(ddp direct) München, Februar 2013: In der europäischen Private Equity-Branche herrscht wieder eine positive Stimmung. Nachdem 2012 die Stimmung der PE-Investoren pessimistischer war, werden für das laufende Jahr wieder mehr Deals erwartet – allen voran in Skandinavien und Deutschland. Spanien, Portugal, Italien, Frankreich und Griechenland werden sich hingegen weiterhin leicht rückläufig entwickeln. Als wichtigste Zielindustrien gelten Pharma und Medizin, Konsumgüter und Handel sowie Energieversorger. Dabei stellen große Transaktionen eher die Ausnahme dar, unter anderem weil die wirtschaftliche Situation nach Ansicht der Befragten unsicher bleibt; Fremdkapitalfinanzierungen werden trotz erhöhter Liquidität auf dem Markt schwieriger bei gleichbleibenden Kaufpreiserwartungen. Zwei Drittel der 1.200 europäischen Umfrageteilnehmer sind außerdem der Meinung, dass das Geschäftsmodell von Private Equity-Unternehmen überprüft und dem Marktumfeld angepasst werden müsste. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der neuen Studie „European Private Equity Outlook 2013“ von Roland Berger Strategy Consultants.
„Die Stimmung im europäischen Private Equity-Markt klart langsam aber stetig auf und der Markt nimmt wieder Fahrt auf“, sagt Gerd Sievers, Partner im Bereich Corporate Finance von Roland Berger Strategy Consultants. “Da die allgemeinen Konjunkturaussichten eher unverändert eingeschätzt werden, kann dies auf eine Verbesserung der Situation an den Finanzmärkten und der Entwicklung der Euro-Krise zurückgeführt werden.”
M&A-Transaktionen mit PE-Beteiligung nehmen zu
Aktuell halten 52 Prozent der Umfrageteilnehmer einen Anstieg der M&A-Transaktionen mit Private Equity-Beteiligung gegenüber dem Vorjahr als realistisch – vor allem in Skandinavien (+2,7%), Deutschland (+2,4%) und Polen (+1,9%). Das kann auf die wirtschaftlich positiven Aussichten in diesen Ländern zurückgeführt werden. Deshalb rechnen die Experten dort mit einer stärkeren Übernahmeaktivität.
Dabei erwarten die Investoren insbesondere Transaktionen in den Bereichen Pharma und Healthcare (54%), Konsumgüter und Handel (51%), Energieversorger (41%) sowie IT und Telekommunikation (41%). “Diese Industriebereiche versprechen in den kommenden Jahren ein stabiles Wachstum bzw. lassen Branchenveränderungen, wie etwa die Energiewende in Deutschland, erwarten, die zu vermehrten Transaktionen führen werden. Private-Equity-Gesellschaften können daher durch Übernahmen in profitable Geschäfte einsteigen”, erklärt Roland Berger-Experte Sievers.
Eine leicht rückläufige Marktentwicklung wird vor allem in Ländern erwartet, die mit der Eurokrise stärker zu kämpfen haben – allen voran Griechenland (-1,0%), Frankreich (-0,7%), die Iberische Halbinsel und Italien (-0,6%).
Fremdkapitalbeschaffung wird schwieriger
Große Transaktionen über 500 Millionen Euro werden auch 2013 eher die Ausnahme bleiben, denn Experten halten unter anderem die Fremdkapitalbeschaffung weiterhin für schwierig: “Dieses Ergebnis verwundert, da aktuell viel Liquidität im Markt vorhanden ist und vereinzelt Vorbereitungen für Verkäufe größerer Targets angelaufen sind”, meint Sievers. “Insbesondere die Attraktivität und Kaufpreiserwartungen werden für die Anzahl und Größe der Transaktionen entscheidend sein.” Die Studienteilnehmer erwarten, dass zumindest die Attraktivität der Targets steigen wird. Bei den Kaufpreiserwartungen wird keine signifikante Reduzierung gegenüber dem Vorjahr vorhergesagt.
Akquisitionsquellen stellen hauptsächlich Mehrheitsbeteiligungen von familiengeführten Unternehmen (46%) und mit je 43 Prozent Carve Outs (Abspaltungen aus Konzernen) und Secondary buy-outs (Verkauf an weiteren PE-Investor) dar. Als potenzielle Käufer führen strategische Investoren (23%) das Feld an, gefolgt von anderen Exit-Möglichkeiten über PE-Unternehmen sowie Dual- (Prüfung Verkauf und Börsengang) oder Triple Tracks (Prüfung Verkauf, Börsengang und Refinanzierung) mit jeweils rund 20 Prozent.
Der Fokus: die Anpassung des Geschäftsmodells
PE-Investoren fokussieren 2013 verstärkt darauf, ihre Portfolio-Unternehmen weiterzuentwickeln. Dafür setzen sie sowohl auf strategische (39%) als auch auf operative (36%) Maßnahmen. Finanzielle Maßnahmen, wie Refinanzierungen oder Rekapitalisierungen, sind nur für 26 Prozent der Befragten relevant.
Zwei Drittel der Investoren sind der Meinung, dass sie die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells auf den Prüfstand stellen sollten. “Durch die Finanzkrise wurde ein gewisser Anpassungsbedarf offensichtlich. So ist zum Beispiel ein passives Portfoliomanagement langfristig nicht mehr tragbar. Die Private Equity-Branche sollte heute die Chance nutzen, sich mit einem aktiveren Management von Portfoliounternehmen dem neuen Marktumfeld anzupassen, um künftig für mögliche Krisen besser gerüstet zu sein”, fasst Sievers zusammen.
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