Ökobluff bei Tragetaschen
Der Handel bietet Tragetaschen zunehmend aus Papier an. Im Alltag erweisen sich solche Tüten oft als unpraktisch und kurzlebig. Ihre Nachteile beim Nutzwert sollen sie durch sparsamen Ressourcenverbrauch wettmachen.
Doch tatsächlich ist die Papiertüte ein ökologisches Problem.
Viele Händler bieten Tragetaschen nur noch aus Papier oder Leinen an. Kunststofftüten kosten Geld oder werden gleich abgeschafft. Dabei sind die praktischen Nachteile der Papiertüte kaum zu übersehen. Ihre Tragkraft ist vergleichsweise gering – bei Beladung mit ein paar Flaschen oder Dosen reißt sie leicht ein. Auf die nasse Straße abgestellt, weicht in kurzer Zeit der Boden auf. Sie lässt sich wegen ihrer Dicke und der mangelnden Biegsamkeit nur schwer für die Jackentasche zusammenfalten. Das alles würden viele Menschen in Kauf nehmen, wenn die Papiertüte gut
für die Umwelt wäre.
Das ist jedoch keineswegs der Fall. Vielmehr erfordert die Papierproduktion einen hohen Material- und Energieaufwand. Bei der Herstellung wird zerfasertes Holz in Kochlauge zu Zellstoff umgewandelt. Anschließend wird das Material in mehreren Schritten mit Wasser und Bleichmitteln behandelt, getrocknet, gepresst und je nach Papiersorte weiter veredelt. Laut Umweltbundesamt erfordert eine Tonne Papier in der Herstellung den gleichen Energieaufwand wie eine Tonne Stahl.
Welche Umweltauswirkungen die verschiedenartigen Tragetaschen haben, hat das Schweizer Materialprüfungsinstitut EMPA in St. Gallen ermittelt. In der Ökobilanz schnitt die Papiertüte am zweitschlechtesten ab. Zum Vergleich diente eine typische Plastiktüte aus mindestens 80 % Recyclingmaterial. Gerade diese Plastikbeutel waren lange sehr verbreitet und wurden wegen ihrer Haltbarkeit oft mehrfach genutzt.
Im Ergebnis müsste eine Papiertüte 7,4-mal so oft benutzt werden wie eine Plastiktüte, um ihren höheren Ressourcenverbrauch auszugleichen. Ob sie so lange hält, erscheint zweifelhaft. Noch schlechter schnitt in der 2014 veröffentlichten Studie nur die Baumwolltasche ab. Die müsste 82,4-mal so häufig wie eine Plastiktüte verwendet werden, um ihren hohen Herstellungsaufwand hereinzuholen.
Der Vergleich zeigt: Bei der Papiertüte ist das Image besser als die Wirklichkeit. Den praktischen Nachteilen der Verbraucher steht kein Nutzen für die Umwelt entgegen. Nüchtern betrachtet hat die Plastiktüte eine Renaissance verdient.
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