacht.
Ressourceneffizienz und Lebenswegbetrachtung
Wie Axel Dick, Quality Austria Prokurist Business Development Umwelt und Energie, in seinem Vortrag über die Chancen und Neuerung der ISO 14001:2015 betonte, spiele die neue Norm neben der ISO 50001 eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des EEffG. Sie fördere das umfassende Gesamtverständnis über die Organisation und schaffe damit den richtigen Rahmen für die Strategieentwicklung. Langfristiger Erfolg sei nur durch stärkere Integration der Umweltgesichtspunkte in die Geschäftsprozesse möglich: “Inzwischen haben alle erkannt, dass Material- und Ressourceneffizienz die Erfolgsfaktoren von morgen sind. Verschwendung kann sich keiner mehr leisten!” Auch sei die von den Unternehmen geforderte Lebenswegbetrachtung von Produkten und Dienstleistungen keine so große Herausforderung wie befürchtet. Denn es drehe sich dabei einzig um die pragmatische und zentrale Frage, welche Lebensphasen – von der Beschaffung bis zur Entsorgung – vom Unternehmen selbst kontrolliert oder beeinflusst werden könnten. Darin liege auch die Chance, den ökologischen Fußabdruck der Produkte oder Dienstleistungen zu optimieren und gleichzeitig auch die gesamte Supply Chain.
Der Quality Austria Produktexperte für Umwelt und Energie, Wolfgang Hackenauer, führte die Zuhörer in seinem Vortrag auf eine Zeitreise und erinnerte an die Anfänge der Klimapolitik und Energieeffizienz am Nachhaltigkeitsgipfel in Rio im Jahr 1992. Energie- und Materialeffizienz zählten dann auch zu den 2007 vom Weltklimarat definierten acht Schlüsselstrate-gien. Ziel des EEffG sei es daher ebenfalls, die Ressourceneffizienz zu steigern und die Versorgungssicherheit in Österreich zu stärken. Da die Zielsetzungen der ISO 14001, der EMAS-Verordnung und der ISO 50001 die Verbesserung der Umweltleistung und der Energieeffizienz sowie die Reduktion von Treibhausgas-Emissionen und anderer Umweltauswirkungen seien, wären diese auch vom EEffG anerkannte Managementinstrumente. “Herzstück der ISO 50001 ist der so genannte Energieplanungsprozess, der die systematische Grundlage für ein künftiges Energiemonitoring schafft und Einsparungspotentiale erkennen lässt. Die ISO 50001 ist daher auch eine “Klimanorm”!”, erklärte Hackenauer.
Energiemanagement als Chefsache, Bewusstseinsbildung bei Mitarbeitern
Den Abschluss des ersten Teils des Forums bildete eine Podiumsdiskussion, die sich dem Thema “Leadership ist gefragt – warum ist Energieeffizienz Chefsache?” widmete. Günter Eichhübl – Geschäftsführer Traktionssysteme Austria GmbH, Martin Krammer – Geschäftsführer SANTESIS Technisches Gebäudemanagement & Service GmbH, Vorstandsdirektor Jürgen Kullnigg – CRO UniCredit Bank Austria AG und Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Bahnsysteme – ÖBB Infrastruktur AG, sprachen über die Vorbildwirkung des Managements bei der Umsetzung von internen Maßnahmen. Wie Eichhübl betonte, gehe die Einführung von Energiesparmaßnahmen nicht ohne Aufwand einher – es sei daher ein Renditemodell, bei dem die Geschäftsführung mitreden müsse. Auch stünde zu Beginn eine Botschaft, die von der Chefetage kommen müsse. Laut Krammer sei gesellschaftliche Verantwortung einerseits eine politische, andererseits eine strategische Entscheidung, die daher Chefsache sei. Für die ÖBB zahle die “Grüne Bahn” in den Markenwert ein, trage zur Imagesteigerung bei und sei aufgrund der Energiekosten in Höhe von 250 Mio. Euro naturgemäß Chefsache. Auch müssten die unterschiedlichen Gesetzesauslegungen in den Ländern, in denen die ÖBB tätig sei, gemanagt werden und daher ginge es nicht ohne Top-Management. Einig waren sich die vier Diskussionsteilnehmer darüber, dass die Mitarbeiter involviert werden müssten, wobei man nicht immer nur auf freiwilliges Mitmachen setzen könne, sondern auch Kontrolle und sanfter Druck ausgeübt werden müssten. Bewusstseinsbildung bei den Mitarbeitern sei aber letztendlich der Schlüssel zum Erfolg.
Praxiseinblicke und Einsparungspotentiale
Den Vormittag beschlossen Vorträge von Joachim Kircher, Senior Manager der denkstatt GmbH, und Peter Sattler, Geschäftsführer und Leiter Energiemanagement der sattler energie consulting gmbH, die über praktische Erfahrungen aus dem EEffG und Erfolgspotentiale von Energieaudits sprachen. Kircher stellte den betrieblichen Nutzen eines Energiemanagementsystems aus der Beratungsperspektive anhand von praktischen Beispielen aus dem Einzelhandel, der Hotellerie, der Getränkeindustrie und dem Bankbereich dar. Wie die Praxis zeige, sei der Gesamtnutzen eines Managementsystems um den Faktor 2 bis 3 höher als die Gesamtkosten. Kircher machte auch deutlich, dass Managementsysteme einen umfassenderen und nachhaltigeren Nutzen aufweisen würden als die vom EEffG ebenfalls akzeptierten externen Energieaudits. Peter Sattler bezeichnete das vom EEffG geforderte Energieaudit nur als ersten Schritt. Es sei zu vermuten, dass viele verpflichtete Unternehmen das Audit zur Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen machen würden – mangels Ressourcen würden die erkannten Potentiale allerdings oftmals nicht genutzt werden. “Das Geld liegt auf der Straße! Heben Sie es auf und schaffen Sie die notwendigen internen Ressourcen”, appellierte Sattler ans Publikum. Für diesen Zweck stellte er ein Elf-Punkte-Programm an kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen vor, mit denen eine wirksame Umsetzung und Nutzung der Einsparmöglichkeiten im Rahmen eines Umwelt- oder Energiemanagementsystems sichergestellt werden könnten.
Der Vöslauer Energiesprung und die Richtlinienverordnung
Mit einem praxisnahen Einblick startete Walter Goisser, Leiter Technik und SFK der Vöslauer Mineralwasser AG in den Nachmittag. Der Getränkeproduzent blickt auf 2 Jahre Erfahrung aus der fortlaufenden Umsetzung der ISO 50001 Zertifizierung zurück. Die praktische Erfahrung zeige, dass die ISO 50001 den Blick auf das Wesentliche durch fortlaufendes Monitoring fördere und Energiemanagement ein zentraler Baustein im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie von Vöslauer geworden sei. Er empfehle daher ganz klar das Managementsystem anstelle eines externen Energieaudits, weil es ein hilfreiches Werkzeug zur Verbesserung sei. Seit 2006 habe man bei Vöslauer so den CO2-Fußabdruck um über 40 % reduzieren können. Über die anrechenbaren Maßnahmen im Sinne der Richtlinienverordnung sprach Heidelinde Adensam von der Abteilung III/2 Energiebilanz und Energieeffizienz im BMWFW. Zwar sei die Richtlinienverordnung nicht wie geplant bereits im August in Kraft getreten, man befände sich jedoch nun in der Endphase. Adensam präsentierte einige Eckpunkte an anrechenbaren und nicht anrechenbaren Maßnahmen, die zum jetzigen Zeitpunkt bereits feststünden. Dabei ging sie insbesondere auf die Verpflichtungen der Energielieferanten ein, die laut EEffG in den Jahren von 2014 bis 2020 159 Petajoule einsparen müssten.
Internationale Entwicklungen und regionale Initiativen
Uwe Götz, Geschäftsführer der Arqum GmbH in München sprach über die Anforderungen des Energiedienstleistungsgesetzes (EDLG) in Deutschland und zog einen Vergleich zum österreichischen EEffG. Ähnlich wie in Österreich seien auch hier große Unternehmen ab 250 Mitarbeiter betroffen, die zwischen einem alle vier Jahre abgehaltenen externen Energieaudit oder einer Zertifizierung nach ISO 50001 oder EMAS wählen könnten. Da im Nachbarland die ISO 14001 im Rahmen des EDLG nicht anerkannt sei, müssten große Unternehmen mit Standorten in beiden Ländern besonders auf die Wahl des Managementsystems achten. Wer sich für den Weg der Managementsystem-Zertifizierung entscheide, profitiere von einer längeren Übergangsfrist bis 31.12.2016. Strebe man die Zertifizierung an, falle im Gegensatz zu Österreich kein zusätzliches internes oder externes Energieaudit an.
Anna Maierhofer, die bei illwerke vkw für den Bereich Energieeffizienz, Mobilität und Kundenservice verantwortlich ist, berichtete darüber, dass man als regionaler Energieversorger und -Dienstleister verstärkt auf freiwillige Initiativen setze und dafür das “Klimaneutralitätsbündnis 2025” ins Leben gerufen habe. Die illwerke würden damit nicht nur globale Verantwortung übernehmen. Man wolle vielmehr gezielt und systematisch zur Reduktion von CO2-Emissionen beitragen und damit auch die Einhaltung des 2°C-Ziels der Vereinten Nationen auf regionaler Ebene unterstützen. Zu den zehn Gründungsmitgliedern, die bereits seit einem Jahr zusammenarbeiten, seien bereits 19 weitere hinzugekommen. In ihren Ausführungen machte sie auch deutlich, dass es von der Energie- und Ressourceneffizienz zur Klimaneutralität nur ein Schritt sei und weitere Mitglieder, auch außerhalb von Vorarlberg, im Klimaneutralitätsbündnis herzlich willkommen seien.
Schlussfolgerungen des 2. qualityaustria Umwelt- und Energieforums
Am Ende der Veranstaltung fasste Moderator Axel Dick die wichtigsten Punkte des Tages wie folgt zusammen: “Egal, ob Berater oder Anwender der Managementsystemnormen – alle betonten klar den nachhaltigen Nutzen eines zertifizierten Managementsystems gegenüber einem externen Audit.” Unternehmen, die sich heuer aufgrund von Ressourcenknappheit auf das Energieaudit konzentriert haben, seien daher gut beraten, hier entsprechende Strukturen und Prozesse zur nachhaltigen Umsetzung zu schaffen. Die Managementsysteme seien auch die wirkvolleren Instrumente um die “2020 Ziele” zu erreichen. Erfolgsfaktor bei der Umsetzung: “Nehmen Sie die Mitarbeiter frühzeitig mit, denn sie sind der Schlüssel zum Erfolg!”, schloss Dick.
Quality Austria Trainings-, Zertifizierungs- und Begutachtungs GmbH ist der führende Ansprechpartner für System- und Produktzertifizierungen, Begutachtungen und Validierungen, Assessments, Trainings und Personenzertifizierungen und für die Austria Gütezeichen. Grundlage sind weltweit gültige Akkreditierungen beim BMWFW und internationale Zulassungen. Darüber hinaus vergibt das Unternehmen seit 1996 gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium den Staatspreis Unternehmensqualität. Der Leistungskern der Quality Austria liegt in ihrer Kompetenz als nationaler Marktführer für Integrierte Managementsysteme zur Sicherung und Steigerung der Unternehmensqualität. Damit ist die Quality Austria ein wesentlicher Impulsgeber für den Wirtschaftsstandort Österreich und für “Erfolg mit Qualität”. Sie kooperiert weltweit mit rund 100 Mitgliederorganisationen und ist nationaler Repräsentant von IQNet (The International Certification Network), EOQ (European Organisation for Quality) und EFQM (European Foundation for Quality Management). Über 12.000 Kunden in knapp 50 Ländern – davon circa 2.000 in Österreich – profitieren von der langjährigen Expertise des international tätigen Unternehmens.
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