Markus Gildner beleuchtet die witterungsbedingten Ausfälle im Baugewerbe und deren gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen.
Erlangen, 20. März 2013
Markus Gildner: “So wie es aussieht geht der Winter in die Verlängerung – bis nach Ostern und vielleicht sogar bis Ende April wenn man den gängigen Wettermodellen glauben schenken darf”. Dieser Winter dürfte seit Aufzeichnung meteorologischer Daten als dunkelster und niederschlagsreichster Winter in die Geschichte eingehen. Der diesjährige März könnte in einigen Bundesländern der kälteste seit 130 Jahren werden. Im Norden und Osten Deutschlands droht die Ostereiersuche im Schnee zu versinken.
Welche Auswirkungen hat dies auf die Deutsche Wirtschaft, insbesondere auf die Bauwirtschaft, die sich in den letzten beiden Jahren mehr und mehr zum Konjunkturmotor Deutschlands entwickelt hat?
Der lange Winter könnte kostet die deutsche Wirtschaft Milliarden. Minustemperaturen bis Ende März treiben die Heizkosten in die Höhe, lassen die Krankenstände steigen und bremsen den Verkehr aus, auf Baustellen muss die Arbeit ruhen, die Geschäfte bleiben leer.
Nach den Berechnungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) gehen der Deutschen Wirtschaft etwa zwei Milliarden Euro verloren, besonders die Bauwirtschaft und das Transport- und Verkehrsgewerbe leiden. Markus Gildner: “Eine Zahl die angesichts des Stillstands im Baugewerbe insbesondere Tiefbau und der Absatzhemmung in der Automobilindustrie als reichlich konservativ erscheint”. Eine grobe Hochrechnung ergibt laut Markus Gildner einen volkswirtschaftlichen Schaden von bis zehn Milliarden Euro bis Ende März, mit jeder weiteren Woche Dauerfrost können ein bis zwei Milliarden Euro dazu kommen.
Und es kommt noch der volkswirtschaftliche Schaden aus erhöhtem Krankenstand aus allen Bereichen der Wirtschaft dazu. Wegen Erkältungskrankheiten mussten nach einer Erhebung der KKH Kaufmännischen Krankenkasse im ersten Monat des Jahres ein Drittel mehr Arbeitnehmer zu Hause bleiben als im Januar 2012. Der hohe Krankenstand könnte einen zusätzlichen volkswirtschaftlichen Schaden in Höhe von vier bis sechs Milliarden Euro verursachen, prognostiziert die Kasse. Auf dem Höhepunkt der aktuellen Grippewelle wurden wöchentlich in rund 9000 Fällen Influenza-Viren nachgewiesen, wie das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) mitteilte.
Schnee und Frost setzen vor allem der Baubranche zu. “Der Tiefbau liegt doch ziemlich brach”, sagte ein Sprecher des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). Klagte schon im Januar mehr als jedes zweite Bauunternehmen über witterungsbedingte Behinderungen, so seien es im Februar und März 77 Prozent der Firmen gewesen. Im Straßenbau liege der Anteil sogar bei 88 Prozent. “Es ist nicht realistisch, dass das alles wieder aufgeholt werden kann”, sagte der HDB-Sprecher. “Dazu dauert der Winter einfach zu lange.” Ein harter Winter bringe immer Nachteile für die Bautätigkeit, hieß es auch beim größten deutschen Baustoffkonzerns HeidelbergCement.
Markus Gildner: “Dies dürfte wiederum Auswirkungen auf die Immobilienpreisentwicklung haben.” Denn der lange Winter sorgt dafür dass das ohnehin knappe Angebot an Wohnimmobilien dieses Jahr wenig Impulse vom Neubau bekommt. D.h. es werden einfach deutlich weniger Wohneinheiten noch in diesem Jahr bezugsfertig, was mit großer Wahrscheinlichkeit den Aufwärtstrend weiter fördern dürfte. Hinzu kommt dass die Nachfrage weiterhin Impulse aus der Eurokrise bekommen dürfte. Der Fall Zypern hat das Vertrauen in Barvermögen nicht unbedingt gesteigert und verleitet den Deutschen noch mehr sein Barvermögen im Immobilienmarkt in Sicherheit zu bringen.
Laut der Meinung von Markus Gildner ist dies nicht aufholbar in diesem Jahr und auch nicht in den Folgejahren. Den Bauunternehmen und Baunebengewerben geht der Umsatz verloren. Und für viele Mitarbeiter im Baubereich ist immer noch Schlechtwetter mit traditionell niedrigen Bezügen. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die aktuelle Einkommenssituation der Mitarbeiter, sondern auch langfristige Auswirkungen auf deren Versorgungssituation im Alter. Dies schlägt auf das Konsumverhalten der Mitarbeiter durch und somit wird die ein oder andere Anschaffung auf das nächste Jahr verschoben oder gänzlich gestrichen.
Auch der Maschinenbau, einer weitere wichtige Stütze der Deutschen Konjunktur, wird die Auswirkungen des langen Winters noch zu spüren bekommen. Bauunternehmen verschieben wichtige Investitionsvorhaben in Baumaschinen und Werkzeuge in die Folgejahre oder streichen das Budget für Investitionen ganz und gar zusammen.
Sei es wie es wolle, dieser Winter geht uns nicht nur als Mensch auf die Nerven, er wird verursacht langsam aber sicher auch spürbare Schäden in der Volkswirtschaft.
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